Lisa Fritsch
Penelope
George hatte seine Polypex-Badewanne zu einem Boot umgebaut, grün lackiert, und Penelope getauft. Warum nicht zur Nachbarinsel paddeln? Schließlich gelang es ihm - und es gelang ihm viel -, Gabrielle zu überreden, seine Einladung anzunehmen.
Heute Morgen saß er in seinem Wannenboot und hob die Hand zum Victory-Zeichen. Es gibt kein Zurück mehr, hielt Gabrielle im Notizbuch für die Nachwelt fest. Sie blickte durch ihre Sonnenbrille auf den Kanal, der – vom Ufer aus schlecht einsehbar – am Ende der Bucht zwischen den Felsen und Klippen ins Meer mündet. Er tauchte das Paddel ins Wasser, und obwohl noch Windstille herrschte, begann Penelope sich quer zu stellen und sich zu drehen. Vor den Sirenenfelsen zu kentern, wäre ein Pech, ein Missgeschick, sagte George, wobei er die Betonung auf Geschick legte, während er versuchte, die Wanne zu lenken und Abstand zu den Felsen zu halten. Penelope durch die Wellen führen, heißt navigieren, auch für den Ernstfall der Zweisamkeit.
„Uns fehlt eine GPS-Navigation, damit könnten wir offen sein für die übrige Welt.“
„Das sind wir ohnehin“, sagte er „vom Satelliten aus gesehen, liegt hier alles offen durcheinander:Taschentücher, Lippenstift, Schirmkappe, sogar deine Notizen sind hier ausgebreitet.“
Was wird das bloß? Ich halte die Brise für einen Sturm, er hält den Sturm für eine frische Brise. Die Wellen, die auf uns zukommen, schlagen gegen die Wanne, es wird immer schwieriger, den Kurs zu halten. Schreiben bis zur Selbstaufgabe, notierte sie durchnässt, den Umriss des Rettungsringes vor Augen. Fehler in Unkenntnis der Wetterlage zeigen uns, dass es nicht so weitergeht.
„Hast du die Wettervorhersage nicht gehört? Wenn der Wasserdruck den Verschluss aus dem Abfluss drückt, haben wir die Bescherung.“
Er war jetzt schweigsam und als sie sich umdrehte, konnte sie sehen, wie er die Oliven für sie bereithielt, während er den Seetang hinunterwürgte.
„Willst du die Oliven?“
„Nein!“
„Ein Stück Melone?“
„Nein! Das Schaukeln ist grauenvoll. Und du meinst, ich kann das aushalten?“
Texte aus: Wannen Wonnen. Sonderzahl Verlag.
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Lisa Fritsch
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Interview
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