poetenladen    poet    web

●  Sächsische AutobiographieEine Serie von
Gerhard Zwerenz

●  Lyrik-KonferenzDieter M. Gräf und
Alessandro De Francesco

●  UmkreisungenJan Kuhlbrodt und
Jürgen Brôcan (Hg.)

●  Stelen – lyrische GedenksteineHerausgegeben
von Hans Thill

●  Americana – Lyrik aus den USAHrsg. von Annette Kühn
& Christian Lux

●  ZeitschriftenleseMichael Braun und Michael Buselmeier

●  SitemapÜberblick über
alle Seiten

●  Buchladenpoetenladen Bücher
Magazin poet ordern

●  ForumForum

●  poetenladen et ceteraBeitrag in der Presse (wechselnd)

 

Sebastian Unger
AUSBRÜCHE AUS BORGE'S ZOO [1-3]


[1] Borametz – Das pflanzliche Lamm

Schmerz ist ein Lehnwort der Anatomie
die Größenbestimmung von Mais und Mensch – die Überlandleitung
die das Kornfeld vor dem Abheben schützt
der Juni ruft die elastischen Tiere zurück, den ganzen Weg
die Sonnenwende und ausrollbaren Donnerstage, die Beete und Kirchen
die rasende Farbverschwendung
wir fragen Borametz – das unheilbar pflanzliche Lamm
nach seiner Not

„Dass Pferde sich selbst nicht geheuer sind (sie lauschen von außen an sich) –
das muss ein Ende haben
dass Hunde sich selbst überholen (und schließlich vor sich leben)
mit hinderlich fliegendem Bein – das muss ein Ende haben
dass der Körper in den Spiegeln und Gebirgsbächen wohnt
als Lebendmetall (die Krankheit der Tiere) –
das muss ein Ende haben
so wuchs ich von der Weide weg indem ich fraß“

Es nieselte
wir nahmen Borametz mit nach Haus
es starrte auf die Autobahn, als wollte es noch etwas sagen
wir gaben ihm Futter und den organischen Teil seiner Trauer zumindest
wuschen wir täglich
wir verhüllten die Sechsuhrglocken der nahen Kirche, wir verhüllten den Sommer
wir überschlugen die Summe der Insekten
und nannten die Zahl, in der kein Drängen mehr war
doch es sprach nie wieder mit uns
Sebastian Unger  2012   

 

 
Sebastian Unger
Lyrik
Ausbrüche aus Borge's Zoo