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Sibylla Vričić Hausmann
Christine

Ich griff nach schönen, gewichtigen Büchern und sagte mir, ich würde das in der Vergangenheit Versäumte schon noch nachholen. – Christine de Pizan

danke, Venice, dass du mich wiegtest, seinerzeit
spieltest mit mir, luftige Vase, spieltest das Lied, du bist
Stämme, ein Bukett, ins Wasser gehauen, singende Pfähle

ich zähme die Rede, die in schwingenden Zungen zerbrach
als mein Freund verpuffte. er war weiß und rot und blühte
zwischen den Stämmen, aber dann lag er still mit dem Staub und

ich, Christine, allein, seulete, ohne Gefährten oder Gebieter
erfüllt nur mit Atemwolken und anderen rauchigen Perlen
meine Finger (um nur einige zu nennen) bleiben kalt

sie hören nicht auf mit dem Federn. leben als Dame und Mann
der Griff nach wichtigen Büchern tröstet in Gärten, in denen
die sich verbergen, hinter Zähnen, weißen Wachhunden, zwischen

gebauschtem Stoff, meinem Zelt, aufgespannte Gesichtszüge
Witwenschleier, Doppelfirst auf Stirnsockeln
vor die gesunde Sandalen ziehen, geschnürte Zehen

im Buch den Daumen die Dame hat, bis der finale
Vorhang, zweigehörnt, fällt. ich glitt in die Welt, gondelgleich
Kopf voraus. mein spätes Studium
  hat mir nicht zum Schaden gereicht
Sibylla Vričić Hausmann   2017/2018    Aus: 3 FALTER

 

 
Sibylla Vričić Hausmann
Lyrik
Gespräch