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Tobias Falberg
Plastiniertes Gelände
Aufkeimt Kraftwerksbeton, erst eine Knospe nur,
glatt und grau aus dem Braun körniger Erde, dann
pumpt er Triebe nach oben,
fünf zylindrische Röhren, dick,
saftig, voller Substanz, um Energie aus Brenn-
elementen und Dampf mittels Turbinenpark
tief im Wald zu erzeugen,
sie zu speichern im Wurzelblock.
Stäbe reifen, ihr Schmelz stockt an der Luft, gerinnt,
bindet Käfer und Tier, Unkraut, Gebüsch, das hier
ledrig siedelt, sich gegen
Licht und Reste von Regen wehrt.
Eichen, Buchen gebannt. Reglos verharrt ein Schwarm
luftversiegelter Krähn. Rehe und Hasen stehn
starr, in seltsam verrenkter
Körperhaltung im Raum fixiert.
Bald sprießt neuer Beton. Kraftwerke treiben aus
über steinigem Grund. Es konserviert der Wald
mit aseptischen Blättern
unermüdlich sein Biotop.
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Tobias Falberg
Lyrik
Plastiniertes Gelände
Bild-Text-Gedichte
Lyrik 2008
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