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Bianca Döring
Gobelin der silbergraue Sommer webt uns in sein endloses Stückdurch die sich hebenden senkenden Körper zieht das Schiffchen wie leuchtende Fäden die Tage Danae sitzt im Gehäuse der Zollstation sie sagt: schwer geht der Regen durch die Träume ich werde einen Sohn bekommen seine Mutter wird weinen – sie zieht mich zu sich und flüstert: ich sehe mich liegen mit aufgelöster Haut und warten auf die eine Angst oder die andere unser silbergraues Webstück ist auf den Stuhl gespannt der interessierte Besucher betrachtet die Erzählung unserer Tage als mythischen Stoff voll Bewunderung streift sein Blick die vergoldeten Schindeln Prachtflecken im Brachland durch das wir in diesem Sommer endlos fahren in dessen Gewebe wir dem die Zeiten kreuzenden Schiffchen begegnen an Deck in Sonnenglut liegt ausgestreckt der Held Danilo gevierteilten Lebens doch immer noch kampfbereit am Ufer hocken die Männer und rauchen in die hohle Hand ich bewundere die Kunst mit der sie die Glut ins Meer schnippen diese Fähre müssen wir nehmen wenn wir im Schutz unserer Pässe reisen wollen wenn wir nicht schlafen wollen im Lande Kolchis die Schwarzmeerflotte im Rücken und vor uns die Einzelheiten des Grenzübertritts man muß den gleichen Azurfaden für Himmel und Meer nehmen es gibt keine Grenze dazwischen sagt träumend Danilo wir beide schweigen ich weiß was du sagen willst: das sieht nicht aus Danilo bei uns schätzt man die Grenzen und nennt sie peras und meint: von woher etwas sein Wesen beginnt zum Abend frischt der Wind auf – die über die Reling spritzende Gischt heilt Danilos geteilten Leib wir sind froh in der skythischen Finsternis einen ortskundigen Begleiter an Bord zu haben wir fragen ihn nach Danae – er hat nie von ihr gehört ist das das Land der Skythen dann hat Danilo gefälschte Papiere und ist unsere Währung nichts als Spielgeld für die Besatzung wir zeigen ihm Bücher und lesen darin bis in den Morgen doch Danilo hält unsere Verse für bare Versprechen und will mit uns zurück nach Kolchis das an Holz Flachs und Hanf reiche Land durch die Schleusen aber kommt er nicht mit gefälschten und auch nicht mit echten Papieren nur unsere Danae in den Büchern hats leicht – sie zieht mich zu sich heran und sagt: du kannst nicht für andere traurig sein denn für dich ist der Regen diesseits wie jenseits der Grenze derselbe Aus: Pontus. Gedichte. Wallstein Verlag 2009
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Daniela Danz
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