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David Krause
Auszüge aus dem Zyklus im Kristall (Gedichtband Im Kristall) Nachts sinkt der Körper in den Kristall zurück, wird schmerz- los gebrochen, vom Raum ab- geschnitten ins Funkeln versetzt. Wer ist in diesem Zustand für was zuständig? Die Aughände öffnen sich, Lippen als Lider, die Füße zucken im Leeren, Reflexe des Lichts. der Zustand lässt sich nicht im Gehen verlassen. Die Liderlippen müssen den Augen den Raum ersprechen, Die Aughände ordnen, warten die Füße, funkelnd funkend im Kristall * auf dem Tisch die Fernbedienung, nach der ein Kind greift aus dem Gitterbett heraus, aus dem Fernsehen heraus zwei Jahre alt. Will's vorspulen, wachsen oder zurück-, bis es im Hochzeitswalzer der Eltern verschwunden wär, ein Wunsch zweier Liebender, die von einer Discokugel besprenkelt tanzen, verlangsamt, beschädigt, die Tonspur dunkel. Vielleicht will's vorspulen, zurückspulen, von beiden Seiten am Filmband reißen, bis es kaputt ist, das Lichtkind, verletzt vom hundertfachen Ansehen: Schnitte, Flimmern, gebrochene Stimme * Mehl und Puderzucker, Jahre waren vernebelt. Und Mutter nahm in ihre Hände ein Gesicht, und knetete ein Lächeln, ein Ich liebe dich, hart gebacken, knackende Knochen. Und wir weinten nie mit dieser Schicht auf dem Gesicht, ein Mehl, das in der Luft lag wie der Puderzucker, der in der Luft lag wie der Kreidestaub, der nach dem Verwischen der Verben von der Tafel in der Schule in der Luft lag, so wie der Mehl uns vernebelte daheim und alles formbar machte
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