Dominik Dombrowski
Sightseeing
Als die Welt uns noch so weit schien
daß ein Wald schon genügte
um sie uns nicht länger rund denken zu lassen
Stifterstunden Eichendorff laternenlos
mit Handgenähtem nebelwärts
Oder noch früher die den Wein soffen
aus den Äpfeln der Bäume
die ihre Ahnen schon gesät
man kupferte da die Räume der Erde
das Unentdeckte zwischen Tahiti und Neuseeland
noch mit Fabelwesen
Aber wie lange dümpeln wir jetzt eigentlich schon
pangalaktisch an die Tresen
all die Barhocker ein Gethsemane ALL
I HAVE TO DO IS DREAM
die abgebrauchte Sehnsucht die Postkartenschau
auf jeden Stecknadelkopf Neues
die Götzenschnitzereien der Hungerkünstler vielleicht
die wir wie Glaubensbekenntnisse
aus den Dörfern hinterm Monsun
im Brustbeutel heimschleppen
hinter die sichergebauten Alpen
Nicht viel später geraten sie zum äugenden Wintertotem
mäßiger Morgenonanie
wo uns das Geschlecht kleingetaut
in den schmerzenden Schlaf wiegt
kurz vor der Überschwemmungsmeldung aus Chittagong
der ein oder anderen Badeölverheißung
dem schmissigen Gassenhauer
einer düsenden segnenden Liebesbotin
aus der dritten Sternenmitte
von links vor den Elfuhrnachrichten
Hier birgt bereits jede weitere Untergangsvision
beinahe Arkadisches in sich
zuvörderst den Frohsinn
eines Gnadenschusses
So bist nun auch du mit der zwölften Zigarette
vor dem Toaster
zum Stillstand gekommen
in Erwartung deines schwarzen Brotes
und irgendwelche als wär's nebenan
so siehst du es
später geduscht vor dem Sonyportal
schwärmen 6oo km Luftlinie
räderschwingend vor dir
durch das Brandenburger Tor und fordern
Parkplätze für Behinderte dann wieder Schlager
über den Wolfgangsee
über die Liebe im Cabriolet
schließlich eine Melancholie ums Bier
mit herbstgesäuertem Blick kratzt du dir dabei
die fruchtlosen Eier wund und wachträumst für immer
durch die Ägäis zu ziehen
und die Jahre dem Schnaps hinzugeben
Dann von Athen aus noch die letzte
Maschine erwischen
nach Bangkok und schnell weiter nach Mae Singa Song weißgottwo
dort an einem Bahndamm kauernd
eine Garküche betreiben und immer höher hinaus
ins immer dichtere Grün in die Bergketten
nahe Laos und Kambodscha
hier in einer Opiumhöhle
immer weiter abmagern
und zusehen wie eine Affenbehaarte
ihn kritiklos in den Mund nimmt
während sie dir die Dokumente filzt
und schließlich einem unverlogenen
Schlangenbiß erliegen
Dann springt dein Brot hoch
und in den Lostrommeln deines Haussenders
schlängeln sich zu Wagners fliegendem Holländer
ersatzweise weißblonde Glücksfeen live
und kulleräugig nach Reisegewinnen zum Wrack
der Titanic bei Neufundland zauberhaft
Dominik Dombrowski 31.01.2008
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