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Frauke Tomczak
Rhein-Knie-Fall
anlässlich einer Ausstellung jeden morgen. Den giftigen Becher bringt mir jeden Morgen mein Freund, der Taucher vom Grund. Ein Gruß von Kaisers Stuhl zur Vernissage Honores und kichernde Tröpfchen vor düsterner Schwernis in Kreide, in Kupfer – der Strom und wieder der Strom, uns Deutschvater all. Und sängen dann alle Männerchor, faustisch, vor welligwarmwogend Undinen, Wehmut in Auge und Brust „bedeuten, bedeuten, bedeuten ...“ die Loreley ohne Verfasser. Fall in den Rhein, jeden Morgen bringt mir mein Taucher den Gifttrank vom Grund. Ich schüttle mich kurz vor den romantischen Weiden, dem Burgpech und Schwefel wünsch Erdbeben zu Chili und geh vorbei an dieser Stellung, Bilderausstellung „Ansichten des Rheins“, geh und suche in meinen Büchern ... Hast du den Vater Rhein in seinem Bett gesehen? o indiscretio du occulus damnatus. da wälzt sich nackt bis auf die Stiefel ein fetter General. Und mitten in nebelnden Wiesen grasen Walküren mit fetten Ärschen und wiederkäuen im Takt. Ein Strom ist ein Strom ist ein Strom und kann nicht dafür, nicht dawider - ein schwermütiges Opfer, das fließt. Fänd ich die sitzengebliebene Brücke, mein Taucher, so wie ich ein Delta verschwimmend im Himmel von oben, vom Flugzeug den Strom einmal sah – mein Taucher, mein Taucher, lass ab. So wie die mythischen Namen der Schiffe Persephone trifft Dulcinea vor Kaiserswerth die lachen, die lachen laut auf vor dem Ruinengerümpel – so lieb ich den Rhein.
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Frauke Tomczak
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