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Frauke Tomczak

Rhein-Knie-Fall

anlässlich einer Ausstellung
„Ansichten des Rheins“, Uni-Bibliothek Düsseldorf

Fall in den Rhein
jeden morgen.

Den giftigen Becher
bringt mir jeden Morgen
mein Freund, der Taucher
vom Grund.

Ein Gruß
von Kaisers
Stuhl zur Vernissage
Honores und kichernde Tröpfchen
vor düsterner Schwernis
in Kreide, in Kupfer –
der Strom und wieder der Strom,
uns Deutschvater all.

Und sängen dann alle
Männerchor, faustisch,
vor welligwarmwogend Undinen,
Wehmut in Auge und Brust
„bedeuten, bedeuten, bedeuten ...“
die Loreley
ohne Verfasser.

Fall in den Rhein,
jeden Morgen bringt
mir mein Taucher
den Gifttrank vom Grund.

Ich schüttle mich kurz
vor den romantischen Weiden,
dem Burgpech und Schwefel
wünsch Erdbeben zu Chili
und geh vorbei
an dieser Stellung, Bilderausstellung
„Ansichten des Rheins“,
geh und suche
in meinen Büchern ...

Hast du
den Vater Rhein
in seinem Bett gesehen?
o indiscretio
du occulus damnatus.
da wälzt sich nackt
bis auf die Stiefel
ein fetter General.
Und mitten in nebelnden Wiesen
grasen Walküren
mit fetten Ärschen
und wiederkäuen im Takt.

Ein Strom ist ein Strom ist ein Strom
und kann nicht dafür, nicht dawider -
ein schwermütiges Opfer,
das fließt.

Fänd ich
die sitzengebliebene Brücke,
mein Taucher,
so wie ich
ein Delta verschwimmend im Himmel
von oben, vom Flugzeug
den Strom einmal sah –
mein Taucher, mein Taucher,
lass ab.

So wie die mythischen Namen der Schiffe
Persephone trifft Dulcinea
vor Kaiserswerth
die lachen, die lachen laut auf
vor dem Ruinengerümpel –
so lieb ich den Rhein.
Frauke Tomczak  2011   

 

 
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