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Kornelia Koepsell
Prager ErinnerungenÜber den Wenzelsplatz gehe ich früh, um die Zeitung zu kaufen, hingewendet zur Burg sitzt König Wenzel zu Pferd. Wegen des Fiebers ziehe ich meinen Wollmantel enger, über den Gassen liegt Stimmengewirr, überall gibt es Pilsener, Tycho Brahe hat ganz in der Nähe nachts in den Himmel geblickt, wegen des Merkurs. Die Uhr schlägt zwölfmal, Apostel kommen durchs Türchen von vorne, dann, mit plötzlichem Ruck klappen sie wieder ins Nichts. Jahrelang ist das her, in der Erinnerung drängt sich nicht das goldene Prag, sondern die Kirche von Sankt Method und Kyrill mir auf. Die Attentäter von Heydrich flüchteten hierher, keiner entkam der SS. An einer Einkaufsstraße der Neustadt liegt diese Kirche, unauffällig und grau. Ein paar Stunden danach saß ich im Zug, sah auf Weizenfelder, Baracken, alte Fabriken, blau lachte der Himmel. Ich las von der Erfindung des glagolithischen Alphabetes durch Kyrill, die Heilige Schrift wurde von ihm übersetzt.
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