Lars Reyer 
Der schwache Stoff
blieb für das bloße Auge 
unsichtbar, Verdunklung nur auf  
einem Diagnoseblatt, lose Ziffernfolge 
zum Rand hin ausgedünnt, ich sah 
die Zeichen, doch verstand sie nicht.
 
Dann wurde die Kanüle angesetzt. 
Durch die Venen zuckerte das Mittel, Kontrast, 
ich konnte mich nicht sehen, doch 
auf dem Schirm erstrahlte wohl mein Inneres, 
im Blick des Arztes glänzte Radium & mit 
dem feuchten Auge ging er ran, er tastete
 
die Hoden ab. „Bitte einmal 
kräftig husten!“ Ich spürte nur die kalten 
Fingerspitzen, den Druck, als käm von Ferne 
so ein Traum zurück, den ich schon ab- 
gestoßen hatte, vom Wartezimmer hörte ich 
Rumoren, das Neonlicht drang durch die Ritzen –
 
„es tut mir leid, ich kann nichts finden“, woher 
das Eiweiß kam im Harn, die roten 
Blutkörperchen, das blieb geheim, er machte 
sich Notizen in sein Heft, die Seiten 
abgerieben, ich knöpfte meine Hose zu &
 
wurde ganz gesund geschrieben...
  
  
Lars Reyer  18.08.2007   
 
 
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 Lars Reyer 
Lyrik 
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