Lars Reyer 
 Die Fernen
In die Pausen gehaucht des singenden Pendlerverkehrs       
ist der Atem nicht viel mehr als ein Geräusch, die Leitung 
Glasfibern, unter Land verlegt, das ist so eine unsichtbare 
Ader, die den Puls nicht richtig halten kann & jedes Wort 
wird umgeleitet, Warteschleife, analoge Melodie. Ich 
 
liege wach & träume von den Jungen, die auf dem Weg 
zur Haltestelle sind, Silberstimmen eingefasst in Silber- 
körper, mit Pflastersteinen schießen sie die Straßenlichter 
aus, die Häuserwände bröckeln ab von ihren Schritten 
gesummte Kalkspur, bald eingekocht in Schlaf, in Stein. 
 
Ich liege wach & mir ist kalt, das Fenster steht auf Kipp, 
die graue Luft, der Greisenbart, zurrt mich ans Bett & 
meine Knochen, spür ich, sind so dürr, dass jedes Wort 
in ihnen zittert, Vermutungen zitiert, die abgeklemmten Fern- 
gespräche, jetzt ist nur so ein silbrig Tuten in der Muschel.
 
  
Lars Reyer  18.08.2007   
 
 
 | 
 Lars Reyer 
Lyrik 
  |