Lars Reyer 
   
Laubsägearbeit
Aus dem abgeklemmten Kühlschrank neben der Werkbank     
holt er sich den Klaren, die Flasche hat kein Etikett, 
früher brannte er noch selbst, Holunderbeeren, weißen Klee – 
er wusste wie man destilliert, die Kolben hielten länger 
 
als sein schwarzes Haar. Nie hab ich gern die Zeit verbracht 
in diesem Kellerraum & als ich dort die Wände strich 
kam unter den Schichten der Farbe der graue kahle Stein 
erneut hervor. Die Ordnung all der Schraubenzieher, -schlüssel, 
 
Hämmer, des Elektroschrotts (sein blindes Auge richtete 
der RFT aus seiner alten Ecke stets auf mich). Wir bauten dort 
einmal, aus dünnem Sperrholz, eine Landschaft wie man sie 
nicht fand in diesen Breiten, mein Blatt brach immer an der Stelle, 
 
wo der Schäfer mit der Herde auszusägen war. Er faltete 
wie zum Gebet die Hände, rieb sich die Ballen, das bringe eine 
starke Leber, höre ich ihn sagen, hebe meine Flasche, die längst 
kein Etikett mehr trägt & stoße ohne Zögern auf ihn an.
 
  
Lars Reyer  18.08.2007   
 
 
 | 
 Lars Reyer 
Lyrik 
  |