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Tom Pohlmann
Rasantes Wachstum

Entweder fehlte das Papier
für die Plakate, oder der Plakatkleber
war krank. Entweder oder waren Worthülsen
beim Sprechen, die intakt blieben,
wenn auch die Farben fehlten
für den Druck von größeren Formaten
in der Zeit der leeren Litfaßsäulen.

Eine davon war überdacht
vom Baldachin eines Trompetenbaums
und eingefasst von Bordsteinkanten
auf dem Dreieck Wiese
einer kaum belebten Straßenkreuzung
Richtung Stadtrand, wo bei gutem Wetter
im verwaschnen Putz
die Kieselsteine blinkerten.

Kam ich vom Limonadenholen
aus dem Sommer, setzte ich den Krug ab
und nahm Platz auf dem Sperrsitz
im Gras, vor den glitzernden Kieseln
der Leinwand. War der Vorfilm
langweilig, hob ich die Nadel,
wie bei einer Schallplatte mit Sprung
weiter zum Hauptfilm, den ich laufen ließ
mit dreifacher Geschwindigkeit.

Bis auf die Szenen,
die mich wunderten.

Zum Beispiel die, als Lino Ventura
und Isaac Hayes, bevor sie auf Gangsterjagd
gingen, Spiegeleier brieten

auf der Heizfläche
des umgedrehten Bügeleisens.
Tom Pohlmann    06.01.2010   

 

 
Tom Pohlmann
Lyrik