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Tristan Marquardt
auszüge eines tunnelkatalogs
tunneln
tätigkeitsvariante der sachlage tunnel. lässt bei abwesenheit eines tunnels anderes zum tunnel werden – wobei es um die handlung, nicht ihr resultat geht: was getunnelt worden ist, wird nie tunnel geworden sein.
tunnelblick
theoretisch die art und weise zu schauen, als würde man sich in einem tunnel befinden. praktisch die behauptung einer person a, eine person b verhalte sich erstens so und möge dies zweitens unterlassen, um eine gleichheit der gefühlten räume zu erlangen: gemeinsam zu schauen, als würde man sich nicht in einem tunnel befinden.
tunnelgleichung
aussage: im fall eines tunnels finden gegensatzpaare ihren gegensatz.
erster beweis: befindet man sich außerhalb eines tunnels, existieren ausschließlich zwei tunneleingänge. befindet man sich innerhalb eines tunnels, existieren ausschließlich zwei tunnelausgänge. folglich hat ein tunnel nie eingang und ausgang zugleich.
zweiter beweis: während das licht am ende des tunnels sichtbar und somit nachweisbar ist, wird sich das licht am anfang des tunnels, das man in der zur blickrichtung je entgegengesetzten richtung vermuten muss, nie in seiner existenz nachweisen lassen.
tunnelzwang
beschreibt die unmöglichkeit, in einem tunnel andere raumfaktoren als den tunnel selbst gelten zu lassen. auch wenn man bspw., bevor und nachdem man einen tunnel durchquert hat, auf einer straße gefahren ist, wird man sich währenddessen nie auf der straße, sondern immer im tunnel befunden haben. und obwohl der untergrund eines tunnels vollkommen mit der sachlage straße übereinstimmen kann, kann er nie selbst straße sein. führt also eine straße durch einen tunnel, gibt sie einen teil ihrer existenz auf.
tunnel
weg des geringsten weges.
brücke
weg des geringsten tunnels.
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