Shakespeare Sonett 66 Übersetzung: U. Erckenbrecht
William Shakespeare: Sonett 66
Ich will mein Leben hier nicht mehr vergeuden!
Begabung lebt von kargem Hungerlohn,
der aufgeblähte Nichtsnutz praßt in Freuden,
die Treue wird zerstört durch Korruption,
die Ämter werden schamlos fehlbesetzt,
die Jugend endet in der Geilheit Hand,
die Fähigkeit wird unfair abgesetzt,
die Kraft sieht sich durch Pfuscherei entmannt,
die Kunst wird durch die Obrigkeit gegängelt,
die Narrheit doktert am Verstand herum,
vom schlichten Wahrheitssucher heißt's: „Er quengelt“,
die Güte wird im Sklavenjoche krumm.
Ich will dies ganze Elend nicht mehr sehen;
doch wär's dann auch um meine Lieb' geschehen.
|
Ulrich Erckenbrecht
Lyrik
Shakespeare Sonett 66
|