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Ulrike Draesner
lied im bauch

schmerz; das sind die geschabten wände
im bauch
  – leer geräumt, stillgestellt,
in allen muskelfasern, in allen fasern
fehlt das kind –
  im bauch. es gelten die gesetze
der reproduktion, sie machen geräusch, die
küretten, sie saugen sich fest
im keim, im dezember
  – im bauch. krankentische
klappen herunter, weiß und geschabt, die
gesetze der hygiene gierig
sitzt der stöpsel im rücken der hand
  – rotes
plastik und trinkt. was aber heißt
„wolke“)
  würzelchen, du.
auf dem gang wird gesungen,
geschrubbt.
  äste schrubben das fenster,
die nacht. tritt herbei, zur wanne,
zum heißen wasser
  – im mensch.
der weint; in allen fasern mißt
seine weite (im auge, im herzen)
allein in der nacht,
  vermißt
die kleinen buchten, das kind.
  die eingebogenen
finger zur kehle wie
zum singen gereckt
  da, an der wand
(eine wolke erst) bläuliche sphinx,
fragen –
  in allen fasern (allen
sprachen - sie klappen
herunter, sie klappen
herauf)
  mit dem spiegel
der abgeschabten wand (die äste
am fenster) ungestillt.
  fasern. auf stille gestellt.
doch hungrig, doch ragt
aus der hand der stöpsel
rot, ein leergeräumter mund
  – unstillbar, im mensch.

Anfang des Zyklus bläuliche sphinx
zu einer fehlgeburt

Aus: für die nacht geheuerte zellen, 2001, Luchterhand Verlag

Ulrike Draesner   2014   

 

 
Ulrike Draesner
Lyrik