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André Schinkel
Weimar in Mai Jenen Baum im Park an der Ilm werde ich nicht Vergessen: wo wir so lange sorglos lagen, Als wäre kein Gestern und Morgen, worin wir Uns hätten längst verlaufen müssen; einer, Denkt mir, des andern sich wählender Fels – Und eingepasst in das Hetzen und Drängeln, das Selbst dort, unter den Vorhängen der Bäume, Noch rauschte – ein jambisches Rattern gegen Die sanfte, gekalkte Idylle, wo der Meister Sich einst von Hexametern nährte; die man das Gartenhaus nannte, ein Ort der Erleuchtung, Eine Pilgerstätte für Beseelte und Katzen; wo Der zahlreich Bewunderte Daktylen und Frauen beschlich. Und so auch wir: im handelnden Duft eines frühen Sommers, verschwitzt und Gefangen in uns und: unseren Versen, zu deren Rettung wir so beredt und bedeutungsvoll Schwiegen... – Es war der Ort, der Schweigen Gebot und unsere Träume bestäubte, mit dem Seltsamen Licht, das, so schien es, von den Altern her, über das blinkende Flüßchen, blaß Kam. Jenen Baum im Park an der Ilmwerde Ich nicht vergessen: hier lagen wir, liegen, Werden wir immer gelegen haben ... scharf geht Der Wind in den Röcken einer Begehrten, Heiß, von der Stadt her, in der das Staunen Und Trappeln, so sagt man, das alte noch ist. Bald rufen die Glocken das Volk in die Museen und Grüfte, um Zeugnis zu geben vom Drängen der Sorge ... Affchen waren wir, falb, Lagen verstummt in den Halmen der Zeit, Einen Moment im Einklang mit uns – bevor Das wachsende Rauschen uns einzeln und trübe Verschlang und der Anhauch unserer Liebe Betäubt und unaufhaltsam ins Erinnern gerann. Aus: Unwetterwarnung. Raniser Texte. Lese-Zeichen, 2007
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André Schinkel
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