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André Schinkel
An der SaaleGoldene Drift im herbstlichen Gleichklang der Schritte: Sonst legt Stille dich fest: an den verlassenen Rändern Des Flusses, wo dich das Ufergras einschnürt. Düster und baumlos sind unsere Träume, aber hier Stehen sie noch, geduckte Gefährten, groß und Spröde vor Mitschweigsamkeit. Seltsames Warten Unter gelben, orangefarbenen Himmeln, ferner, Als daß man es ahnt, die Lichter der Menschen, Die da im Götterzorn leben und es die Göttlichkeit Nennen: Halle Landsberg Wettin: versinkende Städte, Oder schon der Vertrocknung anheim ... ihrer Bewohner, in Straßen, gepflastert mit Bärenkalotten. Aber hier, hier bist du getröstet, hier ruht der Zauber noch aus, ohne Statistik, und die Geister Der Alten, in der Luft und den Bäumen, nicken Besänftigt und beschützen den Blick, der ihnen im Augennass treibt. Du zeichnest in die Iris den Spiegel; Dich selbst, einen Baum, zeichnest du ein und die Läufe des Flusses, der sich durch dich und die Alten Hindurch teilt. Du siehst, vor deinem orangefarbenen Himmel, die Geister der Ahnen, schwach ihre Konturen Im Halblicht wie Rauch; und sie tanzen und singen Und lächeln dich an; Moustérien-Steine klacken, Handspitzen Schaber; der Gestirn-Ocker schreit, der Himmel fängt Feuer ... und du sitzt und schweigst Und vereinst dich mit den Göttern, solange die Menschen ihren krummen Geschäften nachgehn. Aber der Fluß ist das Bett und die Rückkehr: dort Wollen wir hin; und du zeichnest auf den Spiegel des Flusses die Augen der Geister, eine seltsame Heimstatt, in der sich die Schatten der Ahnen ver- Doppelt sehn mit sich selbst. Du malst auf die Augen Der Ahnen die Augen des Spiegels des Flusses, Und du selbst bist gespiegelt darin, ein Baum: ein Facettiertes, getuschtes, pastelliertes Aufleuchten der Zweige, in denen die Augen der Ahnen nun wohnen, Ein fröhlicher Tanz entlaubter Kristalle. Die Augen Der Geister gemalt gezeichnet in Luft und auf den Spiegel des Flusses, Äste darin, orangefarbene Himmel Über versinkenden Städten: Halle Wettin auf der Höhe, Landsberg lange schon flußlos, auf verlorenem Posten. Du sitzt in den Augen der Geister des Flusses Und malst deine Augen in den Spiegel der Augen Des Flusses; dich sehen die Ahnen jetzt an, ihre Schlagschatten im Halblicht, und durch das alles Walzt gemächlich der Strom, bereit, das Land zu Verschlingen, die ferneren Städte, das Augenauf- Schlagen der Geister, in dem du dich spiegelst; und wie Götter sich spiegeln im liquor ihrer zukünftigen Blicke. Und während du sitzt, gehen die Schritte dir nach, Auf denen du herkamst, und ich lehne, der Hauch eines Geistes vielleicht, auf deiner Schulter, und sehe unser Sich verzweigendes Bild in den Augen des Flusses.
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André Schinkel
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