WesthafenBerlinisch Zeichen
Reihen von Hallen, aus denen kein Laut dringt. Nur von drüben
ein Rascheln und Knistern aus dem Getreidespeicher. Lesesäle,
nach Roggen duftend. Und überall Gleise. Ein Hafenarbeiter
macht einen Kahn fest, ein Händler hockt auf seiner Ware.
Geschichten aus Stein, die aufsteigen aus hafengepeitschtem
Kauderwelsch. Gesänge so schaumig wie Brackwasser. Man
lauscht, kratzt am Unhörbaren. Am Kai noch ältere Stille.
Spiegelglatt ist das Wasser, schwarz. Verladekräne rollten über
Gezänk und Gedränge des Hafenvolks. Festgerostet. Und der
Sauger auf Rädern saugte mit Saugrohren Schlamm und Unrat
vom Beckengrund. Festgerostet. Doch plötzlich wildes Grün,
Bäume, Büsche, flache Wiesen, Gestrüpp am anderen Ufer. Und
ganz hinten der schmale Streif einer Brücke, wie mit dem Lineal
gezogen. Seltsam, diese Helle, diese eigenartige Ausdünnung der
Bäume, es scheint, dahinter hörte die Stadt auf, und es dauerte
nicht lange, und es begänne das Meer, diese Weite, dieses
Licht, dieses leise pochende Versprechen auf eine karge Bucht.
Glitzernd.
Antonín Dick © Tenea
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