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Asmus Trautsch
(aus: Drei Gedichte nach Arnold Schönbergs Streichsextett Verklärte Nacht op. 4) III Diese Nacht hätte sich anders anhören können. Die Raupenstille wickelte jeden Schritt in den Mull des längst verschwiegenen Abschieds. Forsch und verloren liefen wir mit tremolierenden Borsten an entsetzlich gespannten Widerstandshäuten Sekunde für Sekunde ins Tal die fragliche Frist ab. Für einen Moment hatte sich der Westbahnhof in überbelichteter Hoffnung vor die zerkratzen Aussichten gestellt. Wir lachten: eine Handreichung aus der metaphysischen Blackbox für das Kühlkissen Unendlichkeit! Und dachten: Längst erloschene Sterne über uns wie traumhaft schöne Metastasen. Nimm mich in eine Ader, hefte mich an den Rücken verlässlicher Blutkörperchen, ich bin bereit zur Miniatur, zum Zimtstaub, meine Knochen verleihe ich gratis. Oder lass mich ein Jahr lang in Druckerschwärze auf unsrem Kalender tauchen gehen. Du wipptest dabei mit dem Zwerchfell, in jeder Silbe frei. Mir ging ein ostinater Befehl an einer magischen Leiter empor in den Strom am Kehlkopf: Klumpen, verdampfe! Atem, nimm ihn auf! Dividuelle Genesung? Ja, wir lösen das blinde Teertier unter deiner Leber gemeinsam aus. Und erfinden uns dann eine transsexuelle Kirchenmutter, pilgern per Kanu nach Sydney und laden Hülsenfrüchte für ein Rendezvous mit Filzhüten ein. Auf den sich von unserem Atem schräg abseilenden Endsilben sank um einen Halbton die Anspannung unter dem Kinn weg. Und wir sahen Schein scheinen, scheinhell schien der Schein. Eingekullerte Blautöne purzelten aus der Erinnerung wie selig abgewetzte Flageolette in die Nacht. Wir frohlockten einen langen Moment lang auf dem starren Pfahl der Kälte. Am nächsten Morgen wie immer der Wecker, Dusche, die junge Reklame im Briefkasten, Frühstück und weiter nach dem vorgestickten Muster 12-7-24-60. Drei Monate später, in einem weißen Klinikzimmer, ist das Teertier mit dir tot. Zuerst in: Zeitkunst, hrsg. von Johannes Frank, Aurélie Maurin. J. Frank, 2011
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