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Carl-Christian-Elze
spaziergang II geben wir den äuglein doch ein gutes bild ab: kühe rupfen am gras, ausgezeichnetes gras ausgezeichnete kühe, kauen & schlucken die schlundrinne runter das breitspreitige, ganz wiesenkerbelfrei, jetzt ganz zermanschte luxusgras, am flüsschen, das sehr blau ist unterm himmel, der sehr weiß ist, hoch & dünn. das kuhmaul ist ein ausgezeichnet kussmal schöner grauer kuchen, mohnkuchen, was? wir bleiben bis zum abend, bis zum mond der sehr gelb ist, nicht originell ist, aber aus- gezeichnet aussieht, bei den kühen, die jetzt grau sind auf den wiesen, die jetzt blau sind unterm himmel, der jetzt frei ist, sterne auch zu zeigen überm fetten goudagelb. fehlt dein mund nur, der sehr schwarz wär hier am zaun, der etwas knistert, denk ich noch von späten flügeln, schätz ich, flügeln im elektrischen schmelz, unterm sternenpelz. dich jetzt trinken, ja das wär was, schlemmerei! alle feen schlafen schon, alle wünsche liegen brach. wir drücken beide augen zu, der mund voran übers knisterzäunchen jetzt gebeugt & scheu leicht schnuppernd: kleine atemwölkchen, heu- duft, feucht, aus breiten schlitzen strömts uns mild in unsre engen schlitze: kuss der kuh! dies wunder- magenhorn gefüllte laben! – machts leise muh im blauen gras, wir stehen gebannt. verrannt in unsre falschen fährten! kuss der kuh! nur immerzu hinüber sich ans schwarzgescheckte schmiegen! ist solch ein ausgezeichnet, tröstlich bild. (aus: gänge, Connewitzer Verlagsbuchhandlung 2009)
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Carl-Christian Elze
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