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Clemens Umbricht 
 Die Rückkehr des Odysseus
 Nach Giorgio de Chirico
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Das letzte Ruderstück besteht aus blauer Metaphysik. 
Er paddelt auf dem Weltmeer im Wohnzimmer, 
sitzt in seiner Nussschale auf dem Plüschteppich 
und träumt vom Ende der Irrfahrt. 
 
Ah, wie die See schäumt! Und erst die Götter – 
wütend über den sterblichen Odysseus, 
der wieder einmal allen ein Schnippchen schlägt 
und jetzt sogar die Frechheit hat, so zu tun, 
als würde er in der Badewanne sitzen und plantschen. 
Was für ein durchtriebener Hund! 
 
Aber wie immer weiss er ganz genau, was er macht. 
Möglichst weit weg vom verführerisch lockenden Fauteuil! 
Schnell ans ferne Ende der Teppichfransen! 
Vorbei am tückischen Felsen des Wandschranks! 
Dann ein Sprung auf das Festland der Dielen, 
nicht auf den Bugholzstuhl und das offene Fenster 
mit dem griechischen Tempel achten – 
sondern ab durch die Tür ins Nebenzimmer! 
 
2 
Das alles, während er seine treulose Mannschaft 
draussen auf dem Platz der beunruhigenden Musen 
gegen einen Zweitligisten aus San Remo 
oder Galatasaray Istanbul Fussball spielen 
und wahrscheinlich verlieren lässt. 
Aus: Clemens Umbricht. Museum der Einsichten. Orte Verlag 2012 
  
 
 
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