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Clemens Umbricht
Nabokov in Montreux

Durchsichtige Dinge, bis jenseits des Lac Léman.
Im Grand Hotel führt die Luft
ein Leben als Harlekin, und am Stehpult
ziehen auch die Liftboys ihre Käppis.
Auf einer Bank im Garten sitzen Romanfiguren
und komponieren Schachprobleme.
In wenigen Zügen setzen sie sich matt
und erzählen die nächste Geschichte.

Jemand hört Rachmaninow, hoch über dem See.
Die Berge lassen sich auf dem Balkon
zum Tee nieder – viel Zucker, wie immer,
und die Ferne weiss wie ein offenes Hemd.
Ein Spätnachmittag mit Schmetterlingen,
die auf der Unterseite der Flügel
den Namen ihres Entdeckers tragen –
ohne sie wäre die Literatur ein Irrtum.

Aus: Die Augen über dem Bildrand. San Marco Handpresse, Neustadt 2005

Clemens Umbricht   28.12.2012   

 

 
Clemens Umbricht
Lyrik