Jan Volker Röhnert
Atlantis
So still, wie die Verkäuferin
den Porree vom Fließband
nimmt, ist kein Mensch
hier. Es ist ein Verlangen,
das kein Regal je füllen
wird, kein Wein, abgefüllt
im Ursprungsland, kein
Radieschen, künstlich
in der Gracht bewässert, kein
Blumenkohl aus der Herbst
Saat, keine Bananenstaude,
die ewiglang die Sonne sah. Nicht
mal eine Olive gibt die
Stille, die du brauchst, um
hier raus zu kommen, rauch
nur weiter das Kraut. Das
dir der Neger schwarz verkauft,
dreh das Ding, kein Zug, kein
Gramm bringt dich je dorthin:
So still, als wäre eben die Sonne
untergegangen und jemand neben
dir sagt – das ist Sehnsucht, ihr
nachzujagen jetzt und unters
Meer zu folgen, die Stille
der Tiefsee, Pazifik, was von
Frieden kommt, und was anders
wird, wenn die Atombombe,
schon fast gezündet, an
die Oberfläche steigt: Sie
sagt den Preis und gibt die
Pfennige heraus, einen Schlager
im Kopf, der ihre ganz
private Sehnsucht ist.
Aus: Metropolen. Edition Lyrik Kabinett, 2007
Jan Volker Röhnert 05.05.2009
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Lyrik
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