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Jayne-Ann Igel Aus der Zeit gefallen Postamt 03, der schalterraum im hochparterre – der zeitgenosse erinnert sich, ihn oft zu vorgerückter stunde aufgesucht zu haben, während es draußen schon dunkelte, kurz vor feierabend, um einen expreßbrief aufzugeben, oder ein einschreiben, zu einer zeit, da die eine oder andere beamtin schon genervt, so es ein päckchen auf die waage zu legen galt, im raum etliche kunden, und vielleicht verlangte dann noch jemand nach einem rückschein – trotz des rauhen tons fühlte sich der zeitgenosse aufgehoben in dieser kaverne neonlichts, das hier von wärmerer art, schickte er sich bereitwillig ins warten, an das ende der schlange, es mochte dauern, keine ungeduld im zentimeterweise erfolgenden vorrücken, etwas, von dem er an anderen orten allzu rasch genervt, sodaß er oft seine position aufgegeben, sie ausgeschlagen hatte – vorrücken und wieder verharren, verfallen in starre, aus dem fenster blicken, hinter dem nur schwärze, was beruhigend, oder durch die glastür auf die treppe, die gleichsam erstarrt in diesem licht, samt der gestalten, die im begriff, die stufen hinauf oder hinab zu steigen, erstarrt wie die gesichter derer, die auf dem rückweg vom schalter und nun kaum noch anteil nahmen an den vorgängen im raum, den mählichen schlängelbewegungen – Mag sein, daß sie wankten, dem ausgang zu, wankten, als hätten sie das sakrament erhalten oder wären auch nur ein wenig trunken vom endlichen vorwärtskommen – Er blickte ihnen entgegen, sah ihnen nach, sah sich selbst in der schlange stehen, in gedanken versunken und geübt im warten, mächtig des wartens in einem raum, der aus der zeit gefallen – hier schien die ungeduld außer kraft gesetzt, und er stellte sich nicht einmal die frage, warum es ihm ausgerechnet in dieser poststelle nichts ausmachte, zu warten, wo zu vorgerückter stunde schon alles im entgleisen, fallen begriffen, die angst groß, nicht mehr vorgelassen zu werden, obgleich man das einschreiben schon an der tür aus der tasche gezerrt und nun samt portemonnaie in der hand hielt, in brusthöhe gleich einem brevier – kosmische passagiere, von denen der zeitgenosse kaum einen kannte, es sei denn vom sehen … Aus: Umtriebe. Gutleut Verlag 2013
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Jayne-Ann Igel
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