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Christine Hoba & Christian Kreis
Dummer August und Kolumbine
Spiel der Paare – Christine Hoba und Christian Kreis werfen
sich die Bälle zu.
Kritik |
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Christine Hoba & Christian Kreis
Dummer August und Kolumbine
Gedichte
Mit einem Vorspiel
Hamburg: FIXPOETRY.Verlag 2012
ca. 60 S., 15.00 Euro
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Dummer August und Kolumbine, das sind zwei Gestalten, die ihren Ursprung in der Commedia dell'arte haben. Die Kolumbine war die kokette Partnerin des Harlekin, und auch der Dumme August, heute vor allem als Clownsfigur mit roter Knollennase im Zirkus bekannt, geht auf Figuren jener Commedia ebenso zurück wie auf die buntgekleideten Spaßmacher der römischen Antike und mittelalterliche Hofnarren. Wen wundert's also, daß der schmale Band von Christine Hoba und Christian Kreis mit einem Vorspiel auf dem Theater anhebt, ganz unfaustisch jedoch, eher possenreißerisch und von allerhand irdischen Gedanken durchwoben, das heimische Wohnzimmer dabei unfreiwillig hergerichtet als Bühne zwischen Mitternacht und Morgengrauen. Die beiden Sprecher, männlich und weiblich, kurz C. und C. genannt, streiten darum, auf welche Weise welche Gedichte für ein Buch zusammengestellt werden sollen. Damit stimmen sie uns auf den folgenden, allerdings nicht immer ganz ernsten Schlagabtausch ein.
Sechzehn Mal spielt das Paar sich seine lyrischen Bälle zu. Von links kommen die ruhigen, besonnenen Einwürfe, von rechts wird mit frechen Versen und manchmal laut polterndem Reim gekontert. Ist hier der Schnee „eine ewigkeit von weißem licht“, in dem sich die „metamorphosen / von mülltonnen in kristall“ vollziehen, ist er dort anthropomorphisiert ganz zerknirscht, „macht einen verhärteten Eindruck“ und bleibt nur ein „Potential für Oberschenkelhalsbrüche“. Ist hier vom Anbruch des Frühlings nach dem Winter die Rede, zu dessen „zeugung“ es „wasser / und licht und die unbezwingbaren / gesänge der vögel in den / verschneiten zweigen“ braucht, so reimt die andere Seite ganz unmetaphysisch: „Zehn Liter Sperma kann der Mensch im Leben geben / und einiges davon geht noch daneben.“ So geht es hin und her, vom Winter in den Frühling, von den Ameisen zu den Fliegen, von der Saale ans Meer.
In diesem Fall ergänzen sich die beiden Hälften des ›schreibenden Paars‹ gerade durch ihre Gegensätzlichkeit, denn das Wechselspiel der Stimmen, mal weit entfernt, mal einander sich annähernd über die Brücke eines gemeinsamen Themas, bezieht seinen Reiz nicht nur aus den unterschiedlichen Stilebenen, sondern auch aus dem je anderen Charakter. So nimmt auch der Leser teil an der gewissermaßen ehelichen Commedia, auf die eine, dann wieder auf die andere Seite gezogen, im Wechselbad von Nachdenklichkeit und verschmitzt bübischem Hintersinn.
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Jürgen Brôcan
Lyrik
Ausgangspunkte
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