|
monika rinck
pfingstrosen
in allen phasen der faltung nisten die büschel,
geballte pakete, dicht, eng und stumm
hockt in knospen das drängen nach fetten
vermoddelten zentren in purpur und / oder weiß
wohnen rücken an rücken hinübergebogene blüten
auf krautigen stengeln und blühen sich rund.
als es zu regnen angefangen hat, ich am halm
in meiner großen hand den schweren kopf
gehalten habe, zog kindheit in die feuchte luft,
spitze schreie, habenwollen, pfingstgelockt
zum hang geworden. sehnsuchtsarten stiegen auf
und tauchten wieder ab. wie ich das flüstern
ihrer vielen tausend blüten hörte, wollte ich
die regennasse rose strubbeln, knüllen, fleddern
wollte ihr die blüten rupfen, um mich werfen,
und zertreten, freunde rufen, kommt und schaut
das fette große blütending, was ich da hab
katzenkopfrund weiß und ohne augen, ich, ich,
ich will den katzenkopf, der keine katze ist
durch's irre rudel meiner wünsche treiben
kaputtgemacht und angefaßt, nein unversehrt
lass ich die hehren rosen reglos starr inmitten
jener bahnen stehn durch welche kindheit schnellt.
Monika Rinck 09.01.2007
Verzückte Distanzen. zu Klampen Verlag 2004
|
Monika Rinck
Lyrik
Honigprotokolle
zum fernbleiben der umarmung
Verzückte Distanzen
|
|