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Monika Rinck
UNIO WIESEL
Hört ihr das, so höhnen Honigprotokolle, in Bernstein und Amber:
Fürstlich (oder fürchterlich?) paart sich im Dickicht das Wiesel
mit der Zylinderkopfdichtung. Schläuche, Keilriemen, zuckige Teile.
Wie flink ist das Wiesel, wie schwer der sehr gebremste Unfallwagen,
aus dessen Undichten Kunststoffemulsionen fließen, rosa schillern.
Wahnsinn wars, als Nadelbäume sich entäußerten, so das Protokoll.
Es stürzten die Nadeln, Pfeile, zierlich und keck, fast ohne Kontrolle.
Dies ist das blondeste aller Himmelsgeschosse – Sonne? Oder Sonja
mit der Silberbüchse? Hirsche wittern. Birken imitieren Lichtmaschinen.
Untertriebig hebt die Nase von der Fährte ein gefällter Oktaeder.
Ach, verschonet doch die Wälder, statt sie mit Kaputtem vollzustellen.
Denn dieser alte Zuber flutet zeitig die Genüsse. Soeben noch munter,
in zärtlicher Vereinigung mit den Resten des Blechdachs (Schuppen!),
nun in desolatem Zustand. Marode. Auf Abriss. Unio Wiesel Finito.
Aus: Honigprotokolle. kookbooks 2012
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Monika Rinck
Lyrik
Honigprotokolle
zum fernbleiben der umarmung
Verzückte Distanzen
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