|
|
|
Ulrike Almut Sandig
fliegengitter
an den fenstern die fliegen, der staub auf dem rahmen
was willst du noch streichen, weißer lack wirft sich auf
jedes jahr. im juni hängen wir netze ins offene, die spaltbreit
zu klein sind, halten mücken nicht draußen: kalte küche
spinnenrad, dunkelfilter hinterhof, 20 treppenstufen tief.
kommt wind auf, zittern die körper von fliegen, libellen
den wespen im gitter und schlagen die stoffe weit aus
und zerren am sims, an den rahmen aus eichholz, und
liegen im regen sehr dunkel die zimmer, und wir in den
laken und zählen die zeit zwischen donner und blitz.
am morgen finde ich netze im garten: feucht noch, zerfleddert,
insektenflügel aufgerissen, luft in den maschen, sehr klar.
sieh her, ich kann springen, rufst du von weit oben und
lehnst deinen körper heraus und du zählst noch die
zeit, die du |
brauchst für das fallen und landen, |
|
das heilsein am hellichten tag. |
Aus: Streumen. Connewitzer Verlagsbuchhandlung. Leipzig 2007
|