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Dirk Uwe Hansen
Sappho, Frg. 94 Voigt
„Tot sein, ganz ehrlich, das will ich“,
sie weinte, als sie mich verließ.
Vieles sagte sie und dieses:
„Ach, was ist uns geschehen,
Sappho, wirklich, nicht freiwillig verlasse ich dich.“
Ihr antwortete ich dies:
„Sei froh, geh, und an mich
erinnere dich, denn du weißt, wie sehr ich dich mag.
Wenn nicht, dann will ich dich
erinnern ...
... und gut ist es uns ergangen.
Mit vielen Kränzen aus Veilchen
und Rosen ...
... hast du dich bei mir bekränzt.
Und viele Ketten
geflochten um deinen zarten Hals
aus Blumen ... gemacht.
Und ... Öl,
edles ...
hast du dich gesalbt ... königliches.
Und auf weichem Kissen
die zarte ...
hast du das Verlangen losgelassen ...
Und niemand ... nichts
Heiliges, nicht ...
gab es, wovon wir uns fernhielten.
Kein Hain ...
... Ton
... Gesang. |
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Und wäre am liebsten / tot etwas Bessres / finden wir über / all.
Schau, wenn du gehst, zurück. / Winde aus meinen / Blicken
Kränze, Blumen / ketten aus meinen / Fingern an deinem Hals
so weich / deine Haut wie das Öl, / mit dem ich dich salbte, ist
keine/ Höhle, kein Hain / ist kein heiliger / Ort nur das Kissen, /
auf dem du gelegen. |
Aus: Sappho: Scherben – Skizzen. Übersetzungen & Nachdichtungen von D. U. Hansen. Udo Degener Verlag
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