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Sandra Trojan

Prinzessinnentanz


Sechs Äpfel spät im Oktober –
nicht zittrig am Ast, doch rauhes Rütteln
brächte jede zu Fall. Die Jüngste kreidet
die Zunge sauer, der Ältesten Duft
fault süß den Schwestern noch Reife ein.
Gepflückt werden können sie alle.

Geschrubbte Gesichter sucht der Vater
allmorgendlich nach losen Zügeln ab.
Nur Schuhwerk geht als Beweis noch durch
löchrige Sohlen, gespaltene Zehen
unschuldig falten die Mädchen die Hände
die Knie zusammengepresst.

Und wie es am Königshof nun mal so ist –
schnatternde Jünglinge werden gerufen
um der Mädchen Geheimnis zu lüften.
Geköpfte Häupter, Pulver in Kelchen
nur einer ist schlauer und folgt dem Reigen
zur Hintertür raus, wo Zweige sich neigen

zum Kreis aus händehaltendem Ringelrein.
Stampfende Füße, eins zwei drei vier fünf
sechs eigene Muster, die Röcklein hoch,
die Bäuche mit farblosen Nägeln geschlitzt
bis Schenkel erbeben. Nur der Jüngsten
rankt Scham die Wangen entlang.

Zurück gekrochen, Bericht erstattet
und mitgenommen wird der Preis. Befreit
aus dem schweren Kleid schaut er ihr zu
wie sie Wachs mit silbriger Klinge schabt
in der Hoffnung, dass Haut sich verfangen
möge und reiße, zumindest ein bisschen.

 

Aus: Um uns arm zu machen. poetenladen 2009

Sandra Trojan    9.3.2009    

 

 
 
Sandra Trojan
Lyrik