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Lothar Quinkenstein
Mit August Goethe unterwegs

In der S-Bahn zitierte ich
Zeilen von Kaschnitz er hing
mürrisch am Fenster
starrte auf weidende Ziegen struppige
Bahndammgärten gestapelten Schrott

Auf bebendem Eisen über
die Schnellstraße unsere Schritte
stießen in welkes Platanenlaub buntes
Süßigkeitenpapier

Nekropolis Thermen
Theater Mithraeum er gönnte
kaum einen Blick
ich suchte im Eilen
vorbei an den Trümmern belehrenden Tafeln
die Treppen die Tische den Tau

An der Porta Marina
Mauern zum Sitzen Athleten
bröseln im Mosaik
er wollte hinaus auf die Wiese

Ich hob die Grimasse
belesenen Schauders ins hohe
Dezemberblau in den Duft
von Pinien und Frühling August
drückte den Korken in die Pulle
nahm einen langen Zug

Glaub mir die Schnauze gestrichen
voll von dem ganzen
antiken Schamott Ein Haus
berstend von Schwarten und Scherben
von Stichen Kristallen
Schädeln Granit
und immer noch allem
heiteren Spiele zum Trotz
wir
lästige Fremdkörper inmitten
der herrlichen Allnatur
wir
Stolpersteine im Metrum Ein Haus
berstend von Worten
und immer noch allen
Reimen zum Trotz meine Mutter zu blöd
einen Satz ohne Fehler zu schreiben
von Tag zu Tag dicker und er
bei den Damen auf Kur
Hinter feineren Händchen
tuscheln sie mehr als das Saufen
hätt ich von ihr nicht gelernt
Glaub mir
wär sie nicht gewesen
spät
hätt ich erfahren
dass Menschen einander berühren.
Lothar Quinkenstein   08.2.2012   

 

 
Lothar Quinkenstein
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