Filip Florian
Kleine Finger
In Knochen stochern
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Filip Florian
Kleine Finger
Roman
Aus dem Rumänischen von Georg Aescht
Suhrkamp 2008
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Welche Art von Leichen erwartet man an einem Kurort? Es könnte ein Fall für einen distinguierten Detektiv à la Hercule Poirot sein. „Aber gibt es in Rumänien Kurorte?“ würde dieser vermutlich fragen. Die Karpaten hören sich für hiesige Ohren wie der Rand der Welt an. Ist schon bezeichnend, dass gerade die rumänischen Landschaften wie Karpaten, Walachei und Transsilvanien als Symbol für eine Abseitigkeit, Verschlafenheit oder gar Gefahr herhalten müssen, die man sonst gebannt zu haben meint. Also trifft man dort keinen Poirot und auch die Leichen geben genügend Anlass zur Beunruhigung.
Gefunden werden sie bei archäologischen Ausgrabungen in einem römischen Castrum. Kaum gelangt diese Neuigkeit an die Öffentlichkeit, treten die politischen Vertreter auf den Plan. Die Medienmaschine läuft, die Phrasen werden gedroschen, Spekulationen schießen wie Pilze aus dem Boden. Handelt es sich um Opfer der Securitate? Oder stammen die Leichen aus den 50er Jahren? Der Möglichkeiten gibt es viele und vor lauter Hysterie verliert man schnell den Überblick. Zumal die Wahrheitsfindung politisch beeinflusst ist und womöglich niemand an der wahren Identität der namenlosen Leichen interessiert ist. Schließlich bedarf es erst argentinischer Spezialisten, um den Fall aufzuklären. Dieses weitgereiste Forscherteam kennt sich aus, was politische Unterdrückung und das Verschwinden von kritischen Personen angeht. Die desaparecidos gibt es sie auch hier in Rumänien, in diesem verschlafenen Kurort?
Der Roman Kleine Finger des 1968 geborenen rumänischen Schriftstellers Filip Florian spannt einen weites Netz an historischen und mythischen Bezügen, überspannt es zuweilen in voller Absicht, aber es gelingt ihm, die Verstrickung von Machtinteressen und die Absurditäten historischer Aufarbeitung offen zu legen. Was dann für Rumänien gilt, könnte überall zutreffen. Und plötzlich sind die Karpaten nicht mehr ganz so weit.
Den Detektiv gibt es immerhin auch. In diesem Fall heißt er Petrus, von Beruf Archäologe, einer dieser Archäologen, die ihre Arbeit nach dem grausamen Fund niederlegen müssen und nun die Zeit bis zum Abschluss der Untersuchungen vertrödeln. Nach und nach beginnt er mit der eigenen Recherche als eine Art Gelehrter auf Nebenwegen. Er sammelt abseitige Informationen, meidet die mediale Hysterie, besucht die Bibliothek, befragt die Zeitzeugen, schenkt den Wahrsagerinnen Glauben. Die Wahrheit jedoch verflüchtigt sich, denn das historische Ereignis ist scheinbar ein bärtiger Sonderling, der durch den Wald streift und sich versteckt hält, bis seine Zeit gekommen ist.
Filip Florian wurde 1968 in Bukarest geboren. Nach dem Studium der Geologie und Geophysik arbeitete er als Journalist. Sein Roman Kleine Finger wurde in mehrere Sprachen übersetzt.
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Adrian Kasnitz
Lyrik
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