Ähnlich einem Puzzle funktioniert auch der Roman August & Gustau von Josep M. Fonalleras. Die Handlung an sich ist übersichtlich: Ein Museumswärter verliebt sich in eine für ihn unerreichbare Nachttänzerin, er grämt sich und beschließt, sich umbringen zu lassen. Die zwei eher tollpatschigen Killer müssen nach einem ausgetüftelten Plan vorgehen, der damit beginnt, dass der Museumsangestellte zunächst ein Puzzle zusammensetzen muss, das genau das Bild abbildet, dass er tagein, tagaus im Museum bewacht. Es handelt sich um Das Atelier des Apelles des flämischen Rubens-Schülers Willem van Haecht und bietet einen albumgleichen Einblick in ein Atelier mit zahlreichen Gemälden. In diesem Panoptikum der Einzelgemälde sieht er sein eigenes Leben gespiegelt, nicht so sehr die Dinge, die tatsächlich passiert sind – so aufregend ist ja sein Leben nicht –, sondern die Möglichkeiten, die es birgt. Fonalleras gelingt es nun durch das Arrangement der einzelnen Teile eine besondere Atmosphäre, wenn nicht sogar Spannung aufzubauen. Er erzählt uns die Geschichte in 38 äußerst knappen Kapiteln, die chronologisch durcheinander geraten sind. Dabei steht das Bild van Haechts (der Verlag liefert dankenswerterweise eine Abbildung auf der Rückseite des Umschlages mit) im zentralen Mittelpunkt, auf die die Erzählung immer wieder zurückgeführt wird. Es ist ein schönes Spiel, das Fonalleras eingefallen ist, und dabei herausgekommen ist ein kleines überraschendes Buch. Ob der Autor auch einen Service für vermisste Kapitel bietet?
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Adrian Kasnitz
Lyrik
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