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Jean Krier
Maux de tête

Was soll ich sagen? Morgen fahren wir, obschon wir natürlich wissen,
dass es egal ist, ob man hier stirbt oder irgendwo anders. Hätten wir
uns einlassen sollen auf dieses vielstimmige Gerede, um am Ende sogar
Partei zu ergreifen u ganz unter uns ein Juwel der gotischen Baukunst
zu bewundern? Gewiss, kurze Beine lügen, aber ich wollte dich nur
auf den Händen tragen. Eine kleine Zeit wenigstens, auf jeden Fall so
lang ich es vermöchte u weiß Gott wohin. So fahren wir denn in eine
völlig unvorhergesehene Richtung, obschon die Route so genau geplant
war wie dieses Gedicht, in dem alle Synapsen gekappt werden sollten,
während die andern unter bunten Glühbirnen ihre lärmenden Feste feiern.
So lass sie doch fallen. Einige werden, schemenhafte Figuren, vermutlich
mit Rucksack u bärtigem Gesicht, mächtigen Fürsprechern zum Trotz
in irgendwelchen U-Bahnschächten erschossen. Und ist es nicht auch so,
dass sie weniger verzweifelt waren als wir an diesen so unausgeglichenen
Tagen? Euphorische Selbstzerstörung herrscht, nicht nur mots de tête
u gerne würde man die Arme weit öffnen, so wie in vielen meiner Köpfe
zittert der Morgen. Denn nur, wer sein Kreuz trägt, kann im Namen erlösen.

Aus: Herzens Lust Spiele. poetenladen 2010

Jean Krier   2006/2011   

 

 
Jean Krier
Lyrik
2011–2013
2006–2011