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Eberhard Häfner

In die Büsche geschlagen

Schön verquer

Kurzkritik
  Eberhard Häfner
In die Büsche geschlagen
Gedichte
Lyrik Edition 2000, München 2008
88 S., Tb., 9,50 €

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Das ist ja das geniale an der von Heinz Ludwig Arnold gegründeten „Lyrik Edition 2000“: den Lesern werden vergriffene Lyrikbände wieder zugänglich und abgegriffene Lyriker zu Novitäten gemacht. So hat sich diese Editionsreihe zu einer wahren Fundgrube mit inzwischen über 100 Bänden entwickelt. Ob Evergreens von Heinz Czechowski, Elke Erb, Elfriede Jelinek, Günter Kunert und Richard Pietraß oder Brandneues von Wilhelm Bartsch, Kito Lorenc, Jürgen Rennert, Hannelies Taschau und Michael Wüstefeld, der Münchner Verlag hält gerade jene Dichtung lieferbar, die sich die großen Mainstream-Verlage der Dichter-Denker-Nation zumeist verkneifen.

Jetzt fügt sich in die Lyrikedition mit Allerneuestem Eberhard Häfner ein, der klammheimlich den lang anhaltenden Status des „Jungen Dichters“ verlassen hat. 1941 im thüringischen Steinbach-Hallenberg geboren, ging Häfner in Erfurt so illustren Berufen wie Corpusgürtler, Silberschmied und Metallgestalter nach, bis er 1985 nach Berlin zog und sich zum freien Schriftsteller erklärte. Lange lagen seine Gedichte schön verquer in diversen Schubladen des Aufbau-Verlags herum, erst 1989 erlaubte man ihm dort mit „Syndrom D“ sein Debüt, dem mit „Excaliburten“ (1991) ein zweiter Gedicht­band sowie die Prosabände „Die Verelfung der Zwölf“ (1990) und „Vergoldung der Innenhaut“ (1993) folgten.

15 Jahren nach der letzten Publikation hätte man denken können, er habe sich „in die Büsche“ geschlagen, nein, er hat weiter gemacht, und seine Gedichte sind voll verquerer Schönheit geblieben. Meistens geht es darin um eine Grat­wanderung zwischen bildhafter Wahrnehmung und anspie­lungs­reicher Anstößig­keit. Und dort, wo die Verse über diverse Schlüpfrig­keiten schlittern, gerieten andere Autoren wohl schnell aufs Glatteis, Häfner nicht. Bei ihm können lustvolle Leser und Wollüstlinge gleichermaßen kichern, je nach dem auf welcher Gratseite sie ihre Wanderung durch Häfners Poesie betreiben. Auch das buchtitelgebende Gedicht lässt keinen Zweifel daran. Dort wird Maria bedichtet, die „barfuß durch den Dornbusch ging“, und der Dichter sah sie „in die Büsche schlagen mit der Hand/die ginstergelben Paternosterbeeren melken/bis die herbe Milch marginal der Schläfen/ihren Marienkäfer traf“.

Wenn in anderen Gedichten zweideutlich die Rede davon ist, daß „ent­blößend gelöste Teile Schindluder treiben“ oder gespreizte Stimmgabeln „begehrlich um Liebe klagen“ oder ihr „der straffe Halm im Muschelhorn gellend die Atemluft nahm“, dann ist der kein Schelm, der sich nichts dabei denkt. Auf denn, geradewegs und querbeet: Eberhard Häfner ist wieder da!

Zuerst erschienen in: SAX – Das Dresdner Stadtmagazin

Michael Wüstefeld    22.05.2009  

Michael Wüstefeld    14.05.2009    

Michael Wüstefeld
Lyrik