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Sylvia Geist
MagrittematerialGeschätzte zehntausendmal hatten wir vor Augen: die rasiermesserscharfen Rasiermesser Etuis aus echtem Kalk, den fetzenfachen Schaum, viel an dem Tag. Wir hatten Tempo, feste Schuhe, Atem, auch zu reden – sagt, ihr kennt doch das Bild, das andere? Wir hatten gegessen, Auftrieb, Laune, so viel hatten wir, dass wir es aufgaben zu zählen. Geschätzte zehntausend Möwenschritte zur Sauna, erinnerte Nackte gingen uns entgegen, prächtig errichtet in imaginären Tagebüchern, in denen passiert wäre, was gerade passierte, Rückenwind. Jenes Bild – wisst ihr nicht mehr, das mit dem Tuch – wie lieb wäre es mir gewesen, lieber als meine Kammmuscheln, vielmals, aber wir hatten den Fund, den Stillstand, das Herz, hatten die Robbe auf den zweiten Blick erkannt, da war das Bild geschätzte zehntausend Male drinnen, deutlich wie die Gesichter, denen man nur ansieht, sie sind unmäßig schön unter dem Gewebe. Wir hatten kein Tuch, sie hatte den Sand, lag dort zur Hälfte, sie war perfekt geöffnet worden, keiner Schraube, der Kammmuschel Schärfe besserer Maschine war solche Sauberkeit zu danken, mittendurch. Ihr Herz, noch vollkommen rot, ein Klumpen Plasma und Schock, schlug uns zurück an die Luft, auf den Magen, wie damals als ihr, geschätzte zehntausend Jahre im Blut, nicht wusstet, was wolltet ihr denn überhaupt nicht missen. Keine Idee, ob ihre Beine im Meer geblieben waren, abgesungen, getauscht gegen Schaum, ob sie es uns zeigte oder wir ihr Gesicht hätten ausgraben können. Das behielten wir.
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Sylvia Geist
Lyrik
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