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Münchner Reden zur Poesie
Herausgegeben von Ursula Haeusgen, später von Maria Gazzetti und ab 2014 von Holger Pils, jeweils mit Frieder von Ammon
Publikationen im Lyrik Kabinett München
Redaktion im poetenladen: Walter Fabian Schmid
Anja Utler
plötzlicher mohn
Walter Fabian Schmid zu Anja Utlers Münchner Poesierede (Lyrik Kabinett)
„Ja: ich staune über das Vermögen des Gedichts, meine Koordinaten von Welt, Sprache, ich, zu erschüttern“, resümiert Anja Utler in ihrer Rede plötzlicher mohn, in der sie sich als Leserin aus rezeptionsästhetischer Sicht dem Gedicht nähert. Utler untersucht den Dialog mit dem Gedicht und weist Wege der Aktualisierung des Textes.
Das „lyrische Poetential“ findet Utler in hermetisch und dunkel stigmatisierten Gedichten. In ihnen erlebt sie eine Sprache, die nicht als „Mittel der Verständigung“ über die außersprachlichen Dinge spricht, sondern die eine „gedanklich geordnete Welt“ in ihrem Fortgang erst hervorbringt. Utler spricht vom Gedicht, das „ganz in und aus einem solchen Gegenwartsprozess [lebt]: da es kein Äußeres hat, über das es spricht, ist sein Tun am klarsten als Ersprechen einer Wirklichkeit zu fassen.“
So entsteht eine „Grauzone zwischen Erleben und Sprache“, eine Schwebelage zwischen sprachlicher Welt und der Wahrnehmung des Lesers, in der sich das „lyrische Potential“ entfaltet, aber auch nach der Interaktion mit dem Leser verlangt. Gedichte sind Utler dynamische Felder, deren räumliche und zeitliche Gegenwart zu durchstreifen sind, und deren spannungsreiche Beziehungen vom Leser ausgelotet werden wollen, sodass er selbst zu einem Part des Gedichts wird: „und ich erkenne mich nun selbst als Teil eines von Leben elektrisch geladenen Raumes“.
Ebenso geladen und gespannt ist Utlers Rede, in der sie der „emotionalen Essenz“ der Sprache in ihrer Körperlichkeit entgegentritt und sich an ihr reibt. plötzlicher mohn gelingt es, ein allgemeingültiges rezeptives Geschehen zu beschreiben, und Anja Utler führt vor, dass Lyrik den Leser nicht beraubt, da das Gedicht immer auch eine Arbeit und eine Erkenntnis an einem Selbst ist.
Walter Fabian Schmid
Einleitung und Einführung zum Autor von Frieder von Ammon
„Guten Abend, meine Damen und Herren, und herzlich willkommen
zur 5. Münchner Rede zur Poesie ...“
Anja Utler | 1
„Meine Damen und Herren, vor 14 Tagen bemerkte der Literaturkritiker Richard Kämmerlings ...“
.
Anja Utler | 2
„In dem genannten Wortschatz-Portal der Uni Leipzig stehen auch Verwendungsbeispiele ...“
Anja Utler | 3
„ ... ihn und noch dazu die Welt als Ganze aufzufangen ... “
Anja Utler | 4
„Sie ist fast in die Mitte des Gedichts gesetzt ...“
Anja Utler | 5
„Als ich versucht habe ...“
Anja Utler, geboren 1973 in Schwandorf (Oberpfalz) studierte Slavistik, Anglistik und Sprecherziehung. Sie promovierte mit einer Arbeit über die Bedeutung der Kategorie Geschlecht im Werk von vier russischen Lyrikerinnen. 1999 erschien ihr Gedichtband aufsagen, 2004 münden – entzüngeln und 2009 jana, vermacht. Sie wurde u.a. mit dem Leonce-und-Lena-Preis, dem Horst-Bienek-Förderpreis und dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet.
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22.04.2010
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