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Münchner Reden zur Poesie
Herausgegeben von Ursula Haeusgen, später von Maria Gazzetti und ab 2014 von Holger Pils, jeweils mit Frieder von Ammon
Publikationen im Lyrik Kabinett München
Redaktion im poetenladen: Walter Fabian Schmid

Lucian Hölscher
Wenn ich ein Vöglein wär' ...
Über Utopien und Wirklichkeit in der Neuzeit


Walter Fabian Schmid zu Lucian Hölschers Poesierede

Ein gern verwendetes Bild des Gedichts ist das des Behälters – das Gedicht als Behälter für Räume und Nicht-Räume, für Zeiten und Nicht-Zeiten, für Orte und Nicht-Orte. Ein Behälter also mit integriertem Kippschalter für Wirklichkeit und Fiktion, der in seiner Reaktion auf die Wirklichkeit oder auf Wirklichkeitssplitter ein Fremdes oder eine zersplitterte Fremde erfindet und umgekehrt aus dem Fremden oder den Fremdheitssplittern eine Wirklichkeit oder eine zersplitterte Wirklichkeit erschafft.

Von dieser Annahme geht wohl auch Lucian Hölscher in seiner Rede vom 10. Dezember 2008 aus und versucht sich an der Frage, wie es verschiedenen Wissensgebieten gelingt, das Fremde aufzunehmen und als Wirklich­keit zu ver­arbeiten. Dabei verlässt Hölscher als Geschichts- und Religions­wissen­schaftler den eigenen Erfahrungsbereich nicht und sucht nach Entwürfen von Utopien und Wirklichkeiten in den drei „transzendentalen Künsten“ Religion, Geschichte und Poesie. Zwar solle jedes dieser Medien möglichst viel Distanz überbrücken, denn je tiefer in die Fremde vorgedrungen werden kann, desto reichhaltiger wird die Wirklichkeit, die Distanz untereinander wird bei Hölscher aber trotzdem nicht wirklich näher.

Schon der Untertitel der Rede „Über Utopien und Wirklich­keiten in der Neuzeit“ öffnet eine breite Spanne, die Hölscher als gewissen­hafter Wissen­schaftler möglichst nicht verengen will. So bleibt er aber zu oft in Ansätzen über das Dies­seits und das Jen­seits, über die narrative Geschichts­schreibung, über Entwürfe fiktio­naler Welten, dem Raum-Zeit-Kontinuum und letztlich der Tradier­barkeit von Wissen stecken und verheddert sich in einem Ideen­knäuel von verlorenen Fäden. Dennoch ist diese Rede wohl ein weiterer Fremdheits­splitter, den man sich ins Hirn hauen kann und den es gilt, weiter auswuchern zu lassen oder passend umzukodieren, um seine eigene „Realität“ zu schaffen.

Walter Fabian Schmid



Einleitung von Frieder von Ammon:

„Meine Damen und Herren, am Ende seiner im Jahr 1896 gehaltenen
Wiener Rede zur Poesie ...“

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Lucian Hölscher | 1

„Lieber Frieder von Ammon, liebe Frau Haeusgen, liebe Freunde und Gäste des Lyrik Kabinetts ...“

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.
Lucian Hölscher | 2

„Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht ...“

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Lucian Hölscher | 3

„Zunächst konnte man ihn sich noch sowohl als Zeitraum innerhalb dieser Welt ... “

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Lucian Hölscher | 4

„Auch sie können als transzendente Künste verstanden werden ...“

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Lucian Hölscher | 5

(einige Sekunden Pause zu Beginn)  „Nun ist das Gedicht ja vertont ...“

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  Lucian Hölscher
Wenn ich ein Vöglein wär' ...
Über Utopien und Wirklichkeit in der Neuzeit
Münchner Reden zur Poesie VI
Herausgegeben von Ursula Haeusgen und Frieder von Ammon
28 Seiten, 12,00 Euro
Zu beziehen ist die Rede über das Lyrik Kabinett



Lucian Hölscher, geboren 1948 in München, ist Professor für Neuere Geschichte und Theorie der Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Seit 1999 ist er Vor­sitzender des Kura­toriums des Instituts für Genozid- und Diaspora­forschung an der Ruhr-Universität Bochum, seit 2002 Mitglied des Senats der Ruhr-Universität Bochum, seit 2006 Mitglied der Forscher­gruppe 262 (Transformation der Religion in der Moderne). Zu seinen For­schungs­schwer­punk­ten gehören gesell­schaft­liche Zukunfts­ent­würfe, historische Raum- und Zeit­konstruk­tionen sowie sprach- und reli­gions­geschicht­liche Themen.




 

    07.01.2010