|
|
|
Münchner Reden zur Poesie
Herausgegeben von Ursula Haeusgen, später von Maria Gazzetti und ab 2014 von Holger Pils, jeweils mit Frieder von Ammon
Publikationen im Lyrik Kabinett München
Redaktion im poetenladen: Walter Fabian Schmid
Harald Hartung
Der vierzehngliedrige Salamander
Walter Fabian Schmid zu Harald Hartungs Poesierede
„Ewiger Ruhm dem Erfinder des Sonetts“ schrieb Valéry emphatisch – und Harald Hartung will mit seiner Rede vom 06. Oktober 2010 genau diesem Ideal des durchkonstruierten Gedichts auf die Spur. Oder eben nicht. Denn anstatt die streng kalkulierte, geschlossene Form zu untersuchen, sucht er das Offene, das Elastische, vielleicht auch das Chaos. Dazu interpretiert er ein Sonett des US-Amerikaners Robert Lowell und Sonette von deutschen Autoren wie Christian Lehnert, Jan Wagner und Dirk von Petersdorff sowie eigene Texte.
Hartungs Ziel ist dabei klar: Aufzuzeigen, dass diese Gedichtform nicht obsolet ist, sondern eine aktuelle Möglichkeit lyrischen Sprechens. Aus seinen ausgewählten Aktualisierungen des Sonetts wird dessen Flexibilität augenscheinlich. Auch wenn man das Sonett „Form“ nennt, vergisst Hartung nicht, auf die konstitutionell ebenso wichtige thematische Gestaltung einzugehen. Indem er sich nicht formgeschichtlich, sondern von der befreiten Form her kommend dem Sonett nähert, gelingt ihm eine wohltuend befreite Betrachtung. Trotzdem bleiben über die Rede hinaus viele Fragen und eine davon wirft Hartung gleich selbst auf: „Brauchen die jungen Leute einen solchen Rettungsring (der formalen Strenge und Ordnung)?“
Aber darüber dürfen Sie sich beim Anhören der Rede gern selbst Gedanken machen.
Walter Fabian Schmid
Einleitung von Frieder von Ammon:
„Unser heutige Redner hat es mir leicht gemacht, ihn vorzustellen ...“
Harald Hartung | 1
„Schönen Dank, lieber Herr von Ammon, guten Abend, meine Damen und Herren. Der Salamander, so weiß die christliche Ikonographie, ist ein feuerfestes Tier ...“
Harald Hartung | 2
„Wenn ich derart Lowell der europäischen Tradtion zuschlage, dann unter dem Aspekt, dass die jüngere amerikanische Moderne, die von Beat-Generation und Popart, von viel radikaleren Brüchen bestimmt war ...“
Harald Hartung | 3
„Generation
Erzähl ich von Luftschutzkellern, Gulaschkanonen ...“
Harald Hartung | 4
„Meine Intention war, etwas von den kritischen Impulsen der späten Fünfziger in die Form des Gedichts hineinzunehmen...“
Harald Hartung | 5
„Prora
Zerfällt die Ebene zu fernen Orten
auch hinter mir ist nichts und keine Form ...“
Harald Hartung | 6
„Das nächste Sonett stammt von Jan Wagner ...“
Harald Hartung | 7
„Dirk von Petersdorff, der dritte unter den Jungen, führt uns in Gesellschaft und Normalität
zurück ...“
Harald Hartung wurde 1932 in Herne/Westfalen geboren und lebt in Berlin. Von 1971 bis 1998 war er Literaturprofessor an der dortigen Technischen Universität. Zuletzt wurde er mit dem Johann-Heinrich- Merck-Preis ausgezeichnet. Im Wallstein-Verlag erschien 2010 sein Gedichtband Wintermalerei.
|
06.10.2012
|