Gisela Trahms
Ein Wunsch
Wir sitzen in der Straßenbahn und wünschen, sie möge den gewohnten Fahrweg verlassen – nicht um den Gleisen einer anderen Linie zu folgen, sondern neuen, glänzenden, vielleicht erst letzte Nacht gezogenen Schienen, die weder nach Süden noch nach Norden führen. Ebenso langweilt es uns, bei jeder Adresse auf eine bekannte Zahl zu stoßen; wir wünschen uns eine Zahl zwischen den Zahlen, vielleicht auch ein Haus dazu. Dort wollen wir einziehen und uns verwandeln, und gewiss wird die Verwandlung so vollkommen sein, dass nicht der Schatten einer Erinnerung bleibt, so dass wir uns nicht werden wundern können und keine Wörter mehr wissen und auch nicht, ob wir betrogen wurden.
Gisela Trahms 05.06.2007
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