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Jürgen BuchmannGrammatik der Sprachen von BabelWas es aus uns macht – Gedanken zur Philologie 1 Kritik
Irgendwann kam ich in ein Alter, in dem die Frage danach, was ich als nächstes studieren sollte, merkwürdig klang und ich brachte fortan viel Energie auf, sie zu überhören. Dabei hatte ich mich schon lange damit abgefunden, dass ein Studium für mich hinsichtlich der Berufsperspektive ohne Belang ist und hatte mich im Stand eines Wissenssammlers eingerichtet. Eine Unikarriere hatte ich nicht angestrebt, denn ich dachte in Rhizomen und fand überall nur Pfahlwurzeln. Um den Müßiggang zu strukturieren, hielt ich mich an die Grenzen meiner letzten Disziplin, der Philosophie, nicht ohne hin und wieder Ausflüge auf die zuvor beschrittenen Felder zu unternehmen, der Soziologie und Ökonomie. Nicht paradiesisch, aber auszuhalten, dachte ich. Ab und an öffnete ich die Datei, die den Anfang meiner abgebrochenen Dissertation über Wittgenstein und Schelling enthielt, und betrachtete das mir inzwischen fremde Vokabular mit einer gewissen Verwunderung. Um mich in einem Zustand relativer Zufriedenheit zu halten, sollte ich die Türen vernageln, den Kontakt zu Menschen gänzlich meiden, das Telefon abstellen, und offline gehen, wie es so schön heißt. Unmöglich also, denn schon der Pizzabote erscheint einem in Zeiten der Einsamkeit wie eine Litfaßsäule, auch wenn er nur ein einziges Wort auf seiner Jacke stehen hat zu allem Überfluss das Wort Uno. Und schon sind wir im Kern des Problems. Das sprechende Tier wird sich der Schönheit der Sprache bewusst, indem es sie nicht gebraucht, sondern betrachtet. Die Begegnung mit Buchmanns Text (auch anderen Texten von Philologen, die ich in letzter Zeit in die Hände bekam), sind dazu geeignet mein Wissenschafts- und Weltbild auf den Kopf zu stellen. (sic!) Nicht der Gebrauch lässt mich die Dinge erkennen, sondern deren Betrachtung. Und die Betrachtung des Gebrauchs. Der Philologe als solcher ist Müßiggänger, so scheint es. Und aus seinem Müßiggang heraus entstehen ihm Sätze über den Gegenstand den er liebt, über die Sprache. In Buchmanns Buch wird die Sprache aber nicht wie sonst üblich in ein nationalsprachliches Korsett gepresst, und auch nicht als Phänomen betrachtet, das sich mehr oder weniger organisch durch die Zeiten hindurch zu einer Nationalsprache geformt hat, dass gleichsam der natürliche Ausdruck eines Kulturraums ist. Andererseits erscheint Sprachen dem Leser auch nicht als Referenz irgendeines Vorsprachlichen. Natürlich rennt man mit derlei Gedanken bei Strukturalisten und Poststrukturalisten und Postpoststrukturalisten die offenen Türen ein, aber die Art in der das geschieht ist an Eleganz nicht zu überbieten. Und Eleganz hat einen Erkenntniswert, wie Schönheit die Wahrheit erst ins Licht rückt. Und schön ist der Text allemal.
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Jan Kuhlbrodt
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