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Die Elefanten sind los!
Der entbehrliche Preis der Leipziger Buchmesse

Kolumne
Besser hätte es nicht kommen können! Schon der erste Blick auf die Namen der nominierten Belletristik-Autoren versetzt uns in sanfte Erre­gung. Lese- und Ent­decker­lust sind geweckt. Wer nicht aus dem verle­gerischen Großgehege kommt, muss leider Zuhause bleiben. Dickhäuter trompeten im Lite­ratur­national­park. Par­don: Independent-Verlage sorgen mit rasanten Titeln für skandalöse Aufregung. Stopp: Die lite­rarische Zukunft heißt wie die lite­rarische Vergangen­heit: Hanser-Suhrkamp-Rowohlt-Fischer-und-BV. Glaubt man der Jury, sind Kolibris, Delphine, Nachtpfauenaugen und Windhunde keine Tiere. Jedenfalls trompeten sie nicht. Nicht so gut wie die Elefanten!

Sagen wir es offen: Hier wurde gute Arbeit geleistet. Juroren mit Weitblick greifen zu Elefantenbrillen und wählen aus Elefantenprogrammen Elefantentitel für einen Elefantenpreis! Mit unbestechlichem Blick fürs Große zeigen sie uns, wie lebendig die deutsche Verlags- und Autorenszene ist. Was da brodelt und hochkocht an Neuem, was an fulminanten Talenten die Bühne stürmt. Wer als Leser nur allseits Bekanntes erspäht, sollte bedenken, Großwildjäger sind keine Kammermusikanten!

Das beste Buch der Saison sehen Sie hier, sagte neulich einer der Herren im Fernsehen, und er hielt das beste Buch der Saison in die Luft. Weder Skepsis noch ein relativierendes Wie-ich-Finde gehören zur mentalen Ausstattung. Nur ein Banause fragt laut, wie jemand in einer Saison tausend Bücher liest. Klar ist: Großverlagsbücher sind Bücher, Nichtbücher das, was aus Nichtgroßverlagen kommt. Natürlich stellen Nichtgroßverlage andauernd Nichtbücher her, die folglich nicht für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert werden – jedenfalls nicht von einer Jury ohne Courage.

Auch Gedichte – aber das wissen Sie längst – gehören zum bedeutenden Segment der Nichtbücher. Daher gibt es keine Lyrik-Kategorie und konsequenter­weise kein Unterschlüpfen bei der Belletristik. Goethe, Heine oder Celan, die uns in der Schule genug quälten, kämen mit ihren wichtigsten Werken für den Leipziger Preis nicht in Frage. Da mit Dichtung Groß­verleger nichts verdienen, schließt ein Groß­verlags­preis Dichtung aus. Meine Damen und Herren, sehr verehrte Juroren mit den Elefanten­brillen, seien wir ehrlich und fröhlich, dieser Preis ist so wichtig und nötig, so reizvoll wie das, was ein Elefant in der afrikanischen Steppe als Dung seiner Mitwelt hinterlässt. Ja, trompeten Sie nur!


2008 wurden noch 760 Bücher eingereicht, 2010 nur noch 480. Offenbar sehen viele die Sinnlosigkeit der Bewerbung ein.

Die Jury: Verena Auffermann, Johanna Adorján, Jens Bisky, Martin Ebel, Eberhard Falcke, Ingeborg Harms, Adam Soboczynski

Anmerkung: Der Verlag, den der Verfasser vertritt, hat ebenfalls keine Bewerbung eingereicht.

 

Andreas Heidtmann    12.02.2011   

 

 
Andreas Heidtmann
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