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Theo Breuer

Vom Hölzchen aufs Stöckchen · Jeder auf seine Art für Hans Bender

Von Theo Breuer
 
Essay
  Traian Pop (Hg.)
Matrix
Zeitschrift für Literatur und Kunst
Pop Verlag, Ludwigsburg 2012
196 Seiten · 10,00 Euro
Zum Verlag   externer Link

29. Ausgabe · Jeder auf seine Art für Hans Bender · auf 136 Seiten zusammen­gestellt von Theo Breuer · mit Wort- und Bildbeiträgen von Michael Augustin · Rose Aus­länder · Franz Joachim Beh­nisch · Hans Bender · Gott­fried Benn · Wolfgang Bittner · Johannes Bo­browski · Theo Breuer · Rolf Dieter Brink­mann · Jürgen Brôcan · Werner Bucher · Joseph Buhl · Michael Busel­meier · Hugo Ditt­berner · Anne Dorn · Georg Eisler · Susanne Eules · Manfred Gierig · Peter Hamm · Markus Haupt · Walter Hinck · Dieter Hoff­mann · Werner Irro · Gerhard Jaschke · Walter Kap­pacher · Michael Krüger · Axel Kutsch · Werner Lutz · Renate von Mangoldt · Friede­rike May­röcker · Volker Neuhaus · Traian Pop · Joachim Rönneper · Hans Georg Schwark · Arnold Stadler · Tina Stroheker · Jürgen Theobaldy · Maxi­milian Zander

Das Gedicht verträgt kein Dogma.
Es ist offen für jeden, der es auf seine Art kann.
Rainer Malkowski

Vom Hölzchen aufs Stöckchen · Auf meine Art an Hans Bender denken
Ganz woanders

steht mir der Kopf in diesen Zeiten. Und den Verlauf des heutigen Tages, es ist Sams­tag, 18. Februar 2012, habe ich so nicht erwarten können, da hätte es schon er­staun­licher hell­seherischer Fähig­keiten bedurft. Am Vorabend habe ich, vorsorg­lich, Bücher von Ulrich Koch, Bleibe, und Jan Decker, Der Abdecker, als Lektüre für heute bereit­gelegt. Mit der Post kommt, wie erwartet, Roland Bär­winkels Bevor es zu spät wird. Was nicht kommt, obwohl über­fällig und ersehnt, ist Frie­derike May­röckers Das Licht in der Land­schaft. Und während ich mit der Beant­wortung der einge­gange­nen E-Mails be­schäftigt bin, funken, ab 9 Uhr 30, Julietta Fix, Jürgen Brôcan und Hans Bender dazwischen, daß es seine Art hat, und längst befinde ich mich, unaufhalt­sam, im freien Fall der unverhofften Wörter:

Bleib noch / eine Weile

Seit einigen Wochen bin ich mit der Vorbe­reitung des in MATRIX 28 »atmenden Alpha­bets für Friederike May­röcker« befaßt, für das ich rund 77 Menschen gewinnen kann, sich mit Auf­zeichnung, Bespre­chung, Bild, Essay, Gedicht, Gespräch, Graphik, Kurz­prosa, Lobrede, Notiz (usw.) an die Seite eines guten Dutzends neuer FM-Ge­dichte zu stellen: damals die Ästchen der Kirschbäume ins offene Fenster tastend … Ich lese, ent­fesselt gleich­sam, Mayröcker-Buch um Mayröcker-Buch, gestern die Liebes­gedichte, vorgestern Die kommu­nizie­renden Gefäße, heute sollte es Das Licht in der Land­schaft sein, bevor ich mich bald dem Prosa­buch brütt oder Die seuf­zenden Gärten zuwenden will.

In dem am 3. Januar begonnenen Essay Überschwemmt, die Lust am Taumel über Mayröckers Flocken der Syntax schreibe ich: »Die Wörter der Friederike Mayröcker überglänzen einfach alles, was ich ansonsten in diesen Tagen an Wörtern lese, nicht gerade wenige, alles andere als ›stumpf‹ – und trotzdem«, in den, naturgemäß, auch Hans Bender mit dem druckfrischen und ohne Abschweifung zweimal hinter­einan­der gelesenen Buch Auf meine Art (dem Malkows­kis oben zitierte Worte voran­gestellt sind) ein­fließt: »und fühle mich in den Versen von Benders Ein Dichter zu Besuch // Bleib noch / eine Weile. / Hilf mir finden / die letzte Zeile, in Mayröckers sich in mich hinein­gie­ßenden, sich in mir ver­strömenden Strömen – bin durchsägt von Universum – auf unend­liche Weise daheim­lich«.

Ich amalgamiere · brilliere (I celebrate myself · Walt Whitman) · collagiere · datiere · exzer­piere · fingiere · gene­riere · hantiere · imagi­niere · jongliere · korre­spondiere · lek­to­riere · montiere · notiere · oszil­lie­re · plagiiere · quadriere · reflek­tiere · spinti­siere · tele­foniere · usur­piere · variiere · wünschel­ro­tiere · xero­graphiere · yubi­liere · zitiere: Wo sind die Rosen und die Gitarre, die Hunde und Katzen / die Steine und die Hecken­zäune / die Münder, die sangen, die Kalen­der, die Flüsse / und die Brüste voller Milch? · Tonino Guerra – usw.

Die Tauben kommen zurück

Die E-Mails zwischen Christel Fallenstein aus der Hauptgasse der Poesie in Wien und Theo Breuer aus der ›Neugasse‹ in Sistig/Eifel mit der Betreff­zeile FM-Edition flattern, nonstop gleichsam, in die jeweiligen Rechner wie Brief­tauben, die, oft in kurzen Abstän­den, von viele hundert Kilometer langen Wettflügen heim­kehren und, gleichsam zu Tode gejagt, in die Schläge stürzen. Lebendig die Erin­nerung an die Ferien­zeiten bei Onkel Johannes und Tante Thekla und deren Kindern Rita, Hans und Heinz in Zülpich-Hoven, wenn es hieß: »Die Tauben kommen zurück.« … Als Kinder fanden wir's lustig. / By the way: Obwohl sechs Kilo­meter bloß von Bürvenich ent­fernt, empfand ich's als ›wunder­bare‹ Reise in die ersehnte Ferne, ja, damals ›reiste‹ ich gern, wollte immerzu weg, weg vom Bauern­hof mit in Ernte­zeiten schier unerträglichem Lärm und wüster Hektik, was waren das für Zeiten, ›damals‹: Vom Kinder­garten heim­gekehrt, wußte ich, zeitweise, auch die Mutter im Feld, und wenn deren Schwester, Tante Thekla, mit dem Fahrrad spontan aus Hoven zu Besuch kam und mich ganz allein zuhause vorfand, na ja, das Vieh im Stall war da, packte sie mich kurzerhand auf den Sattel, kaum eine Notiz hinterlassend: »Hab Theo wieder mit­genommen.« … So war das. Und es war gut.

Comeback

Wo blieb ich stehn? Der Kopf wird mir also heftig durch­wirbelt am Morgen des 18. Februar 2012: Julietta Fix, mit der ich über neue Bücher in ihrem FIXPOETRY.Verlag korre­spondiere – in der Nacht habe ich Kerstin Beckers Fasernackte Verse gelesen, stoße auf den verwun­schenen Wieder­gänger –, macht mich auf eine von ihr ins Netz gestellte Besprechung aufmerksam: »Das könnte Dich in­teres­sieren, habe ich eben gepostet.«

Ob mich das interes­sieren ›könnte‹??? Wiewohl mir der Kopf doch ganz woanders steht, ich bis eben vertieft bin in Herbert J. Wimmers Ganze Teile (schon ver­gangen­heit / nicht mehr gegenwart / zukunft noch nicht / abgrund jetzt) und mit Christel Fallen­stein per E-Mail-Korre­spondenz hin und her überlege, ob wir diesen Autor, jene Künstlerin noch einladen sollen oder nicht – »Wird denn der Platz auch reichen?«, reiße ich, hoch­gradig kopflos, wie von Kapitän Ahab befohlen, fern­gesteuert also, willenlos, das Ruder herum, lese Jürgen Brôcans »I wrote it my way. Hans Benders neue Vier­zeiler« überschriebene gute Worte zum neuen Buch und rufe ohne Verzug Hans Bender an, das Gespräch ist eh überfällig, eine Woche ist schon wieder, wie im Flug, vergangen, und Bender fragt, noch vor der Begrüßung: »Ist es bei Ihnen auch so dunkel heute?«

Ich will, eingedenk des Vierzeilers Zu spät // Ach, wäre ich doch / gestern schon gestorben! / Heute hat ein Rezensent / mein Comeback verdorben, unbedingt und jedenfalls der erste sein, der dem Freund die frohe Botschaft der ersten – und fundierten, sachlichen, unter­haltsamen – Besprechung des wenige Tage zuvor erst ausge­lieferten Gedicht­buchs übermittelt, und ich lese vor:

Bender mischt sich ein, kommentiert, stellt Fragen, unauf­dring­lich und schlicht, aber durchaus ziemlich scharf­züngig: »Dichtendes Ehepaar // Beide schreiben schöne Gedichte. / Wie aber sprechen sie miteinander / in der Küche? Warum hat ihr Sohn / so schlechte Noten in Deutsch?« Oder: »Nachkommen // Sie haben eingeebnet, asphaltiert, / was meine Erinnerung behält. / Doch welcher Barbar hat hinterm Haus / am Bach die Silberpappel gefällt?«

Im Nu ist es hell in Taubengasse und ›Neugasse‹, die Wörter fliegen nur so hin und her, Hans Bender ist, natur­gemäß, herrlich auf­gekratzt von einer Minute auf die andere, berichtet, daß während der Woche ein Radio-Redakteur da war, ihn zu seiner Art, Vierzeiler zu verfassen, zu befragen. Keine Zeit zum Trübsal schwitzen, feine Zeit für Lyrik.

Während des gut halb­stündigen Gesprächs erzählt Bender, wie er 1968 mit Friederike Mayröcker und Ernst Jandl im Kölner Café Reichert sitzt und durchs Fenster Paul Celan vorbei­hetzen sieht, der ihm im Brief vom 18. Mai 1960 schreibt: Nur wahre Hände schreiben wahre Gedichte. Ich sehe keinen prin­zipiel­len Unter­schied zwi­schen Hände­druck und Gedicht. Benders Arbeit als Akzente-Heraus­geber kommt zur Sprache. 1965 bringt er, beispiels­weise, erstmals Gedichte von Friederike May­röcker, die Erin­nerung trügt nicht, wie er innerhalb weniger Sekunden recher­chiert, in denen es ganz still ist, ich höre nicht einmal, wie Bender sich vom Telefon weg­bewegt und sehr schnell mit der Bestätigung zurück­kehrt. Wir kommen auf Ilse Aichinger, Günter Eich, Rainer Brambach zu sprechen, die beiden Männer zwit­scherten wohl gern einen zusammen. Schließ­lich sagt Bender zu, mir einige Vier­zeiler für die FM-Edition zu über­lassen. In unmittel­barem Anschluß an das Tele­fonat beginne ich, nachdem ich die neuen Gedichte in vier Zeilen aus dem Regal gezogen habe, wie wild und natur­gemäß auf meine Art, in die Tasten zu schlagen, das Ergebnis ist ja hier nun zu lesen … kunter­bunt … durch­einander­gewirbelt … immer schön der Reihe nach … und das letzte Gedicht des Bands geht so:

post mortem

Mir die ewige Ruhe zu vertreiben,
könnte ein Spalt nach oben bleiben.
Zu sehen, wie Leben sich fortbewegt.
Wer stehen bleibt. Blumen niederlegt.

Widerstand

Indem ich einleitend schreibe, daß der Kopf in diesen Tagen gleichsam ›besetzt‹ ist von Friederike Mayröckers fabelhaften Wörtern, so stimmt das natürlich – und doch auch wieder nicht. Jedermann kann die Einleitung zu den Abenteuern von Asterix und Obelix (von Idefix ganz zu schweigen) auswendig hersagen: Wir befinden uns im Jahre 50 vor Christus. Ganz Gallien ist von den Römern be­setzt ... Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindring­ling Widerstand zu leisten. Ich erlaube mir, es dient ja der guten Sache, den Satz für unsre Zwecke einmal kurz umzuschreiben: Wir befinden uns im Jahre 2012 AD. Der ganze Kopf ist von den Wörtern einer Wienerin be­setzt ... Der ganze Kopf? Nein. Ein von unbeugsamen Wörtern bevölkertes Büchlein eines in Köln lebenden Autors hört nicht auf, den eindringlichen Wörtern aus Wien Widerstand zu leisten:

Vergeblicher Protest

Ich protestiere.
Keiner stimmt mit ein.
Spreche ich zu leise?
Ich will nicht schrein.

Ich gehe ins Prosazimmer, greife Ekkehard Rudolphs 1971 bei List in München heraus­gege­benes Buch Protokoll zur Person. Autoren über sich und ihr Werk aus dem Regal und lese, was Hans Bender kundtut:

Ich bin kein Natura­list, aber dieses Leben um mich herum, die Wirk­lich­keit, wie wir leicht­fertig sagen, die stößt auf mich, die rührt mich an, das eine mehr, das andere weniger. In einem Aufsatz habe ich einige Anstöße zu meinen Geschich­ten angeführt. Ich habe zum Beispiel gehört in einer Straßen­bahn, wie ein Mädchen zu einem anderen sagte: »Am Sonntag habe ich Freitisch«, und dieses Wort ›Frei­tisch‹, das hat die Geschichte Fondue oder Der Freitisch ausgelöst. Ich glaube, alle meine Geschichten, Romanszenen, auch Gedichte wurden von solchen Signalen an­geregt ... Es gibt zwei Grundarten von Literatur, wie sie zuletzt Benn und Brecht bei uns vertreten haben: Benn, der sagte, das Gedicht ist an eine Muse gerichtet, aber die Muse ist gar nicht da; Brecht, der sagte, Literatur muß etwas bewirken, Literatur hat einen Ge­brauchs­wert. Diese zweite Auffassung von Brecht ist mir sympa­thisch. Ich glaube an eine Wirkung der Literatur, obwohl ich nicht eindeutig nachweisen kann, ob das, was ich geschrieben habe, etwas bewirkt hat. Bei den großen Werken der Weltliteratur läßt sich's nachweisen.

Hans Bender, es ist seit langem bekannt, gehört zu den Autoren, deren Wörter stets bei mir sind, manche Vierzeiler spreche ich bei Gängen durch den Wald »so für mich hin«:

Lebenslang

Die kleinen, gelbroten Äpfel
ganz oben in den Zweigen.
Lebenslang behalten wir
ihren süßen Geschmack.

Ob ich wohl alle Bücher Benders gelesen habe? Angesichts der Vielzahl der zwi­schen 1951 und 2012 veröffent­lichten mehr als 40 Einzel­titel, von Fremde soll vorüber sein bis Auf meine Art sowie der gleichsam unend­lich erschei­nenden Liste der Herausgaben (ange­fangen 1952 bzw. 1954 bei den Literatur­zeit­schriften Konturen und Akzente über ebenfalls längst legen­däre Sammel­bände wie Mein Gedicht ist mein Messer, Widerspiel, In diesem Lande leben wir – ›usw.‹ – bis hin zu Was sind das für Zeiten von 1988), frage ich mich auch jetzt wieder, ob ich nicht den einen oder anderen Titel über­sehen habe, und tatsächlich entdecke ich immer mal wieder noch ein Büchlein, denn Bender hat außer bei Hanser, dem Hausverlag seit den 1950er Jahren, gern mit buch­künstle­risch engagierten Verlegern wie V.O. Stomps, Richard Müller, Ulrich Keicher, Toni Pongratz oder Hendrik Liersch zu­sam­men­gearbeitet, die im Verbor­genen gleich­sam Buch um Buch hervor­bringen und von denen er bis heute aufgefordert wird, ihnen Manu­skripte zu überlassen.

1966



Die beiden Romane Eine Sache wie die Liebe und Wunschkost habe ich zweimal gelesen – ebenso wie die Mehrzahl der vielen Kurz­geschichten (von denen ich einzelne immer wieder lese), die erste lerne ich 1966 kennen. So bleibt von jenem Jahr nicht nur das soge­nannte ›Wembley-Tor‹ in dauer­hafter Erinnerung. Die eher schmalen Auf­zeich­nungs­bände, ich benenne bei­spielhaft Post­karten aus Rom und Wie die Linien meiner Hand, sprechen eine deut­lichere Sprache als mancher ge­schwätzige Wälzer. Die mit markanter, Verbind­lich­keit ver­mittelnder Hand­schrift nieder­geschriebenen Wörter der Briefe strahlen Anteil­nahme und Zugäng­lich­keit aus, wobei es in der Haupt­sache – engagiert, unei­gen­nützig, dabei nie eifernd – um die gute Sache Lite­ratur geht, im Sinne derer Bender den kontro­versen Disput nicht scheut: nachzulesen, bei­spiels­weise, in Konturen und Akzente des Lite­ratur­betriebs, dem 2009 publi­zierten Brief­wechsel mit Walter Höllerer. Aus den Gedichten – 2009, beispielsweise, erscheint zum 90. Geburts­tag das Buch Wie es kommen wird –, die in den ver­gangenen 15 bis 20 Jahren in erster Linie Vier­zeiler gewor­den sind, steigt aus den doppelten Böden der Verse der ironisch-lakonische Ton auf, der Hans-Bender-Sound, der ›es‹ genauso trifft wie in den Auf­zeich­nungen, Erzäh­lungen oder Briefen. Hans Bender kann es einfach – auf seine Art:

Gibt es noch Engel?

Ich hätte nichts dagegen,
schwerelos wie sie mich zu bewegen.
Mit ihnen zu musizieren, zu singen.
Mit ihnen mich schlafen zu legen.

Im Essay Neunzig werden, den ich zu Hans Benders Geburtstag am 1. Juli 2009 verfasse und im Poeten­laden sowie in der Schweizer Lite­ratur­zeit­schrift »orte« ver­öffent­liche, steht an einer Stelle:

Benders Aufzeichnungen sind bemerkens­werte Botschaften mit Biß, die auch nach Jahren und Jahr­zehnten noch merkens­wert sind, leuchtet in ihnen doch – ganz wie in den Geschichten und Gedichten – die bildhafte, Klartext redende, aufs Notwendige reduzierte, detail­liert beschrei­bende, subtile, natürlich dahin­fließende, elemen­tare, nuancierte, ironie­durch­tränkte Sprache dieses beschei­denen Meisters der scheinbar bloß kleinen, kunstvoll kunstlosen Form auf, deren Präzision ›smart‹ und ›zart‹ zugleich ist. Kurz: Bender zeigt, was auf der Hand liegt – was die anderen eigentlich auch sehen müßten, wie es am Ende von Aufzeichnungen einiger Tage heißt.




Kommando zurück: 1966? Indem ich die Jahreszahl in der vorletzten Passage nie­der­schreibe, mache ich mir wieder ein­mal bewußt, daß Hans Bender der­jenige unter den lebenden Autoren ist, den ich am frühesten angefangen habe, als Leser zu lieben: Ein Bär wächst bis zum Dach ist die erste der Kurzgeschichten, die ich als Sextaner im Deutsch­unterricht des Zülpicher Gymna­siums kennen­lerne; es folgen, drei Jahre später, Iljas Tauben und Die Wölfe kommen zurück, Kurz­geschich­ten, die mich maßgeblich beeinflußt haben, ein von den lebendigen Wörtern bestimmtes Leben zu führen, wie Bender es sich im auto­bio­graphi­schen Nachwort zu Das wiegende Haus (1961) wünscht:

In der Gefangen­schaft begann ich bewußt zu schreiben, stellvertretend für meine Generation. Das war – wie mir vorkommt – gestern noch, und ist heute schon fast Historie. Aber mehr als meine eigene Generation will die Jugend darüber lesen. (In Lesebüchern und Schultexten stehen meine Erzählungen: Der Brotholer, Die Wölfe kommen zurück, Iljas Tauben, in amerikanischen, japanischen, holländischen und dänischen Lesebüchern sogar.) Wie zufrieden könnte ich mit meiner Prosa sein, wenn sie mithülfe, diejenigen, die heute jung sind, vor einer ebenso uniformen wie bedrohten Jugend zu bewahren. Für dieses Engagement stehe ich ein.

Hätte mir ›damals‹ jemand gesagt – aber wer hätte das tun sollen in der bäuerlichen Welt, in der Literatur ausschließlich Sache der Schule war –, daß ich eines Tages mit diesem ›großen‹ Schriftsteller, Verfasser dieser hochgeschätzten Kurzgeschichten, befreundet wäre, mein Name unter einem seiner Gedichte stünde, wir gemeinsam Vierzeiler besprächen, nach noch besser ›sitzenden‹ Wörtern suchen würden … Lassen wir das. Es geht ja längst weit darüber hinaus. Wenn wir mal zwei Wochen nicht miteinander gesprochen haben, ruft er an und meint, es seien doch Monate vergangen.

Am 10.02.2012 um 18:23 schreibt Axel Kutsch: Vor einigen Tagen schickte mir Hans Bender den neuen Lyrikband »Auf meine Art«, in dem Du ja auch vorkommst. Ich habe ihn mit großem Vergnügen gelesen. Diese Vierzeiler sind frisch, hinter­gründig, auch humorvoll. Das ist junge Poesie eines über Neunzigjährigen. Sehr gelungen ist auch das Titelbild mit den vier Hölzchen. Naturgemäß freue ich mich sehr über Kutschs Ein­schätzung, bestätige die Bemer­kung über das Titelbild, das die nächste Erinnerung hervorruft, voll und ganz.

Braten riechen



Am Morgen des 8. September 2011 kehre ich von der von A. J. Weigoni organi­sier­ten Le­sung mit Francisca Ricinski und Andreas Noga im Düssel­dorfer Literatur­club zurück – mit der guten Erkennt­nis, daß man nicht nur Altbier trinkt und Fußball spielt im drolligen Dorf an der Düssel, o nein, und am späten Nach­mittag, nach einer Stadt­führung der ganz beson­deren Weigoni-Art, bei der wir zunächst am Rhein entlang durch den neu gestalteten MedienHafen flanieren, von dessen archi­tektoni­schen Be­sonder­heiten ich mich in den Bann ziehen lasse, während das Wasser des Rheins gleichmütig vorbeiströmt, als wäre alles wie immer, erlebe ich sogar das alle­wege ersehnte kleine alltägliche Wunder, indem ich im Heinrich-Heine-Anti­quariat in der Citadell­straße das in der Eremiten-Presse erschienene Gedicht­buch Oberwelt von Rolf Bongs entdecke, das ich mir lange schon wünsche. – – –

Statt in die Eifel-Bahn einzusteigen, verlasse ich in Köln den Hauptbahnhof, gehe in den benachbarten Dom, lasse mich vom Richter-Fenster erleuchten und wandre, nein, eben nicht hinaus ins freie Feld, sondern durch die Innenstadt über Hohe Straße, Schildergasse, Neumarkt, Mauritiussteinweg (wo ich einen wehmütigen Blick in die frisch renovierten, jedoch weiterhin leerstehenden Räume werfe, in denen bis Ende 2008 das Antiquariat von Peter Weber residierte, dem ich so viele Buchfunde verdanke) in die südlich, am Zülpicher Platz, gelegene Taubengasse, um Hans Bender einen (telefonisch einige Tage zuvor vereinbarten) Besuch abzustatten. – – – Gern läßt Bender sich bei den Treffen das eine oder andere neue Gedicht vorlesen. An diesem Tag ist es das Gedicht, dem ich die Ernst-Meister-Verse Hier, / nimm die / Unsinnsblume / vom Wegrand vorangestellt habe:

braten riechen

fiel mariechen
in schwarze tomaten

glatter niederschlag
auf biaginis schweißbaumwolle

maul mit mais · maisährchen
maisbärtchen · maisseide

stopfen · mit parze · polenta
welch ein · welsch sein · tag

augen saugen
blicke wieder

klein der racker
acker wacker

vatter findet [frankenstein]
tief grab tiefer / rief er

Wir sprechen lange über das Gedicht, das sich u.a. aus den Herbstnebeln, die übers Feld wabern, als ich, 1962, als Sechsjähriger neben dem vom Vater freigelegten Franken-Grab stehe, befreit hat. Anschließend steht Hans Bender auf, geht mit dem legendär flotten Schritt, der nichts an Leichtig­keit eingebüßt hat, zum Schreibtisch und drückt mir wort­los ein Blatt in die Hand – das mich zuerst einmal sprachlos macht. Es ist der Entwurf zum Umschlag des Buches. – – – That's it, jubi­liere ich inner­lich beim Anblick der vier unter­einander liegenden Zweig­stücke, that's it, weiß für den Moment immer noch nicht, was ich sagen soll, Bender blickt mich er­wartungs­voll aus freund­lich blinkenden blauen Augen an. Ich kann, dennoch, nicht allzu­viel sagen, ich glaube, es sind, ungefähr, diese Worte: »Herr Bender, ich freue mich sehr auf dieses Buch, das ist das schönste Umschlagbild, das ich mir vorstellen kann, eine kon­geniale Nach­empfin­dung Ihrer Verse.« – – – Schon kommen wir wieder vom Hölz­chen aufs Stöck­chen, sprechen übers versun­kene Kölner Stadt-Archiv, dem Bender rund 27.000 Dokumente der jahr­zehnte­langen lite­rari­schen Korre­spondenz mit Rose Ausländer, Ingeborg Bachmann, Gott­fried Benn, Nicolas Born, Rolf Dieter Brinkmann, F. C. Delius, Hans Henny Jahnn, Günter Eich, Günter Grass, Ernst Jandl, Günter Kunert, Friederike Mayröcker, Jürgen Theobaldy und vielen hundert anderen als Vorlaß zur Verfügung gestellt hat, über die Bedeu­tung der Gedichte Brink­manns, über die romani­schen Kirchen, über einen Brief Benns vom 21. August 1954 an Herbert G. Göpfert, der inzwischen für 900 Euro gehan­delt wird: Inzwischen erhielt ich den Besuch von Herrn Hans Bender. Natürlich hat er kein Wort von der Unterhaltung zwischen Ihnen und mir er­fahren. Aber ich muß sagen, dieser junge Mann machte einen sehr guten Eindruck auf mich, er scheint stabiler und weniger arrogant zu sein als die meisten Lite­raten, auch ist er wohl bestimmt intel­ligent, über das Richter-Fenster und Thomas Bernhard, über den er in Was reden die Leute. 58 Begeg­nungen mit Thomas Bernhard schreibt:

Ich war neben meinen redaktionellen Tätigkeiten auch Berater und Juror im Lite­rari­schen Gremium des Kultur­kreises im Bun­des­verband der Deutschen Indus­trie. Für das Jahr 1967 habe ich Thomas Bernhard und Eli­sabeth Borchers für die jähr­lichen Preise vor­geschla­gen. Die Tagung war für Anfang Oktober festgesetzt, in Regens­burg. Ein Vorgang, den ich gut in Erin­nerung behalten habe. Bevor die anderen ange­reist waren, speiste ich zusammen mit Bernhard in einem Hotel­restau­rant. Als wir die Suppe löffel­ten, hielt Bernhard inne, blickte hinauf zur Stuckdecke und begann zu schildern: Die Stücke der Stuckdecke werden herunter­fallen in unsere Teller, die Suppe würde über­schwappen, den Tisch, den Boden, den Raum, dir Stadt, die Welt ertränken! Ich wusste nicht recht, wie ich auf Bernhards über­schwäng­liche Schil­derung oder Vision reagieren sollte. Ich versuchte es, doch größer waren meine Zweifel, ob die Suppe diese Sintflut anrichten könnte. Er wollte wohl eine Szene mit mir spielen. Wollte mich überprüfen, wie ich reagierte. Hatte ich die Begabung, ein­zu­gehen auf seine Vision?

Abendstunde

Auf meine Art ist nicht der einzige neue Titel des 1919 in Mühlhausen im Kraichgau geborenen Hans Bender. Meine Gedanken schweifen ein paar Monate zurück zum 11. Dezember 2011. Hans Bender, Hans Georg Schwark und ich sitzen bei grünem Tee und Spekulatius und arbeiten den Bücherturm ab, den Bender auch heute, wie bei jedem Besuch, neben sich hoch­gezogen hat, um von Buch zu Buch mit mir zu flanieren. Vier Gedicht­bücher von Christian Saalberg, Hans Leberts Ausgewählte Gedichte sowie Arnold Stadlers New York machen wir das nächste Mal machen den Anfang, naturgemäß reden wir – zwi­schen­durch und querbeet – als Fußballfans über den 1. FC Köln und die TSG 1899 HoffenheimEin Fußballwunder hat / unser Kraichgau-Club erzielt: / Man fragt mich sogar in Köln: / »Wie hat Hoffenheim gespielt«, als Opernliebhaber über Don Giovanni und Salome, kommen, wie bei fast jedem Besuch, auf die roma­nischen Kirchen zu sprechen: »vielleicht das Schönste, was das große, heilge Köln / mit seinem großen Dome (Heinrich Heine) zu bieten hat«, sagt Bender, und wir lachen, old men that we are, aktuelle Sorgen über Gesund­heit weg: gut geht's heute niemand (Elfriede Gerstl · biowetterkarte), hinter­fragen Gott und den blauen Planeten, streifen beim Blick auf Bilder durch die Welt der Malerei, betrach­ten gemeinsam das im Eß­zimmer hän­gende Gemälde von Bernard Schulze, der Benders vielleicht schönstes Buch Glück­lich die Stunden mit farb­form­prächtigen Arbeiten auf Papier bereichert – »usw.«

Auf dem Umschlag des nächsten Buchs, das Bender mir, wie nebenbei, in die Hand drückt, lese ich: HANS BENDER · O Abendstunde · Ausgewählte Gedichte · Nachwort von Arnold Stadler. – Wie oft habe ich in den letzten 10 Jahren, in diesem Sessel sitzend, Bender aufgefordert, doch wenigstens einen schmalen Band mit ausgewählten Gedichten zu machen, damit Menschen von der Quelle trinken können, die 1951 mit Fremde soll vorüber sein zu sprudeln begann und bis heute nicht versiegt ist. Stets hat Bender abgewinkt, und nun sind doch – dank der Initiative von Hans Georg Schwark und Arnold Stadler – ausgewählte Gedichte im Verlag Ulrich Keicher als handfadengeheftete Broschur mit 39 Gedichten erschienen. Ich schlage irgendeine Seite auf und lese:

Im Alter

Schön, einen Preis
hat man mir verliehen.
Viel schöner wäre,
wieder verliebt zu sein.

Später, gegen 19 Uhr, im rammelvollen Zug Richtung Eifel sitzend, öffne ich das Buch unverzüglich nach der Abfahrt – und diesmal auf der ersten Seite. Die kleine Reise in der Abendstunde beginnt mit der Ankunft in Walders­bach, führt über den Wiesenweg durch heißen Mohn, nachdem Der junge Soldat begraben, in Mein Dorf, den Schwetzinger Garten, Im D-Zug durch Südbaden, Nörd­lich Bremen, durch Nebel, Jahrmarkt und Tabakfeld zu den Engeln in Florenz, schließlich über Marokko und New Mexico zurück nach Köln, hier mit Drei Strophen Rainer Brambachs gedenkend, dort – die Über­raschung für mich – die Erinnerung an einen Beatnik, ein für Bendersche Verhältnisse weit über die Ufer tretendes Gedicht, das Gregory Corso porträtiert: O bomb I love you.

Anhänglich

Am 1. Juli 2012 vollendet Hans Bender das 93. Lebensjahr. In die mechanische Schreib­maschine (Anhäng­lich // Noch immer tippe ich / auf meiner Olympia Monica. / Auch sonst bin ich / anhänglicher als andere) ist ein Blatt einge­spannt, ich sehe Wörter, Verse, Streichungen. Weitere Vier­zeiler, komprimierte poetisierte Selbst­vergewis­serungen, sind, klar, im Entstehen begriffen, immer wieder handeln sie (grund­sätzlich offen nach allen Seiten), naturgemäß, auf luftige Weise, durch ironi­sierende Reime schalkhaft schwingend, von Alter und Tod:

Vergleich

So ist Altsein,
so steil, so zäh, so klamm.
Als zöge man seinen Schlitten
nicht durch Schnee, sondern Schlamm.

Gemeinsam suchen wir ein Verb, das die Bewegung einer bestimmten Kugel trifft, die im Mittelpunkt eines kommenden Vierzeilers steht. Hin und her gehen die Vorschläge, ein Voll­treffer ist noch nicht darunter – auch und gerade beim Schreiben gilt: Alles braucht seine Zeit.

Zwei Tage nach dem Besuch ruft Bender an: Der Vierzeiler stehe, und mit der Hand habe er, da die Schreib­maschine hake, einen drei­seitigen Brief an Werner Bucher ge­schrie­ben, der um eine Bekundung zur Lyrik Christian Saalbergs (den wir beide glei­cher­maßen schätzen) gebeten habe. Jürgen Egyptien habe mehrere Exemplare von Hans Leberts Gedicht­bänd­chen geschickt (er werde gleich eins für mich in einen Um­schlag stecken – und das Donnern aus den Wolken­bäumen murrt in unser blut­durchsummtes Ohr), Walter Hinck sein Buch Jahrgang 1922. Auto­bio­graphische Skizzen, und er erwarte nun täglich den Früh­jahrs­prospekt von Hanser mit der Ankün­ädigung des Buches. Er fragt, ob ich Gedichte von Susanne Eules kenne, was ich bejahe, hortus legibilitis heißt das von mir gelesene Bänd­chen, und Ende März erscheint im Hamburger FIXPOETRY.Verlag ubern ruckn des atlantiks den rand des nachmittags (das ich mir schnell besorgen werde).

Bender wünscht mir eine gute Zeit und sich, mich bald wieder in der Tauben­gasse zu begrüßen, es gebe so viel zu besprechen. Es ist 17 Uhr 30. Der Essay Vom Hölz­chen aufs Stöckchen · Auf meine Art an Hans Bender denken ist montiert. Ob das letzte Wort schon ge­schrie­ben ist, das werden die nächs­ten Tage und Wochen zeigen. 17 Uhr 45. Ich wähle Axel Kutschs Nummer. Brauche jetzt ein lyri­sches Schwätz­chen. Er hebt ab. Ruft gleich zurück. Wenn's nicht allzu spät wird (nach Koch – Schlaf­man­gel, schönes Wort – und Decker: Hörst du es nicht zischen?), will ich, ein biß­chen noch, Bärwinkel lesen, der mich mit diesen Versen lockt: Bei Roll­treppen / fällt mir die Brink­manns ein. (Aber man weiß ja nie.) So geht es weiter, immer weiter: Good night unto you all.

* * *


Hans Bender, Auf meine Art. Gedichte in vier Zeilen, 104 Seiten, Klappenbroschur, Edition Akzente, Hanser Verlag, München 2012.

Hans Bender · O Abendstunde. Aus­gewählte Gedichte, mit einem Nachwort von Arnold Stadler, 40 Seiten, hand­faden­gebundene Broschur, Verlag Ulrich Keicher, Warmbronn 2011.

HANS BENDER · EINZELTITEL VON A – Z

Am Ufer sitzen. Aufzeichnungen. Hauzenberg 2006.
Auf meine Art. Gedichte in vier Zeilen. München 2012.
Aufzeichnungen einiger Tage. Berlin 1971.
Aufzeichnungen, Erzählungen und Gedichte. Darmstadt 1999.
Briefe und Dokumente. [Briefwechsel] Rose Ausländer – Hans Bender 1958–1995. Aachen 2009.
Bruderherz. Erzählungen. München 1987.
Das wiegende Haus. Erzählungen. Stuttgart 1961.
Der Brotholer. Erzählung. Hamburg 1957.
Der Hund von Torcello. 32 Geschichten. Frankfurt/M. 1969 / Aachen 2007.
Die halbe Sonne. Geschichten und Reisebilder. Baden-Baden 1968.
Die Hostie. Vier Stories. Frankfurt am Main 1953.
Die Orte, die Stunden. Aufzeichnungen. Hauzenberg 1992.
Die Wölfe kommen zurück. Sieben Kurzgeschichten. Hamburg 1965.
Drei Geschichten. Weilheim 1989.
Eine Sache wie die Liebe. Roman. Hamburg 1954 / München 1959, überarbeitete Fas-sung: Frankfurt am Main 1991 / Aachen 2008.
Einer von ihnen. Aufzeichnungen einiger Tage. München 1979.
Fondue oder Der Freitisch. Kurzgeschichte. Basel 1961.
Fremde soll vorüber sein. Gedichte. Augsburg 1951.
Gedichte und Prosa. Karlsruhe 1990.
Geschichten aus dem Kraichgau. Erzählungen. Heidelberg 1995.
Hans Bender / Rainer Brambach: Briefe 1955 – 1983. Frankfurt a. M. 1997.
Hans Bender / Elias Canetti: Briefe. in: Sinn und Form 2/2000.
Hier bleiben wir. 11 Gedichte. Köln 1992.
Ich schreibe kurz. Aufzeichnungen 1994/95. Köln 1995.
Konturen und Akzente des Literaturbetriebs. Briefwechsel Hans Bender und Wal-ter Höllerer 1953–1954. Sulzbach-Rosenberg 2009.
Lyrische Biographie. Gedichte. Wuppertal 1957.
Nachmittag, Ende September. Vierzeiler. Köln 2000.
Wunschkost. Roman. München 1959 und Aachen 2004.
Jene Trauben des Zeuxis. Aufzeichnungen. Aachen 2002.
Mit dem Postschiff. 24 Geschichten. München 1962.
O Abendstunde. Ausgewählte Gedichte. Warmbronn 2011.
Postkarten aus Rom. Aufzeichnungen. München und Wien 1989.
Programm und Prosa der jungen deutschen Schriftsteller. Mainz 1967.
Ritus der Wiederkehr. Vierzeiler. Berlin 2006.
Schwarz auf weiß. Vierzeiler. Warmbronn 1998.
Verweilen, gehen. Gedichte in vier Zeilen. Aachen 2003.
Wie die Linien meiner Hand. Aufzeichnungen. München 1999.
Wie es kommen wird. Meine Vierzeiler. München 2009.
Wölfe und Tauben. Erzählungen. München 1957.
Worte, Bilder, Menschen. Geschichten, Roman, Berichte, Aufsätze. München 1969.

HANS BENDER · HERAUSGABE (AUSWAHL)

Akzente. Zeitschrift für Literatur. München 1954 – 1980.
Deutsche Erzähler 1920 – 1960. Stuttgart 1985.
Deutsche Gedichte 1930 – 1960. Stuttgart 1983.
Geschichten aus dem 2. Weltkrieg. München und Zürich 1983.
In diesem Lande leben wir. Deutsche Gedichte der Gegenwart. München 1978.
Jahresring. Beiträge zur deutschen Literatur und Kunst der Gegenwart. Stuttgart 1962 – 1989.
Junge Lyrik. Eine Auslese. München 1956 – 1960.
Konturen. Blätter für junge Dichtung. Frankfurt am Main 1952 – 1953.
Mein Gedicht ist mein Messer. Lyriker zu ihren Gedichten. Heidelberg 1955 und Mün-chen 1961.
Spiele ohne Ende. Erzählungen aus 100 Jahren. Frankfurt am Main 1986.
Was sind das für Zeiten. Deutschsprachige Gedichte der achtziger Jahre. München u. Wien 1988.
Widerspiel. Deutsche Lyrik seit 1945. Darmstadt 1961 und München 1962.

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Post Scriptum
Hans Bender im Gespräch mit Wolfgang Bittner (2009)

Zu meinen besten Freunden unter den Literaten gehörten Hans Erich Nossack und Ernst Kreuder. Gerade an diese beiden, die älter waren als ich, denke ich jetzt oft. Sie waren so pessi­mistisch und haben vor allem die Literatur, die nach ihnen kam, so ungerecht und böse beurteilt. Ich habe sie immer zurecht­gewie­sen, obwohl ich etwas jünger war, und ich habe mir vorgenommen, so nicht zu sein, sondern immer noch daran interes­siert zu blei­ben, wie es mit der Lite­ratur weitergeht – auch wenn ich nicht alles mehr verstehe. Aber die Literatur geht wirklich weiter. Ich habe den Eindruck, dass es mehr Gedicht­bände gibt als zu meiner Zeit, auch mehr Romane, und die Bücher werden von den Verlagen wunder­schön aus­gestattet. Ich wider­spreche dem Pessi­mismus. Ich glaube an den Fortgang der Literatur.
Theo Breuer     September 2012   

 

 
Theo Breuer
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