|
|
|
Theo Breuer
fragiles fragment
sentenz vom gedicht im deutschen sprachraum nach 2000
The poem is a machine made out of words
William Carlos Williams
Mais Degas, ce n'est pas avec des idées qu'on fait des vers, c'est avec des mots
Stéphane Mallarmé
No verse is libre for the man who wants to do a good job
Ezra Pound
das spektrum des zwischen hinterland- und großstadtstraßenflucht schwingenden einsilbig oder kakophon fest- oder freimetrisch alliterierend oder assonant (binnen-)gereimt oder prosanah karg oder simultankaskadisch luftig licht und klar oder geheimnisvoll mysteriös und rätselhaft hochpoetisch klingend oder antilyrisch gebrochen überhitzt oder unterkühlt synästhetisch oder katachresisch standardisiert wortspielerisch konkret oder dialektal leichtfüßig oder verschleppt schlicht oder krass rotzig oder erhaben jambisch (trochäisch) oder daktylisch (anapästisch) erdig oder intellektuell ernst finster trocken oder ironisch sarkastisch zynisch schwärmerisch oder nüchtern herb oder sanft heiter oder hypochondrisch lässig oder forciert („usw.“) ge|form(ulier)ten jedes banale und bedeut same ding des mikro- oder makro-daseins als ECU oder aus der totalen in den blick nehmenden vielfach konterkarierenden gedichts in diesen zeiten der nur noch ganz kleinen verschiebungen reicht vom eingewurzelten strophengedicht zur experimentellen collage und visuellen bricolage vom anaagramm übers leipogramm zur paragrammatischen verballhornung vom kreuzgereimten zum alltagsparlando vom haiku übers akrostichon zu ode sestine sonett und terzine vom aphorismus übers epigramm zum sprichwort vom einwortgedicht über den vierzeiler zum erzähl- oder langgedicht vom feurigen stimmungsbild zum wasserumwallten wortschwall von politisch grundierten mit suggestiven botschaften garnierten versen zur privaten poesie für öffentliche ohren vom hermetischen vers übers doppelbödig zum offen strukturierten gedicht vom block- zum flattersatz von der assoziativ verketteten überbordenden paradox-skurillen phantasmagorie zur (realität verfremdenden) lakonischen inventur von beat über pop zum ätherischen gedicht vom ungelegenen vers zum gelegenheitsgedicht von sonnenstrahl über thunderstorm zu schneegestöber von der innovativen sprachschöpfung zur kongenialen nachempfindung vom mit der universalen lyrik aller länder und zeiten ringenden gedicht des poeta doctus zum naiven notat des art-brut-dichters von der chiffrierten zur intertextuellen verflechtung von der notgeborenen attacke zur müßigen besinnung von allegorie über metonymie metapher und emblem zum symbol zur salopp davon befreiten lyrik vom grotesken oxymoron zum skurrilen paradoxon vom farbenfrohen nonsens zum schwarzweißen tiefsinn von reiner lyrik über metalyrik (gedichtgedichte) zum didaktischen lehrgedicht vom stillen und kurzen um eine einzige metapher rankenden gedicht zur hektischwilden übers ganze blatt und darüber hinaus sich windenden montage oder endloszeile vom stakkato zum geschmeidigen vom surrealen purzelbaum über dissonanz und lautpoesie zur magischen volksliedstrophe von der urbanen häuserzeile zur rustikalen zeitgemäß fragmentierten beziehungsweise verfremdeten sumpfdotterblume
im schneegestöber 2010
der dichter liegt vor hitze stockt der mut
in heißen lüften ist kein wort dabei
die zeit der großen verse ist vorbei
und in den brüsten seh ich geizt die glut
der wurm ist nah hier hilft wohl bloß noch ducken
und sich mit schicken kämmen zu bestücken
die feisten schreiber gehen schon an krucken
die dreisten leser wollen sich verdrücken
|
|
|
|
Theo Breuer
Lyrik
Gespräch
Porträt
|
|