poetenladen    poet    web

●  Sächsische AutobiographieEine Serie von
Gerhard Zwerenz

●  Lyrik-KonferenzDieter M. Gräf und
Alessandro De Francesco

●  UmkreisungenJan Kuhlbrodt und
Jürgen Brôcan (Hg.)

●  Stelen – lyrische GedenksteineHerausgegeben
von Hans Thill

●  Americana – Lyrik aus den USAHrsg. von Annette Kühn
& Christian Lux

●  ZeitschriftenleseMichael Braun und Michael Buselmeier

●  SitemapÜberblick über
alle Seiten

●  Buchladenpoetenladen Bücher
Magazin poet ordern

●  ForumForum

●  poetenladen et ceteraBeitrag in der Presse (wechselnd)

 

Theo Breuer

»Wie eine Lumpensammlerin«
Vermerk zu Friederike Mayröckers Werk nach 2000

 
Essay
 

Es ist das Insuläre, es ist das Eremitenhafte, es sind die kleinen un­schein­baren Dinge, Erschei­nun­gen, Vor­kommnis­se, die mich zum Schrei­ben an­feuern, anzünden, mir den Atem rauben, etwas in mir ent­zücken. Ich folge vermutlich weniger einer tradi­tionel­len Logik als einer poetischen Logik, ich denke nicht linear, son­dern in Bildern.

Friederike Mayröcker



»Ich greife vor, die Zeit hat sich auf­gerollt wie ein Far­nwedel, ich weiß nicht, ob sie schrumpft oder wächst«, les ich in Ulrike Draes­ners 2014 erschienenem Roman »Sieben Sprünge vom Rand der Welt« und blick, ein bißchen schwindelnd, durchs West­fenster, voraus­gestürmt in meiner Lebens­zeit, in die Zukunft, hoch oben die flit­zende Schwalbe die ich küssen umfangen will, seh mich, West­wind bläst aus vollen Backen, beinah ver­blühte Herbst­zeit­losen, Kro­kusse, Schnee­glöckchen, Win­ter­linge be­trachten – und da: Hummel, Wespe. Oster­glocken, Kau­kasus­vergiß­meinnicht »wollen balde kommen«, Veilchen, Hyazinthen tragen blaue, Pri­meln gelbe Blüten zur Schau. Am Nist­kasten­schlupf­loch in der Blumen­esche klebt die Blau-, im Berg­ahorn die Bienen­meis. Amsel­gezwitscher in blatt­losen Baum­kronen. Ich denk, fühl, erinnre: Im August 2010 hat mich Frie­derike May­röckers Prosabuch ich bin in der Anstalt · Fusznoten zu einem unge­schrie­benen Werk ›gerettet‹ (»hier ist alles. Sogar aller Mut / + die Treue, der Treuemut« · Elke Erb), wobei: Bekennt­nisse haben nichts mit der Wahrheit zu tun. Schreiben? Pustekuchen! Acht Monate lang ver­siegt in jenem Jahr der Schreib­fluß, nicht einmal ein Rinnsal bleibt übrig, statt­dessen sieht man mich, während mein Herz sich bäumt wie die Büsche am Hang, not­verschlun­gen, die Träume sickern in den Morgenmond, in einem fort, von früh bis spät, Samen ausstreuen, Stauden eingraben, Knöllchen, Knollen in die Erde drücken und Steine, Steine, die behutsam / geworfenen Steine aus Feld, Wald, Wies in den lieblichen Garten schleppen. Noch während des Lesens, ab End August, feg ich Notiz­krümel zusammen in der sehn­süchtigen Hoff­nung, »balde« doch wieder einen tauglichen Text hinzu­kriegen – und schreib, tatwortsächlich, während der folgenden Woch den Essay »Bett­lerin des Wortes«, was ist es was hat es auf sich, mit dem der mittler­weile um weiter gewachsne Essay­zyklus zum Werk Friederike May­röckers unver­hofft seinen Ausgang nimmt und den ich seither wieder und wieder um- und fort­geschrie­ben habe:

* * *


… die Schwalbe der Adler die Vogelschwinge … Zurück vom rundweg ›himmlischen‹ Gang durch weißen, schweigenden Wald mit ›unheimlich‹ wirkenden Fern­blicken, die matten Hügel­ket­ten, sie floren jetzt in den Himmel, bei dem uns das Echo, ach mit alten Wäldern unter­wegs zum Tag, von Frie­derike May­röckers alle­gori­schem · bild­reichem · charis­mati­schem · durch­drin­gend elemen­tarem · farb­en­frechem (die roten Kleckse im grünen Blattwerk) · genia­li­schem · herrlich idio­synkra­tischem · jung klin­gen­dem · liebe­voll melan­cho­li­schem · natür­lich paro­dis­tisch para­gram­mati­schem · qui­ri­lie­ren­dem · radikal syn­ästhe­tischem · trä­nen­vollem · uni­ver­salem · ver­wegen wildem · zar­tem · Tag für Tag für Tag fort­geschrieb­nem, unerhört wort­noten­at­men­dem lyrik­prosa­lebens­werk, auf Schritt und Tritt, fast als / ein Traum, begleitet, in dem ich, Kokon, Ortwort, Wortort, Utopia, zuhaus mich fühlend wie Familie Vogel in dem Nest, das sie seit Jahren im kie­fernen Haus­baum be­wohnt, unent­wegt am liebsten lesen wollt, greif ich erneut nach dem Wort­wirbel­buch, zu dem ich mich, vom ersten Vers an, so heftig hingezogen fühl: auf und ab der brau­sende rau­schende orgelnde flügel­schlagende Wind. Frie­derike May­röckers dieses Jäckchen (nämlich) des Vogel Greif, faszi­nie­rend vollkommne Frag­mente kom­plementär kon­struier­ter komplexer Vers­ge­flechte, alles ver­mengt sich mit allem, in denen ein gewaltiger, aus diver­gie­renden ding­lichen, ideel­len Elemen­ten sich speisender Wort­fluß in kommuni­zierende Gefäße »zu dem Bade sich ergießt«, Wörter wie rasende Stern- / schnup­pen nieder­pras­selnd, wilde Blitze im Herzen, überragt alle von mir gelesnen Lyrikt­itel des guten Jahr­gangs 2009 der­maßen (»ihre dichtung hat eine meinen hals aus­ren­kende höhe erreicht, die so sehr weiter zu steigern ihre ab­sicht ist, daß sie das alter von 150 zu er­reichen proklamiert hat« · Ernst Jandl), daß der Peter-Huchel-Preis, den ich ihr längst für eins der vorauf­ge­gangnen Lyrik­bücher ge­wünscht hätt, nun fast schon zu klein scheint für ein so außer­gewöhn­liches, großes, leben­diges Buch, bei dem »unter jedem Tritte ein Quell­chen springt« oder – voll­kommen krea­natürlich:

der weisze Flockenwirbel : Knospe des Fensters vis-à-vis
die rote Knospe gelbe Tüte weiszes Porzellan, der graue Vorhang
staubig und gebauscht im Hintergrund. Bin in der Tube meiner
Krankheit – weisze Wolle vor dem Fenster, das Fenster mit
den roten Kirschen, das Fenster mit dem Heiligenschein,
Henri Matisse's La Musique klassische Blumenzier / das ist
der Mohn der Zeit. Von Rhododendron Knospen erdolcht, in
Rhododendron Knospen ertrunken . . des Todes
Blitzhotel

5.3.06

Ich geh in diesem Schreib­augen­blick zwei Schritt also weiter, habe gerade die Sprache er­funden ra­sende Sprache : Die kraft konzen­trisch konzen­trierten Schrei­bens hinter dem Schreiben aus simul­tan­vulka­ni­schen Gehirn­tumulten heraus­ge­glühte Bricolage dieses Jäck­chen (nämlich) des Vogel Greif ist das Buch im deutschen Sprach­raum nach 2000, das mich mit seinen explo­siven Erup­tionen an­springt, be­geistert, char­miert, durch­dringt, ent­flammt, mitreißt (und ich denke: du kannst hier nicht mehr heraus …) wie kein andres Gedicht­buch in dieser Zeit, und Pflanzen rasen jauch­zend in Juni Garben. Bei jeder sich irgend­wiewo bie­tenden Gele­genheit wiederhol ich's gern, und nicht bloß Bensch und Kraus wissen ein Lied davon zu singen: Die wunder­toll fort­tänzelnde / wundenvoll auf­spürerische Wort­virtuosin Friederike May­röcker, die »nimmt und ver­knüpft, was da ist« (Claude Lévi-Strauss), ist, nicht mehr, nicht weniger, ein ›lyrischer Lieb­ling‹, ›erste Sahne‹ wie die vogel­umflatterte Herz­wurzel­bäumin Platane, von der ich als Kind auf dem Dorf­platz schon ahne (knatternde Fahne, Blätter im Frühlingswind): Sie wird mein Liebling unter den Linden sein. »Und ich kenne keine andere lebende Dichterin, die so sehr zu meinen Synapsen und allen Ge­fäßen meines Körpers spricht wie Frie­derike May­röcker … immer ist sie in ihren Sätzen, in ihrem ganzen Denken eine Lie­bende, eine Honig­liefe­rantin ihre Sprache.« (Marica Bodrožic) Manch­mal möcht ich, wie Abraham Mann­heim in Leon de Winters Roman »Das Recht auf Rück­kehr«, glauben, daß all die Bilder, die beim Lesen vor mir auf­scheinen, »für immer und ewig im Univer­sum kreisen, bis ans Ende aller Zeiten. Wider­ständige Schön­heit gegen das Dunkel des Ver­ges­sens«, und ich denke: Die / wortlosen = mannig­falti­gen Be­we­gungen in meinem Kopf sind wie Ge- / mälde von Pollock in meinem Kopf und vermögen es nicht sich zu frommen Lauchblumen = / Formu­lie­rungen zu ge­stalten ………

für CF am frühen Morgen

ist das 1 Gedicht, sagt CF, ja
das ist 1 Gedicht : indem ich sage das ist
1 Gedicht ist es 1 Gedicht. Meine
Ärztin sagt, essen Sie 1 Gedicht, ich
weisz nicht wie man es kocht, sage ich. Wenn Antoni
Täpies sagt, diese weisze Form ist 1 Sessel, erkenne
Ich in dieser weiszen Form einen Sessel, ins
Zentrum gerückt. Indem ich von einem Urinoir sage, das
ist 1 Kunstwerk, sagt Marcel Duchamps, ist
es 1 Kunstwerk. Indem ich sage, die
weiszen Schäfchen am Himmel, sind es die
weiszen Schäfchen am Himmel

15.1.05

»Vous pouvez vivre trois jours sans pain; – sans poésie, jamais; et ceux d'entre vous qui disent le contraire se trompent: ils ne se connaissent pas«, warnt Charles Baudelaire: So steht es in einem frisch ge­druckten Prospekt für Lyrik geschrie­ben. Ich will es nun ganz genau wissen und lese, nach langer Zeit einmal wieder, Charles Baudelaires Rede »Aux Bourgeois« im ori­ginalen Wortlaut von 1846. Während der Lektüre des voll­stän­digen Satzes – »Vous pouvez vivre trois jours sans pain; – sans poésie, jamais; et ceux d'entre vous qui disent le contraire se trompent: ils ne se connaissent pas« – schlag ich prustend mir auf die Schenkel: Der Bourgeois mag Baude­laire meinet­wegen Anma­ßung · Bos­heit · Chuzpe · Dreis­tigkeit · Erbarmungs­losig­keit · Frech­heit · Gemein­heit · Hoffart · Imper­tinenz · Jäh­zorn · Keckheit · Lüm­melei · Miß­achtung · Nieder­tracht · Obses­sion · Pö­bel­haftig­keit · Quälerei · Re­spekt­losig­keit · Scham­losig­keit · Toll­kühn­heit · Unver­froren­heit · Ver­mes­sen­heit · Will­kür · Zynismus unter­stellen bzw. zur Last legen, aber das ist es, das ist es: »sans poésie, jamais«, und Leute, die das Gegenteil behaup­ten, kennen sich nicht. Auch ich weiß, daß wir zwar einige Tage lang ohne Brot leben können (»In der Not / eß ich Butter ohne Brot« ist ein gern ge­wählter Zwei­zeiler in von Armut geprägten Kinder­tagen, und schon war der leere Magen wieder ein wenig besänftigt), aber niemals ohne die poetischen Momente im all/täglichen Leben, die wir immer und überall an­tref­fen. Kürzl­ich fallen mir Spaghetti aus der Packung auf den Küchen­boden – was für ein ›groß­artiger‹ lyrischer Augenblick. By the way: »The greatest poem is the human nervous system« (Stanley Moss)
  Und nach einigen Hochsommer­wochen fast absoluter gräszlicher Lesens­un­fähig­keit, du mußt wieder lesen lernen, nein nicht nur leben lernen, lesen lernen : dieses rätsel­volle Lesen­können, daß nicht die Zeile, die man eben gelesen, dahin­glei­tet in einer Phantasie, ich meine dieser Trödel von Spuren, solche rare Kulisse einer mich durchdringenden Aufmerk­samkeit, schreibt Friederike May­röcker im Requiem für Ernst Jandl, ver­teufelter Spuk, den ich mein Lebtag nicht gekannt hab und der mich gleich­sam ver­hungern läßt, bin ich schon zufrieden, ach was, zufrieden, in mir randa­lierts, ich schreie ich tobe ich stampfe mich selbst bis an / die Knöchel in die aufgeweichte Erde des ver­kommenen / Rasenstücks, wenn ich mich am Abend, vielleicht, sobald die Sonne zu sinken / begann, durch eine oder zwei Seiten kämpf, nachdem ich tagsüber immer wieder um die Bücher herum­schleich, mich ihnen zu nähern versuch, es kaum einmal schaff, eins in die Hand zu nehmen, zu öffnen, bin gleichsam Trakls »Wande­rer im schwarzen Wind«, von der gleich­zeitigen Unfähig­keit zu schrei­ben ganz zu schweigen.

  Variationen auf 1 verdorrtes Ästchen, nach Hermann Hesse's
  Gedicht „Knarren eines geknickten Astes“

das Mimosenbäumchen im Bett ach das Mimosenbäumchen im Bett, das
Mimosenbäumchen hat aufgegeben : die abgefallenen Blättchen die
geknickten Ästchen das zerzauste Stimmchen, das Mimosenbäumchen
gesträubt. Opuszahl 101 das Notenblatt plärrt der Violinschlüssel
geht im Wald spazieren, 1 Gestrüpp auf dem Küchentisch, das Mimosen-
bäumchen hat aufgegeben, seine Dornen sind hyper, die goldene Sonne
gebleicht, ich war beschäftigt innig mit Sehnsucht, die Ästchen die
Blättchen zerrauft, das Exkrement hatte Hundegestalt, Gestrüpp auf
dem Küchentisch, die tiefe Grotte unserer Nächte (geschrieben an
der Loire), habe Tod aus den Büschen, der Blumen Nektar und schutz-
befohlen
, Fetisch von Albatros, oder im plötzlichen (Blüten)Schnee
deiner Hand, Gurgel der tiefen Grotte ausgetrocknet, welche eigentlich
1 Fetzchen Kreppapier usw., 1 paar Dornen, das Mimosenbäumchen ver-
blüht, Mondflecken auf dem See, 1 plötzliches Blitzen von Sturm,
die Monogramme des Efeus, Genet

7.7.11

Nun les ich seit einigen Tagen wieder, einiger­maßen jedenfalls, in der Art, wie ich immer les und wie ich lesen will, nein, lesen muß, immer, immer lesen muß, seit ich lesen kann, wenn ich ein, zwei Tage nicht schreiben kann, bin ich verzweifelt und fürchte, es ist aus, bekennt Friederike May­röcker, deren tropfenartig in­einander­flie­ßende Wörter ich mir, Sprache nicht abrufbar, rat- und rast- und restlos, unbe­mäntelt einver­leibe: Wenn ich ein, zwei Tage nicht lesen kann, bin ich verzweifelt und fürchte, es ist aus, ich les schon, als ich noch gar nicht lesen kann, erzähl ich Mrs C. beim Tee zum xten Mal, das Lese­faszino­sum entdeckt mich mit drei, als ich auf dem Speicher ein mit schwarz­lei­nenen Büchern gefülltes Köfferchen find, das ich in mein Zimmer mitnehmen darf, ein Buch zieht das andere nach sich, kaum ist das eine ins Regal gestellt, greift der Ketten­leser nach dem nächsten, und so les ich vor wenigen Tagen, mit großer Anteilnahm, Ernst Wiecherts bewegenden Roman »Das ein­fache Leben«, nun les ich, während es draußen wunder­voll regnet, ich habe den Regen sehr gern, leider regnet es in Wien viel zu selten, die wenigsten Menschen, die ich kenn, wis­sen den Regen zu schätzen, ich lieb ihn, fühl mich ihm nah, geh oft in ihn hinein, am Tag, in der Nacht, selbst wenn ich schon im Bett lieg, steh ich bis­weilen auf und lauf hinaus in den Regen, rieche den Regen, an einem Tag im Juli blick ich am späten Nachmittag während des Gewitters hinauf in den finstergrauen Himmel, in den in jenem Augenblick ein Feuerball geschos­sen wird, unmittelbar über mir, wie ich ihn noch nie gesehn, der unmittelbare Donner reißt mir die Füß weg, mitten in Feuer / Wolken und Finster­nis, ich flücht um die Hauseck, lug einige Sekunden später gen Himmel, um zu sehn, ob die Luft rein ist, wo bin ich, ja, nun les ich Frie­derike May­röckers Prosabuch ich bin in der Anstalt, bin glückl:ich, be­dingungs­los bloß in diesem Wörtermeer zu schwimmen, so bin ich 1 anderer geworden, in die Wörter einzutauchen, mit weit geöffneten Augen, mit geschloß­nen, blin­zelnd, fi­xierend, die Wortkaskaden prickeln zaubrisch auf der Haut, lassen mich schwir­ren, immer wieder der Traum, in Wortwelt verirren. Wenn ich nicht ver­brenne beim Schreiben eines Gedichtes, ist es kein gutes Gedicht und wird den Leser kalt lassen. Wie nah hier bei FM bei Augustinus: »In dir muß brennen, was du in anderen ent­zünden willst.« Ich laß mich hier­hin­dorthin treiben, von Wellen wegtragen, wasserklare Wörter strömen über mich hinweg, wir­beln weiß durch mich hindurch, und es tobte in mir aber ich konnte es nicht unterdrücken und mein Herz wallte und mein Blut­druck war in die Höhe ge­schnellt und meine Hand zitterte dasz ich meine Noti­zen nicht mehr entziffern konnte, und die Fingerspitzen in der Butter­dose und der Suppen­löffel im Honig­glas, und die Walze des Kopier­ap­parates griff nicht mehr nach dem ein­gelegten Papier und die letzten Mai Tage waren kalt und es war 1 kalte Sonne und 1 wüten­der Wind und 1 Übel­keit hatte mich befallen. Ein Tag im späten August, 8 Grad Celsius, es regnet, es stürmt, Schostakowitschs fünfte Sinfonie drängt ins Ohr –

[...] und dann ba­den wir im Balaton und ich merke dasz ich nicht mehr schwimmen kann, also bin ich unsicher im Schwim­men wie ich unsicher im Gehen bin, und eines bedingt das andere, und das Wort Balaton habe ich nur eingesetzt weil es 1 blauer Halbedelstein ist und das in seinem Blau so heftig spiegelte dasz es meinen Augen wehtat, Balaton, sagt er, ich war nie dort aber er leuchtet in meiner Vor­stellung wie 1 Ästchen in 1 Frühlings­gebüsch und dann klirrt es mir in den Augen weil das Ober­licht­fenster unter dem ich stand zerbrach und ich war erschrocken denn das Rieseln des Glases war in den Augen, dann war ich wie 1 Rebhuhn und muszte Ecke stehen

Friederike May­röcker, man müszte wenigs­tens zwei­hun­dert Jahre alt werden / nur nicht enden möge diese Selig­keit dieses Lebens nur nicht enden ich /habe ja erst angefangen zu schauen zu sprechen zu schreiben zu weinen /und hinter den Jalousien das mich scheuchende Licht des Mor­gens, kann mit Wörtern wie rasende Stern­schnuppen nieder­prasselnd augen­schein­lich nicht einmal daran denken, auf das Schreiben eines Gedichts zu ver­zichten, wie ich es immer wieder tun muß in den Sommer­wochen der letzten Jahre, in denen ich statt­dessen Steine zu finden such, arbeitet sie doch Tag für Tag für Tag an dem einen Gedicht, habe jetzt einen flow von Gedichten, das sie früh erfunden und lebens­läng­lich ver­edelt hat. An/gespannt, bewußt intuitiv er/findend, wohl­wis­send den­kend, einfühlsam formu­lierend, Der Satz kann nur so lauten, wie er da steht, mir geht es immer nur um die Sprache, um ihre Funktions­weise, vor allem ihre Schönheit; Hand­lung, Bot­schaft, interes­siert mich alles nicht, in die Tiefe lauschend, leiden­schaft­lich kombi­nierend, un/ruhig tastend, kon/zen­triert spürend, wort­umrauscht, seh ich sie, in konzertierter Aktion aller not­wendigen geistigen, körperlichen, seeli­schen Ener­gien, die Wörter, Wörter, Wörter, summen­de Bienen, Hummeln, Wespen auf das in die Hermes Baby einge­spannte Blatt tippen, weiter, das Schreiben von Gedichten hat für mich etwas mit Aquarell­zeich­nen zu tun, während die Prosa mehr Bild­hauerei ist, weiter, usw., ver­zaubernde, wie Ästchen im Wind zitternde Verse, zarte Zeilen schreiben, immer auch gegen das Skandalon, der Tod ist 1 Unfug, des großen Abschieds, ich fühle mich nicht alt und manchmal geht es sogar so weit, dasz ich wieder bloßfüßig in Deinzen­dorf herumlaufe als Kind. Und das ist nicht die übliche Erin­nerung der Erinnerung des alten Menschen, son­dern die Kindheit. Es ist das Gefühl, ich fange erst an. Manch­mal denke ich, mein Leben beginnt über­haupt erst. Sie besingt, weinend, beschwingt von Liebe, umringt von Leid, das Leben, des­sen banal­pro­fanen Saiten sie mit ver­rück­testen Kombi­nationen von Wörtern, Wörtern, Wörtern sie den einzig­artigen FM-Sound abgewinnt, der mich diese wunderlich er­hellten, synchron abge­spulten, von zähne­fletschenden Kameras einge­fangnen Kopf­aben­teuer direkt, gerade­wegs, un­mittel­bar, »deep in my core« (Richard Burns) erleben läßt, »als wär's ein Stück von mir«, mein eigenes Gehirn, ich hör die Gefühle knistern, riech, wie die Töne schreien, zittern, schmeck, gierig, »das kalt gehaltne Material«, seh, klar, verwirrt Gedanken, spür, sehr genau, grau die Farben, fuchsienrot

habe jetzt einen flow von Gedichten

der schmale Mond die Luft ist kalt die
Vögel schreien Henri Matisse er will mich wunderlich
erhellen ich bin verwirrt die Füsze knistern durch
die Nacht er sättiget die jg.Raben es ist 1
Dämmerungs Effekt ich träume jetzt von Weidetieren
gierig ich träume von verborgenen Veilchen die Gräser
zittern während fuchsienrot die Jahreszeiten der Himmel
grau ich bin verwirrt die Füchse zähnefletschend
durch den Wald der Regen wird mich minnen


3./4.2.06

Ich kann alles durch meine Augen in mich auf­nehmen und aus mir heraus­schrei­ben – und seit 1939 trans­mutiert die Alche­mistin uner­südlich alles wie auch immer oxymo­roni­sch­para­dox zer­split­terte, zer­sprengte, zer­streute Dasein in kre­natürliche Wort­kon­zerte, kom­poniert die Rhapso­din, jüngste unter den vielen so jungen Lite­ratur Machen­den im deut­schen Sprach­raum, das durch­und­durch musika­lische, nach 2000 in noch immer höhere Höhen sich schwingende, »Sterne hoch die Kreise schlingende« word in progress, dessen unendlich krei­selnde Zeilen, strömende Prosa, dessen frei­metri­sche, weit aus­schwei­fende, das Un­verein­bare in Einklang brin­gende, wort­laufend Fetzchen aus Malerei und Musik einver­webende, bis ins äußerst Mögli­che ver­dichtende Vers­montagen, irdi­sches Moll­stöhnen, vexier­hör­bild­artig, in ›über­irdischen‹ Toll­tönen erklingen lassen. May­röcker betont gern die Nähe zur bil­denden Kunst, zugleich die Ver­schiedenheit von Lyrik und Prosa: Das Schreiben von Gedichten hat für mich etwas mit Aqua­rell­zeichnen zu tun, während die Prosa mehr Bild­hauerei ist.
  »Ich glaube nicht an Überirdisches, / nur, daß wir auf sehr / überirdische Weise / irgendwie / verrückt sind«, wirft Kraus, unaufgefordert, ein, aus Maximilian Zanders Gedicht »Anthropisch« zitierend, das er in »Matrix 35« findet. So wird Ich weiter in die Zange genommen, denn wenn ich dermaßen ins Schwärmen gerat, zwinkert auch Peer Quer mir gern zu und meint etwa: Die May­röcker schreibt also so, wie du gern schriebst, wenn du so schreiben könntest. Was wär Quer zu antworten? ›Nichts‹? Magno­lien Etüden von Regen, Küsse von Regentropfen / tauenden Himmeln, möchte in brau­senden Gärten spazieren brennenden / Gärten mit dir usw., nein keinen Tod keine Wandlung kein Verderben kein Hinscheiden kein unisono und farben­frohe Kinder aus den Nachbarhäusern malen bunte Bilder, wilde Wörter, zackig Zeichen auf ange­rauhten Teer der ange­grauten Straße, Regen spült Kreide weg, kaum dringt Sonne durch, ist Wasser abgeflossen, malen helle Mädchen unver­drossen, beruhigen auf diese Weise, naturgemäß und sehr, Verkehr – und auf die leise Schnelle ist alles wieder neu: GEIL les ich und seh verschwitztes Lachen. Ich nehm die Ölfleckornamente im Asphalt der Straßen wahr, die Kiesel­stein­mosaike, die ich in großen Städten an diesen Ecken und Enden nicht unbe­dingt vermuten würd, und wie Erika Burkart, »orte, einen stein mitnehmen und ein herz dort lassen«, les ich, Draesnerscher »Steine­mann« geworden, hier den einen, dort den andren ab­seitig liegenden Kiesel auf, ihn dem Steinwerk einzu­verleiben, wie ich ihm schon ein paar tausend winzige, kleine, mittlere, große in Feld, Wald, Wiese, Dorf, Stadt gefundene Kalk-, Quarzit-, Schiefer-, Sandsteine auf unserm Anwesen in der Sistiger Wolfskaul auf einer Fläche von rund tausend Quadrat­metern seit Jahrzehnten zugefügt hab.

dieses Vöglein Vögelchen mit der Trompete nämlich im Regen-
schauer des Morgens wehe mein Herz wie Tränen am Fenster Perlen
April usw., trippele durch die Träume, Sufistimme Satie, kretische
Steine auf meinem Herzen wie ich er­kenne Weide Flüsse und Wälder
damals im Brausen und Hand in Hand, die weiszen Füsze des Kranichs
das Blättchen Entzündung der Rose, die errötende Blume und wie
sie ins Herz gelodert bin eingesponnen in Forste Fittiche Finger-
chen, hatte geküszt 1.grüne Blättchen hinter Parkgitter Heidelerche
Wildtaube Zeisig in meiner Einfalt. Auf blauen Stoffgürtel tretend
mein Gotteshirn – hatte zu Hase geflüstert Lapin oder zerknalltes
Kaninchen, solche Böglein Bögelchen glucksend (aus der Erde guckend)
oder wenn diese Romi entlangschläft entlangschleift ich meine deren
Schatten mir auftaucht, wie's windet . . . . . . . . . . . die Thaya nämlich
war vorübergewischt hatte genäselt im Flur usw., ausgeblasenes
Föhnchen wie's mundet

27.3.2011

Als ich die 99 Briefe in Paloma les, lieber Freund, werd ich eingefangen von allmutig beseelenden, simul­tan im Schreiben asso­zi­ierten, von ›über­allher‹ zusammen­strömen­den, Bilder, Erinnerungen, während ich sie aus nächster Nähe be­trachtete, sie heranzoomte, vergasz ich zu atmen so erregt war ich, Gedanken, Gefühle detail­liert vor Augen führenden, feder­weichen, luftig rhythmi­sier­ten, re­flexi­ven, reso­nanten Rei­hungen, ein Wort gebiert das ande­re, Wörter werden zur Endlos­zeile, deren Sog mich tief und tiefer in die May­röcker­metamor­phose hineinzieht, und ich fragte mich wie die Blumen hießen im Beet unterhalb des Fensters, aber mich schwin­delte, aber ich war glücklich, immer und überall meine ein­zelnen Hand­schuhe, auf dem Fußboden, auf dem Schrank, auf der Bücherkiste während Maria Callas im Neben­zimmer, Mario sagt, damals bin ich am Kamin vorüber­gegangen, und da war plötzlich die vollen­dete Seligkeit in mir … 2009 erweitert Magierin May­röcker mit den Gedicht­büchern Scardanelli (hier wird die Wahl­verwandt­schaft, – diese Prise Hölderlin –, end­gültig mani­festiert, und dieses Jäck­chen (nämlich) des Vogel Greif das violette Bild die Kuh­schellen Giesz­kanne im Fensterein wundersam sich ins gleichsam Unendliche dehnendes Werk um zwei weitre Titel, deren virtuose Verwandlung der mit jeder Sekunde immer brös­liger erlebten Welt in May­röckers Sprache mich wie jedes Mal neu bezaubern,

lieber Freund,

die weiszen Lilien die du mir zur Tür gelegt hast, sind eine grosze Lust mein Schreib­zimmer voll Glanz und Duft : das wird mich anfeuern zu schreiben – sonst geht es mir gut, ich schreibe fast nur noch Gedichte. Bei mir um die Ecke ist gerade der Flieder aufgebrochen. Die Vielfalt im Fenster vis-à-vis hält mich in Atem (Arzt und Alzheimer) : da wechseln die Gegen­stände wie Bühnen Kulissen, corso, es ist sehr erbaulich : heute gelbe Gieszkanne neben Azaleen­busch und gelber Fleck einer auftauchenden Person, ein dämmriges Interieur, Umarmung

3-5-06

»Gestern fielen die ersten Kastanien dieses Herbstes / vor meine Füße, es waren elf, elf Wochen auch bis / November, die Nebel wären willkommene Gäste / zu meinem Geburtstag«, les ich in einer lyri­schen Prosa­miniatur bei Francisca Ricinski. Und ich frag mich just in diesem Schreibmoment, während der Blick über Bücher­wände schweift, ob Dich­tung eine Form der Berührung von ›möglichen‹ und ›wirk­lichen‹ Welten sei, was auch Friederike May­röcker, deren Verse und Zeilen nach 2000 befrei­ender, fri­scher, luftiger, offener wirken denn je, in ähnlicher Weise formu­lierend hier und dort in den sich stetig weitenden Wortraum stellt. »T:raumflug also und Wirklich-Flug ins Unbe­kannte, Unbe­hauste, so bekannt. Eine unv­erhoffte Wör­ter­reise mit Frie­derike May­röcker ans Grenz­zer­fließen dessen, was ist und sei, sein könnte, wäre …« (José F. A. Oliver) Oder Michael Lentz:

Ein an den biochemischen Stoffwechsel gekoppelter Stoffwechsel ist das May­röckersche Schreiben (Das Hirn sendet Funksprüche aus, ich schreibe sie pausenlos nieder), ein bewusst­seins­veran­kertes, prozessorientiertes Oszillieren der Wahr­nehmungs- und Gedanken­schübe: Dieses »ganze wahn­witzige Element der Ver­wand­lung von Wirklichkeit in Poesie« ist ja im Grunde ein urroman­tisches Programm, ein »Potenzieren von Wirklichkeit«, wie Novalis es nannte. Das Auf- und Abtauchen von (auch sehr kon­kreten, alltäglichen) Moment­aufnahmen, von Bildern und Sinn­zusammen­hängen, »Schnappschüsse, von erschreckender Schärfe«; ›mur­melnde‹, gesprächige, schreiende Literatur, die den Leser »in den Himmel der Sprache : in die Hölle der Sprache« entlassen will. Ein vagabun­dierendes, trei­bendes, umkrei­sendes Schreiben, das auch sein Scheitern schreibt: hymnisch, be­drängend.

Und die Titel locken aber die ungeheuren Bücher ungelesen, auf dem Fußboden neben dem Bett. Am 20. Dezember 2014 voll­endet Friederike May­röcker das 90. Lebens­jahr, worüber sie bereits 2010 im Prosabuch ich bin in der Anstalt sinniert, und es sind nicht die Szenen die ich erinnere, es sind vielmehr die diese Szenen beglei­tenden Sen­sationen. Was also wären ›mögliche‹ Welten, was ›wirk­liche‹? Man weiß es nicht, glaubt es jedoch zu ahnen. Aber ist da nicht, g:lück:l:ich:er:weis, jene dritte Welt, in der die beiden Welten zu­einander finden, zu einer dritten ver­schmelzen, »in die der Dichter seinen Atem bläst, und sie füllt sich mit der Größe und Lebens­kraft des Universums« (Walt Whitman): »Vollkommen selbstverständlich hebt sich die Grenze zwischen Leben und Kunst auf. Es schießt zusammen. Und Friederike May­röcker macht aus dem Leben Poesie.« (Marlene Streeruwitz)

Manchmal bei irgendwelchen zufälligen Begegnungen
streift meine Hand deine Hand deinen Handrücken
oder mein Körper der in Kleidern steckt lehnt fast ohne es zu wissen
einen Augenblick gegen deinen Körper in Kleidern
diese kleinsten beinahe pflanzlichen Bewegungen
dein abgewinkelter Blick und dein Auge absichtlich ins Leere wandernd
deine im Ansatz noch unterbrochene Frage wohin fährst du im Sommer
was liest du gerade
gehen mir mitten durchs Herz
und durch die Kehle hindurch wie ein süszes Messer
und ich trockne aus wie ein Brunnen in einem heiszen Sommer

Wie faszinierend vermeintlich ›fehlerhaften‹ Floskeln von (Klein-)Kindern oder Menschen zu lauschen, deren Mutter­sprache nicht deutsch ist. Köstliche Kako­phonie im Kölner Haupt­bahn­hof an einem merzigen Sonntag­abend im Nachgang zum Mozart­konzert in der Philhar­monie. Vor Wochen die Keile verspäteter Graugänse im Himmel, als ich im Garten zwischen den Steinen stand, und »die noch warme Nachmittags­sonne blendete, ich wurde ruhiger, fühlte, wie der Steg sich unter mir bewegte, sah Spiege­lungen in der Ferne, gebrochene Binsen und Schilfe in der Nähe, sie trieben neben mir. Die verdickten Ringe an ihren Stängeln dort, wo die Gewächse besonders stabil scheinen, glühten rot; kreuz und quer lagen sie, schwebten im Wasser, beschau­kelten die Halme, die noch rausch­ten.« (Ulrike Draesner) Dann steh ich, beispiels­weis/ur­plötz­lich, im Kölner Maler-Bock-Gäßchen, seh und hör, wie junge alte Menschen Lieder singen, pfeifen, mit Wörtern spielen, Sprüche klopfen, Verse schmieden, ruf ihnen mit Baudelaire zu: »Vous êtes les amis naturels des arts«.

So find ich, suchstäblich, wortwörtlich, Geschenke noch und noch, verschmelz mit Wörtern, verbind, denk, wälz, und jetzt – einfach bloß im Buch der May­röcker weiterlesen: Infantin des Winters // las 1 paar Zeilen die ich geschrieben hatte letzten / Sommer im Aus­klang im Auslug der Sing­vögelchen Wand, Efeu Ge- / büsch nämlich unter dem Sonnendach meiner Tränen (Goya) nämlich / in fremden Gärten mit schreiendem Phlox dunklen Blumen in den / Sprachen die ich nicht (mehr) verstand wo die zerbissenen / Äpfel am Wiesen­rand in den Schatten Küssen des Freunds, der / Totenvogel am Fenster. Jetzt die japanische Kirsche am Beginn / eines neuen Jahres nämlich die Farbe grau, im grauen Dämmer : / glor­reiches Grau und wie er mir sagt ich sei die Verbündete / seines Herzens – 11./12.1.08. Richard Dove, englischer Dichter deutscher Sprache, Übersetzer Friederike May­röckers, geht so weit, weiter geht's nicht: »FM c'est moi«.

Friederike May­röckers Gedichte sind der Herzwurzel entsprungne, von schwung­voll geschmeidiger Sprache durchdrungne, in kapriziöser Form entworfne, spirituelle Sphären hinein­singende, stets unvermit­telt ein­setz|endende, Gedichte, deren mich rasend machender Mikro­makro­may­röcker­sound sich entfaltet durch alliterativ, allusionär, ana­phorisch, antithetisch, assonant, binnengereimt, chias­misch, dyna­misch, ironisch, metaphorisch, paro­nomasisch, variabel, wort­schau­felnd, über­malend, ver­fremdend, zitierend ver­flochtene Asso­ziatio­nen, in denen, buch­stäblich, fund­sätzlich, alles nur ›Mög­liche‹ an Motiven, Stoffen, Themen, Topoi vom Himmel zur Erde und kosmisch weit darüber hinaus – ambivalenter Alltag, Anruf, Arie, Begeg­nung, Bio­graphie, Café, Chaos, Ekstase : T. S. Eliots grim­migem Ge­dicht­auftakt »April is the cruellest month« begegnet sie trun­ken froh­lockend: mich betäubt dieser April dieser süsze Monat so grün und zart, Emotion, Erinnrung, Farbe, Fenster, Freund­schaft, Liebe, Linguistik, Literatur, Luft, ein Gedicht in den Lüften, Korre­spondenz, Kunst, Melan­cholie, Musik, wir hören Eric Satie am Morgen am Abend, Metabolismus, Natur (Baum, Blume : Akelei, Bougainvillea, Gänse­blümchen, Glyzinie, Hyazinthe, Iris, Lilie, Malve, Narzisse, Phlox, Resede, Rose, Schnee­glöck­chen, Seidelbast, Vergiß­mein­nicht, Frucht, Vogel: ich werde die Stimme des Vogels um- /armen: sie ist meine Geliebte), Philosophie, Psyche, Reise, Sehnsucht, ich möchte leben Hand in Hand mit Scardanelli, Sorge, Sprache, Trauer, ich weine viel, Traum, Umwelt, Ver­gäng­lich­keit, Wald und Wien und Wind und Wolken, Zufall, usw., usw. – zu kunstlustvoller wunder­runder syn­ästhe­tika­tachresi­scher, mit Elektri­zität auf­geladener Wort­gestalt von uner­hörter Aus­strahlung zu­sammen­fließt, die mich, sich jederzeit weit­herzig verströmend, auf dem lebens­langen Wort­pflaster­weg zu Findung, Verge­wisserung von Selbst und Welt, das Private, das Univer­sale fließen zusammen, teil­haben läßt an der Erschaf­fung des May­röcker­kosmos: Ich lasse mich von meiner Sprache tragen, als sei ich ausge­stattet mit Fitti­chen und es trüge mich in die Lüfte, aber ich sehe es nicht und es musz von alleine kommen ..

Im Gedenken an Oskar Pastior

Schwärme von schwarzen Vögeln des Sommers
Honig Atem vorüber der rote Hibiscus im grünen
Gebüsch diese Gefühle vogelfrei : klugäugig nämlich
dein hohes Herz ein Blatt von einem Pflaumenbaum aus
grünbemalter Quelle Quitte ein Glyzinien Flor und
Wiegendruck Oktober ach die Votivgaben des Sommers die
dichtenden Vögel deine pulsierenden Verse eine
Viole am Himmel

Zum mittlerweile wohl rund siebenhundertsten Mal Schuberts achter Sinfonie lauschend, an manchen Tagen fünf, sechs, sieben Mal, Anzeichen verrückten Wahnsinns?, hör ich zeitgleich May­röcker sprechen: […] ach diese Belesenheit, Unbelesen­heit, weil kein Buch zu Ende gelesen, während man 1 Dutzend Bücher am Bettrand stapelt, eins nach dem anderen auf­ge­schlagen, darin gelesen, wieder zugeschlagen, das Lesezeichen dazwischen gelegt, Kaulquappe, Ringlein und Brosche, ach diese Anfälle von Lesefieber dieses Erlöschen von Lesefieber, Zwirn­faden, zwitter­farbe­ner Stift, diese mehrfachen Lesezeichen im nämlichen Buch, um Stellen, die einem besonders den Atem rauben, zu markieren, wie eingelegte Melodien, Maria Callas Arie zwischen die Seiten gelegt, daß es hervorsingt, sobald man das Buch öffnet, daß es gleich Hermes heraus­wirbelt oder Wolken Teppich den Wolken Teppich eingelegt wie er brandneu. Unmittel­bar springt Jandl in den Sinn:

Ich meine, Lyrik, oder jede Art von Literatur, auch Prosa, oder was immer, kann nur entstehen gegen den Hinter­grund oder auf der Basis von aller bis­herigen Lite­ratur oder Lyrik. Da ein Weniges ein wenig anders gemacht zu haben, als es schon war, ist ziemlich alles, was man erreichen kann. Ein Weniges ein wenig anders machen. Ganz kleine Verschie­bungen. Sich vor­zustel­len, man könnte nun alles ganz anders machen, das würde etwas ergeben, was nicht mehr als Gedicht oder nicht mehr als Prosa erkennbar sein kann. Wie ja auch eine Plastik immer noch eine Plastik bleibt, auch wenn sie ganz anders gemacht wurde als je eine zuvor. Und die Künstler, sie finden sich alle in den gleichen Musen­tempeln ein – ob das Beuys ist, Rühm, Schwitters, Artmann oder Webern. Alle in den gleichen Musentempeln, wo die Jahr­hunderte und die Jahr­tausende schon gespei­chert sind.

Friederike May­röcker ruft, beispiels­weise, Namen wie H. C. Artmann, Roland Barthes, Georges Bataille, Samuel Beckett, Hélène Cixous, Jean Cocteau, Jacques Derrida, Marguerite Duras, Elke Erb, Jean Genet, Friedrich Hölderlin, »und trunken von Küssen / tunkt ihr das Haupt / ins heilig­nüchterne Wasser«, Ernst Jandl, Heinrich von Kleist, Jean Paul, Francesco Petrarca, Sylvia Plath, Gerhard Rühm, Jean Paul Sartre, Arno Schmidt, Claude Simon, Gertrude Stein, Andrea Zanzotto auf, wenn es um lite­rari­sche Ein­flüsse geht: an­gelesen, halb­gelesen, durch­blät­tert und exzer­piert, ja, vor allem dies: exzerpiert, mir zu eigen gemacht, in den eige­nen Leib verpflanzt, auf­gegessen (»nimm das Buch und ver­schling es«), … so saß ich mehr als 2 Jahre an meinem Honigtisch Seite an Seite mit Gerald Manley Hopkins und Peter Water­house und ließ mich beatmen von ihrem Geist. Wen würd ich benennen wollen? Kommt bei dir wohl auch auf die Jahreszeit an, unkt Peer Quer. Halt dich also lieber an Odysseus, den listen­reichen, der einfach mal vom ›Niemand‹ und spricht und keines­wegs niemanden meint … Freilich, von Friederike May­röcker muß ich jedes Buch lesen, dieser Drang ist nach 2000 stark und stärker gewor­den, und was das mit mir macht, das sieht man ja. In dieses Jäckchen (nämlich) des Vogel Greif treff ich auf das Gedicht

»ich bin in Trauer tiefer als du denkst« (Dusan Kovacivics)

flackernder Schädel, meiner. Ein schräger Schein der Morgen-
sonne im Fenster Viereck graues Gewölk . . die zarte
Figur des Freundes der Freundin, danke mein
Kind
: die Stimme am Telefon, der alten Putzfrau der ich versprach
1 wenig Geld, danke mein Kind – es erinnerte mich an
T.S.Eliots Waste Land (danke mein Kind) oh ich sitze im kl.Garten
Am Mittelmeer, heute noch auf dem Wege zu dir aber
Nach Ischl. Die Meridian Rede des Paul Celan, hingeworfene
Vögel. Trage die alten Kittelchen : seien wärmer als frisches
Gewand usw., (be)schreibe die Wirklichkeitsform, sah aus dem blutenden
Fenster mit entzündetem Vergnügen und es heult der Wind (»will
Immer studieren«) zieh mich rasch an / religiöses Wolkenmeer, denke
so viel an dich möchte dich wiedersehen, so verzaubert die
Schreibkammer dasz ich weinen musz . . dies getippteste
Begräbnis : eine Art Waldes Maschine, wie die Wolken rasen
über den Himmel, als ich im kalten Zimmer (in Nässjö)
unter die Decke (raubte) verlesen während
die Schwalben funkelten und ich im Kalender schaute der wievielte
August, Klaus Schöning sagte in unserem Alter ist alles symbolisch

6.08.05

Frühseptembertage, bin beseelt von der Lektüre virtuos verdichteter, permanent pul­sieren­der Gedichte Friederike May­röckers : dieses lichtblaue Paradies im offenen Fenster und Gerard Manley Hopkins' : »Sweet fire the sire of muse«, deren Gedichtbücher mich in spürbar herbstlich sich anfühlenden Zeiten zum wiederholten Mal auf eine dermaßen uner­hörte Art und Weise beglücken, beleben, berauschen, daß ich phasenweise von Sinnen bin, Gedichte von Hopkins, die gelenkige Sprache das Englische, Gedichte von May­röcker, die errötende Blume : mein Geschwis­terchen Sprache am Morgen, un­unter­brochen und nebeneinander so viele Stunden lang les, daß die Wörter wie die sattgrünen Blätter vom seit Tagen stürmenden Sturm auf eine Weise ver­wirbelt werden, daß Hören, Sehn vergehn.

Ich habe mich nie vor der Welt geekelt. Das Drauszen habe ich immer in meine Gedichte aufge­nommen, besonders in den letzten Jahren sind meine Gedichte sehr welthaltig. Ich gehe auch viel raus. Ich habe das Gefühl, ich atme die ganze Welt ein. Und sie ist dann in mir drin. Mir ist sehr wichtig, mit großen Augen zu schauen, was die Welt mir bringt. Ansons­ten bin ich furchtbar scheu und habe die Kommu­nikation mit den Menschen schon fast verloren. Ich fürchte mich, wenn ich mich nach außen stülpen musz, ja es ist wirklich ein Nach-außen-Stülpen.

Textverdichtende May­röckermerkmale, idiosynkratisch, über sich hinausweisend, »das Zusammenspiel von Visuellem und Verbalem betonend« (Sirka Knuutila) exempla­fragmen­tarisch : der freiluftig gesetzte Doppelpunkt, das sz, das usw., die Ziffer 1 (statt eines indi­rekten Artikels), das Wörter unmittelbar verbindende Gleichheitszeichen, die zwei oder viel mehr hinter­ein­ander­gesetzten Punkte, die Unter­strei­chung, die Reihung ohne ›und‹ und Komma, die Initialen nach Zitaten, das Datum, die Wid­mung, die offen bleibende Klammer (als ich die Besprechung meines jüngsten Buches in 1 Tages­ze­itung gelesen hatte (»wo ist die 2.Klammer geblieben?«) nahm ich mir vor, mich dem Kritiker zu erklären »es ist als würden Sie die Tür halb­offen lassen wenn Sie von 1 Zimmer ins andere gehen« und ich hatte den (zarten) Wunsch den Schreiber sogleich kennenzulernen – es war 1 außer­gewöhn­licher Wunsch da ich mich ganz zurück­gezogen hatte mir vorge­nommen hatte nie­manden zu treffen keine neuen Kontakte zu knüpfen), die Kursivsetzung: Das Kursivgedruckte simuliere ich auf meiner Schreib­maschine, indem ich die Worte unterstreiche. Das heißt dann, dass es ganz wichtig ist und anders ausge­spro­chen werden muss. Wenn ich Groß­buch­staben verwende, dann muß es laut gesagt, ja fast geschrieen werden – – – usw. So freu mich jedes Mal aufs neue, dem usw. zu begegnen, läßt es mich doch, wie bei der immer wieder so bewußt am End weggelaßnen Klammer, unendlich »unterwegs ins Offene« sein, kringeln, krümmen, mäandern, ringeln, schlängeln, winden, im Zickzack ihrer, meiner Groß­hirn­rinde mich ver/laufen – – –

In den frühen sechziger Jahren hatte ich das Gefühl, ich kann so nicht mehr weiter­schreiben wie in den Fünfzigern. Ich habe der Alltagssprache zunächst vertraut und mich ganz auf das Emotio­nale verlassen. Aber das war mir plötzlich zuwider. Ich hatte das Gefühl, ich will zu viel, und das geht alles nicht in die alten Muster hinein. Es war ein Protest in mir, ein Protest gegen meine eigene Sprache. Ich habe dann zum ersten Mal die Montage­tech­niken ver­sucht, und das hat mir einen unge­heu­ren Sprung nach vorne ermög­licht. Im Rückblick muss ich sagen, das waren krude Montagen, ich habe buch­stäb­lich alles montiert. Straßen­auf­schrif­ten, Gespräche, Briefe, Bücher. Das war der Anfang der experi­mentel­len Literatur. Mir konnte nichts experi­mentell genug sein. Ernst Jandl hat zur selben Zeit mit den Laut­gedichten begonnen.

Als ich erwachte, auf dem Rücken liegend mit meinen zu kl.Fäu- / sten geballten Händen, da seh ich's wieder klar vor Augen: Friederike May­röcker verwandelt ›sich‹, vollkommen, Wort für Wort, ins ›lyrische Ich‹, ich hab ausge­trunken den Schlaf / mich gesät­tigt an Träumen Jannis Ritsos am Morgen, meine Trös­terin / Einsamkeit usw., 1 pas de deux erwache auf feuchtem Kopfkissen : das augen­scheinl­ich blau­frau­grau­äugige · charismatische · eigent­liche · echt erlebte · radikal syn­chrone · unbe­schönigt ursprüngliche · traum­wandle­rische · wahnhaft wahr­haft buch­ge­druckte FM-ICH, Mittel­punkt meines Wesens, ist »allezeit« poe­tisch durch­tränkt, all­gegen­wär­tig, wo immer es ist, was immer es asso­ziiert, be­schreibt, collagiert, chroni­skiz­ziert, denkt, exzer­piert, flaniert, flicht, geht, hangelt, ißt, jubiliert, korre­spon­diert, liebt, montiert, notiert, ono­mato­poe­siert, para­phra­siert, quetscht, ruft, schläft, träumt, trinkt, übermalt, variiert, verwebt, weint, zeich­net, zitiert, zittert … Carmen Tarta­rottis »Das Schreiben und das Schweigen« fängt vieles davon ein … »Das Ich der Mittelpunkt der Welt«, vers:ich:er(t) Annette von Droste-Hülshoff … Die naturgemäß aufs Ganze gehnden, atmo­sphärisch dichten, be­herzten, eigen­sinn­wil­ligen, hals­breche­rischen, toll­kühnen, unmittel­bar dem natürlichen May­röckerschen Atmen, Denken, Fühlen, Sprechen, Wollen anver­wandelten Gedicht­gestalten, hatte Traum einer Reise ins Welt­all, lassen mich teil­haben an der Er­schaf­fung jener dritten Welt namens Freiheit.

einige Verse fehlen

wir lehnen am Fenster drauszen
der Regen, dieses ja und doch nicht, diese
Gegenstände und doch Phantome, habe mir Beckmann
geliehen 3 Bände Beckmann, Steine aus Korsika, Kreta,
Stein gebunden an Herz Herz schwer wie Stein, möchte
hören deine Stimme am Telefon weisz aber nicht was
ich sagen soll, Falte im Trinkglas, so 1 Tag
in der Tiefe, Pergola mit Klematis und Waldrebe,
Ginster. Ameisen in der Küche und über dem nackten
Fuß, Ameisen von der Wiese wo der brausende
Falter, so rauscht die Blüte (Thomas Kling) – steck
Meine nasse Wäsche in deine Tasche, sagt er, die
Ärztin beklopft seine feuchte Brust, durch
das Gehölz schaukelt hårlock, wenn man (ewig)
allein ist. also das Sausen, Lispeln der Baumschöpfe, jemand
am Nebentisch murmelt : ich schreibe und speise. Du
wirst mich umhüllen, aber er sagt : ich
möchte ins Krankenhaus, da gibt es
regelmäszig zu essen, und Wangenfleisch.
Der Regen trippelt
gegen die Scheiben, es rieseln die Turnschuhe
im Nachbarfenster, dies Element
von Marienzeug, so kann ich hügeln und . .

Allein schon die Ankündigung neuer FM-Bücher löst multiple Endorphinschübe aus, zuletzt erlebt beim mit Bodo Hell auf der Basis des gleich­namigen magi­schen Blatts ver­fertigten Hör­stück Landschaft mit Versto­ßung (ich höre, mit dem Buch im Schoße mit dem Buch in der Hand : Birk­hahn­kollern, Hummel­brummen, Kreuz­otter­zi­schen, Rauf­fuß­kauz- und Ring­dros­sel­warn­ruf, Ziegen­glocken usw.) sowie dem wunder­überwunder­tollen Künstlerbuch Gleich möchte ich mich auf deinem Bild nieder­lassen, in denen die wie ich vom Werk Friederike May­röckers voll­kommen beses­sene Künstle­rin Linde Waber (»Jedesmal, wenn ich mit Friederike May­röcker zusammen­tref­fe, ist mir, als würden Sonne und Mond gleich­zeitig auf­gehen«) FM-Sprach-Fetzchen, FM-Notizzettel, FM-Wortschnipsel, FM-Zeitungs­aus­schnit­te usw. in ›Tages­zeich­nungen‹ auf eine Weise ver­arbeitet, verwendet, verwertet, daß Wort, Farbe, Form in einer Bild­gestalt, viel­gestal­tige Traum­land­schaft, verschmel­zen. Ein formi­dables Wörter­bilder­buch. Augen­taumel. Eine über­quel­lende Bildw­ort­kaskade. Jetzt sehe ich alles neu. Ein Gedicht von einem Buch. Ich sehe die Welt neu. Ein Buch wie gemalt. Als finge ich jetzt erst zu leben an. Ein Bildund­wort­kunst­werk, Glanz der Erde Blätt­chen Pappel­herzen, in dessen Farben und Formen, Wör­tern und Wellen ich mit himmelweit auf­gerißnen Augen tauche, lesend, schauend und »zum Auge­nblicke sagend: / Verweile doch! Du bist so schön!« : Ich habe ein Buch gelesen, sage ich, aber ich habe nichts davon behalten davon, ich habe in einem Buch ge­lesen, aber ich habe nichts behalten können, weil ich ununter­brochen auf etwas achthaben wollte, nämlich lauschen wollte, auf ungewöhn­liche, schöne, aufreizende Stellen inner­halb des Textes, auf Wendungen, einzelne Wörter, die Zünd­kraft besitzen, die mich entzünden, etwas in mir entzücken. Ja, welch ein Glück, staunend lesend, auf der Jagd nach jenen funkeln­den Einzel­teilen, … nach jenen leuch­tenden Splittern, die einem den Atem rauben, zu erleben, wie Friederike May­röcker nach 2000 ein wei­tres Mal, flammend, ent­flammt, durchstartet – und das nonstop nun seit bereits vierzehn Jahren: Nach dem brillanten Prosabuch brütt oder Die seufzenden Gärten von 1998 er­scheinen allein in den Jahren 2001 bis 2014 (Sammel­bände nicht mitgezählt) an die zwanzig Bücher, das Hirn sendet Funksprüche aus, ich schreibe sie pausenlos nieder, verfaßt in einem immer­während sprudelnden Schreib­rausch, Bild, Vorstellung mit allen Sinnen durchdringend : Augententakel, Ohren­trunken­heit, Griffel /// zu sitzen zu denken zu schlafen zu träumen / zu schreiben zu schweigen zu sehen den Freund / die Gestirne das Gras die Blume den Himmel

Behältnisse : ach welch 1 Pomp (die flüssige Schokolade und wie die
Fingerspitzen noch lange riechen), ach welch 1 Jubel : 1 leerer Koffer
z.B., in welchen man Flieder z.B., Fliedersträusze verpackt usw., oder
die ganze Mongolei z.B., den Atlas, das welkende Mimosenbäumchen z.B.,
den Duft des Jasmin oder 1 Singvögelchen, Übersee, die Übungen die
Etüden, die Götter des Weinens, die Tränen welche er mir weggeküszt,
usw., die lieblichen Ohren der Schwester, die Morgenröte (Fuszreise
der Aurora), die Küsse die vielen Küsse des Freunds und wie er über
den gedeckten Tisch hinweg seine Arme streckte nach mir, die Veilchen
ach Magritte's Veilchengesicht einer Frau, das Strumpfband, die
Arien der Maria Callas, die wechselnden Jahreszeiten, die Flamme des
Herzens in einem Taumel der Liebe, das Rumoren des Vögelchens welches
in meine Kammer sich verflogen hatte, das Adieu, das lange Adieu
z.B. am Ende, das lange Adieu am Ende unseres Lebens nämlich “wie
vordem die Birke oder Weide den Blick hielt“, so Elke Erb

10.7.11

Bei Friederike May­röcker, ich bin schreibbesessen, findet, ab dem frühen Morgenblauen, alles aus Einsamkeit kompo­niert, heute ½ 5 Uhr morgens, all­gegen­wär­tiges, bestän­diges, chro­nisches, dauerndes, einge­wur­zeltes, immer­wäh­rendes, überl­ebens­not­wen­diges (hoch­bewußtes tiefen­struk­turiertes) Non­stop­schreiben statt, höchste Schreib­kunst, eine Koch­kunst dies Nieder­schreiben von Gedichten, Tag und Nacht – und, wahrscheinlich, weit darüber hinaus, ich bin verheiratet mit meiner Hermes Baby – ich knie mich so hinein wie der Glenn Gould in sein Klavier. Und, Glück des Süch­tigen, der Blick in die Zukunft verheißt weiterhin Gutes: Der dritte Band der Tri­logie, fleurs, wird, nach den be­rauschend leiden­schaft­lichen, études (2013) und dem ausufernden, ausrufenden cahier (2014), wohl im Herbst 2015 er­scheinen. Die eigenwillig immer mehr noch in alle nur möglichen Richtungen mäandernden, von ›überall‹ herbei­gezerrten, immer wieder den voll­ständigen Blattraum ein­fordernden Gedichte und Proëme der Trilogie werden auch dank tonangebender Motive wie Alter, Liebe, Trauer, Tod zum Zusammen­klang gebracht – und das mit Texten, die dermaßen »zu dem Bade sich ergießen«, daß ich mich, nolens volens, trunken vor unbändiger Leselust, in die Wort­fluten stürze, vom May­röckerschen ›stream of poetry‹ mit­reißen lasse, um am Ende dank des naturgemäß ver­kappt installierten Rettungsrings der durch den Einsatz verschie­denster amalga­mie­render Strukturelemente bewirkten inneren Geschlossenheit (nicht nur der einzelnen Texte, sondern des gesamten Werks) »wie von selbst / frohen Herzens zu genießen«. Wie schreibt Matthias Fallenstein: »Friederike May­röckers Werk ist, in seiner wilden, monströsen, aber ent­schlossenen Maßlosigkeit, unübersehbar. Das gilt nicht nur, und nicht einmal in erster Linie, vom äußeren Umfang. Viele andere Schrift­steller haben umfangreiche Lebens­werke ge­schaffen, die sich gleichwohl gut überblicken lassen. Aber May­röckers Schreiben scheint ohne Anfang und ohne Ende, es greift gleichsam hinter den eigenen Anfang zurück und über das un­ver­meid­liche Ende hinaus.« Und Andrea Grill ergänzt: »May­röcker lesen heißt über Gedanken­spitzen spazieren, die zeitweilig dahinrasen wie Wellen auf einer endlosen Ideensee. Man kann sich tragen lassen (eventuell ein Surf­brett mitnehmen). Andererseits liegt da eine gast­freund­liche Mine bereit, offen für jeden beherzten Wort­klauber, überall glänzt Wertvolles. Was wir offeriert bekommen, ist nur das oberste Stück, doch ohne den verbor­genen Unterbau wäre der sicht­bare Teil unmöglich.«

aber die Liebe geöffnet im Wäldchen, Lindenbäume nämlich
Alleen welche duftend, Felder von Apostrophen wohin ver-
schluckt, Flächen von wildem Sprach Fleisch ich meine
Flächen von wilden Sprach Elementen – indes Schauer von jg.
Jasminbüschen herniederströmend : aus süszen Jasminwäldern
indes das Verbum sich zu verbergen sucht usw., ich meine nicht
an seinem orthodoxen Platz erscheint sondern atomatisiert ir-
gendwo mitten im Satzgebilde : Lektion empfangen durch Elke Erb
usw., und sei es im Sinkflug gewesen, diese verwelkten (ver-
kommenen) Pfingstrosen im Glas welche flankenweise = flockenweise
während die Lindenblüten herniederschwärmen und in den kl.Regen-
pfützen ich meine als weisze Häutchen erscheinen nämlich Übungen
der Blütenblättchen des Jasminbusches = »études« indes Famulus
Elke Erb sehr schmal Elite Universität schwarz gekleidet mir
gegenüber mit sparsamer Locke nicht wahr, in zärtlicher Männ-
lichkeit . . . . . . . . . . . . . . . hatte Traum einer Reise ins Weltall wo-
bei in frischen Farben 1 Rayon roter Früchte, das wirkliche
Maiglöckchen »die Monogramme des Efeus« . . . . . . . . . . . . . . . .
Reseda weinte ich es umgibt mich 1 Veilchen (murmelnd) Heckenrosen
Etüden des Frühlings nämlich duftende Rüschen Wange an Wange
Herz an Herz des Regens, duftende Hallen der Wälder, in ihren
Armen »Bataille« schutzbefohlen mit Heckenrosen Kamillen und
Nelken also 1 Bett aus Rosen und Gladiolen (Genet), Übung eines
Vögelchens Zirpen am frühen Abend (»étude«), Übung am Abend
vor dem Gewitter, in dunklem Geäst, ach weinte mich in den Schlaf,
dann träumte mir Turner »overdressed«

3.6.11

Gehören die von Frie­derike May­röcker geschriebnen Verse und Zeilen, die, beispiels­weis, Bilder von Salvador Dalí, Frida Kahlo, Paul Klee, Gustav Klimt, Édouard Manet, Jakob Marrell, Henri Matisse, Joan Miró, Edvard Munch, Pablo Picasso, Man Ray, William Turner aufscheinen, Töne von Johann Sebastian Bach, John Dowland, I Saw My Lady Weepe, Joseph Haydn, Gustav Mahler, Eric Satie, Robert Schumann usw. anklingen lassen, zu der besonders ausdrucks­star­ken, beson­ders leben­digen, besonders origi­nellen, besonders seelen­vollen, gehören die poesie­sprühenden Bücher zu den besonders eindring­lichen, besonders intensiv erlebten, besonders nach­haltigen in der Bibliothek der Welt­literatur? Ich mutmaß: ja, krieg Verstärkung von Michael Lentz: »Die deutsch­sprachige Poesie ist derzeit die inter­national bedeutsamste. Allein schon Friederike May­röcker zu nennen genügt.« Immerzu fluten May­röckers Wörter mein Hirn, Wörter eines pazif­rischpoetischen Ozeans, der, von Wortwell zu Wort­well, von Verswog zu Verswog, himmelweit, wasserklar, wort­strömend ins unendlich Offne schwillt: was für 1 See und Tropfen von Herde / und Haus und Hund, zottelig, nach so vielen Jahren und see­rosenwärts / Krumme Lanke Berlin wo ich hauste, oder winters die schweb­enden / Schwestern die Paare über dem zer­sprunge­nen Eis, die lichtblauen / Augen des toten Hans Ulrich Minke Rias Berlin nicht wahr, oder winters / die kristallenen Blicke über dem Eis, Schnee in Paketen verschnürt / Packeis in Gassen, rudere mit weit ausgebreiteten Armen über die gefrorene / Fahrbahn oder in die Länge gezogen die Arme weil daran so viel Hängendes : / tiefe Netze voll Fisch und Blase und Brot und Fell ach Winter Salon : / de Chirico Matisse und Picasso : die gelben Haare der Frauen. Wie / die Alpe rauscht diese Ohrenbegleitung bei Tag und Nacht, und üppiges / Wangenfleisch nämlich geblähte Backe der tausend Winde, und wie es / hereinschneit in meine Kammer, dann, dasz die blauen Gebüsche des Morgens.

[...] ehe wir weggehen, frage ich sie, welche Kleidungsstücke, ob ich den schwarzen Schal ob ich die Pullmankappe den warmen Mantel oder lieber den Umhang das Paletot die Lederjacke ob ich die Schneeschuhe die Flügelsandalen die Schnürstiefel oder lieber die Pulswärmer das T-shirt den Cardigan ein reines Herz dann ist wieder das Notieren (»das Kritzeln«) das Wich­tigste auf der Welt = nach 2-tägiger Schreibabstinenz, ich meine es gibt gar nichts anderes und ich befinde mich wieder im Mittelpunkt meines Wesens

Ich seh Friederike May­röcker in der von Alltagsdingen, die sich nun wie Efeu ausgebreitet haben, Büchern, Zeitungen, betippten, voll­ge­kritzel­ten Zetteln usw. überwucherten Wohnung, mein Zimmer-Chaos spiegelt vielleicht das Chaos meines langen Lenes wider : es hat darin nie Ordnung gegeben, nur Wahnwitz Angstzustände Intuition – über Papier­berge steigend, Blätter beiseite schiebend, Versandtaschen auf­einander­stapelnd. Visagen des Waldbodens, Veilchen­tür am Saume des Gartens, wir gingen durch 1 waldige Gasse, ich krieche ins Ambulanzhäuschen, ich hatte dann die Wäsche vergessen in der Wasch­maschine ich hatte dann das Geschirr vergessen in der Spülmaschine aber der rechte Handballen klebte von Honig während ich 1 Zusammenbruch : 1 Zornes­ausbruch hatte, auch wegen des kalten Wetters (31.5.09) wünschte mir warme milchige tage an welchen die haare sanft wehen, und der Vogelklang. Hinter den in nunmehr zahllosen Büchern aufnotierten Wörtern scheint die Autorin so durch und durch als Mensch auf, daß ich zwar vermut, daß sie sich über Lob und Preis freuen kann, aber viel­leicht eher nicht in den in den von ihr in ihrem Werk so nachhaltig verewigten Himmel gehoben werden will. Obwohl – was wär dagegen einzuwenden? Ich heb Friederike May­röcker also hier und jetzt einfach, zweifach, dreifach in den Himmel: eine Wienerin im Himmel. Halleluja.

unter Bäumen Tränenmorgen

unter Bäumen saszen wir und Waldes Brausen unter
Bäumen sprachen zu einander schwiegen blickten
in den Wald der schon die Blätter warf und fegte
Lindenblütenblätter auf den Wegen unter Bäumen saszen
wir und schwiegen unter Bäumen ich allein und
schweigend ohne dich unter Bäumen du allein und
schweigend ohne mich

für Ernst Jandl

ich bin 1 Bettlerin des Wortes, sage ich zu Ely, ich sitze im Arbeitswinkel, die Quellchen sind : Jacques Derrida, Jean Genet, Roland Barthes, Giogio Agamben, Milorad Pavic – vielleicht mit dem Foto 1 kl.Quelle im Hintergrund (19.11.09) Thomas Kling kriegt sich nicht ein vor Begeistrung, schwärmt vom »«sprü­henden Funken­regen · »Sprach-Hochgeschwindigkeitskamera« · »Dichtung der schnellen Schnitte und Gegen­schnitte« · »May­röcker-Kino« und betont: »Die May­röcker gehört zu den Uni­katkünstlern, und nicht zuletzt dieses Verdienst des unermüd­lichen Fort­setzens von Versuchsanordnungen ist es, das ihr seit langem den Respekt von Autoren sichert, die gerade halb so alt sind wie sie oder noch jünger. Sie hat viele beeinflußt, das stellt sich immer deutlicher heraus.« Zu jenen zählen, jeder auf seine ureigne Weis, Manfred Ach, Marcel Beyer, Crauss, Ulrike Draesner, Susanne Eules, Ingrid Fichtner, Petra Ganglbauer, Michael Hammerschmid, Semier Insayif, Gerhard Jaschke (der FM im November 2014 mit dem Faltblatt für Literatur und Kunst »FIREBORD 2« beschenkt), Odile Kennel, Swantje Lichtenstein, Elsbeth Maag, Alexander Nitzberg, José F. A. Oliver, Marion Poschmann, Sophie Reyer, Verena Stauffer, Yoko Tawada, Anja Utler, Mikael Vogel, Herbert Wimmer, Tabea Xenia Magyar, Barbara Yurtdas, Jörg Zemmler und viele, viele andre bekannte und weniger bekannte Autoren mehr – allein in »Matrix 28. Atmendes Alphabet für Frie­derike May­röcker« (2012) sowie der zu Friederike May­röckers rundem Geburtstag am 20. Dezember 2014 von Erika Krona­bitter herausgegebenen Anthologie »hab den der die das  · Der Königin der Poesie · Friederike May­röcker zum 90. Geburtstag« zähle ich rund 80 bzw. 170 Beiträger (bei einer Schnitt­menge von über 200); auch ich hab nicht ein Gedicht bloß geschrieben, in dem May­röckermate­rial aufzuspüren ist, im vorliegenden Fall als Akrostichon / Cento:

da waren Bienen da waren Libellen da waren die Schatten die
über das Tischtuch krochen
Friederike May­röcker

ohne sie ist welt tot ist ein unfug

figuren aus schnee (und der neumond)
rose im schnee
ich spreche nicht mehr in der
eisigen nachtluft im schnee
da ist kein wort das ich sagen kann · bin schon halb in der
erde wie sumpfdotterblume
rosendorn in deinem finger sprießt und
ihre seufzer im
krankenzimmer um das atmen zu
erleichtern

mimosen um fünf uhr früh und ich rüste für den
abend dunkelrosen der nacht
ypsilon weglassen weglassen können
robinienbäume in den armen
öl auf eichenholz mit blumen am strand von
cattolica im korbsessel
kauernd auf meinem scheitel schädel die
erde sumpfig und
regen fällt usw.

Ich seh Friederike May­röcker, 1 unbändiger Klassiker, und, ach, wie gut, daß ich das weiß: ein endloser Augenblick : das ist die Beschreibung meines Lebens, ein endloser Augenblick, weiter in der von körbe­weise Material, Blättern, Büchern, Briefen, Heften, Zetteln überfluteten vertrauten Wiener Wohnung während des Gesangs eines angeschneiten / Baums vor dem Fenster an der Schreib­ma­spindel sitzen, sin­nieren – bildhaft sinnenvoll tönendes Material aus tiefgründigsten Gehirnschluchtfalten erlauschend, aufgehend in feins­ten Wort­verschmel­zungen (»Ihre magischen Zeichenketten sind Erleuchtungen«, schreibt Peter Weibel in hab den der die das), und dann ruft Nina Retti an und sagt, und Pierre Michon schreibt über die Hellig­keit des Schreibens und das macht mich ganz wach und dann äugelt mein Ich aus dem Äther und das sind die schönsten Herz Frag­menta­tionen und Herz Seligkeiten – und schreiben, sinnieren und schweigen und lauschen und schwei­gen, sin­nieren, schreiben, das Hirn sendet Funk­sprüche aus, ich schreibe sie pausenlos nieder, mit jedem er­sonnenen, gewonnenen Wort den endlos gespon­nenen gold­schmei­denen Faden auf­nehmend, jedes Gedicht ein Gesicht mit phan­tasie­voll phantas­tischen AugenBlicken, ich lebe in Bildern, ich sehe alles in Bildern, meine ganze Vergangen­heit, Erin­nerungen sind Bilder, ich mache die Bilder zu Sprache, indem ich ganz hineinsteige in das Bild, ich steige solange hinein, bis es Sprache wird, Augenblicken, die Anmut, Begeistrung, Charis­ma, Empfind­samkeit, Farbe, Freude, Gefühl, Hallu­zination, Hoff­nung, Klugheit, Leidenschaft, Liebe, Musik, Originalität, Sehnsucht, Trauer, Traum, Verve, Wärme, Wehmut, Zärtlichkeit usw. vieldeutig, viel­pers­pekti­visch, viel­schichtig abbilden, ab­strahlen, ach! die Waage zu finden zwischen den Lustgärten der Sprache und den Schluch­ten der Sprache oder dem Schluchzen der Sprache auch Ginster­wald. man musz die Sprache empfinden, hier und da ein Gewicht darauf­legen oder wegnehmen wie Apotheker­waage, so musz es stimmen, so musz es tönen, ich seh sie liegen, schlafen, ich träume in der Nacht immer in Sätzen und in Wörtern, ich wache dann mitten in der Nacht auf und mache Notizen, weil ich mich am Morgen an nichts mehr erin­nern kann, träumen, im Schreibzimmer erklingt Musik, habe Bach aufgelegt, und ihre blaue Seele »spannte / weit ihre Flügel aus, / flog durch die stillen Lande, / als flöge sie nach Haus«, usw.

würde alles tuin wenn
du nur lebtest!
Als erstes würden wir zur Albertina,
ins Museumscafé dann zum Feldhasen, 1 Blick
in dein Auge würde mir sagen ob du müde
bist oder ob es noch weitergeht. Weinen
würden wir trotzdem oft, weil
der Abschied noch vor uns läge –

Von wegen ›Abschied‹ – weiter­lesend träum ich wach, ich gehe mit meinen Lieb­lings­büchern auf und ab, Augen fallen zu, hohe Zeit, in den Büchern, um die es hier geht, ein weitres Mal mit krib­belnden Finger­bee­ren zu blättern, hier und dort noch ein Wort oder zwei, noch einen Vers oder zwei, noch eine Zeile oder zwei – Flächen von wildem Sprach Fleisch ich meine Flächen von wilden Sprach Ele­menten – wie durch geschloß­ne Lider anzuschaun, zu streicheln, auf- und mit­zu­nehmen, noch einmal und noch einmal aufzugehn, vom euphonisch atmenden A zum rasant rhythmi­sie­renden aspirierten Z, im Wirbel der wild wehenden Wörter in den mehr als 20 nach 2000 publi­zierten Büchern der Friederike May­röcker – man fängt mit dem Chaos an und schrei­tet zum Kosmos fort :

 

Requiem für Ernst Jandl · 2001 : Endlich er­trunken ersoffen die Sonne / im gloriosen / Meer des herabfallenden Himmels in den / Strömen der geöffneten / Wolken .. hinaus sollte ich ohne Kleid ohne Schuh / Mich durchtränken lassen von diesem / Weihwasser / Welches klopfend und zärtlich tastend anstatt / Geliebtem: Gestorbenem mir erscheint, aus- / Gesetzt bin ich verschüttet, morsches Gebälk / Mein Leib – / Zipf und Zipfel von Abseits: / Du sichtbar nicht mehr nicht wieder

Magische Blätter I – V · 2001 : Diese kreideweißen bedrängten Landschaften, sage ich, diese glänzenden Klatschmohnschöpfe, diese freie Architektur!, diese Zebramuster aus Kreisen, Tränen und Blitzen, diese Dornen und wilden Sträucher, diese Wege von Pfirsichbäumen und Pflaumenbäumen unter eisvogelgrünen Schatten, diese dunkelgrünen Tatzen des in die Fluren tappenden / langenden Waldes

Mein Arbeitstirol · Gedichte 1996 – 2001
 · 2003 : die Küsse auf dem Campingtisch // im Buchgeschäft sie drückt sich leicht an ihn / ihr weiches Drehen Wenden / Nesteln rückenwärts an seine / Brust als suche sie die Nähe eines Trosts während / er zärtlich ihren Scheitel küßt, / indes der Buchhändler im Clothanzug / mit kalten Händen weist auf Platten Tische und Tableaux / die hohen Stapel cellophanverpackter Bücher / auf Campingtischen und Regalen : beklagt den schlechten / Absatz und die tristen Zeiten //indes ich hocke in der Phantasie / und küsse seine linke Wange

Die kommunizierenden Gefäße · 2003 : Habe Sehnsucht nach meinen noch nicht geschriebenen Büchern nach diesen noch nicht geschriebenen Zeilen, Seiten, Saiten und Strähnen, wild und wolfig

Gesammelte Gedichte · 1939 – 2003 · 2004 : wie (= als) Vivaldi ruderte / “radelte“ / auf / dem Teich auf dem krummen gleiszenden Glanzpapier / nämlich auf Algen-, Zypressen Grund .. aus dem Humus / das Zünglein der Zöglinge (Pflanzenstock) : oder / ist das alles zu hermetisch? - sollte ich lieber / schreiben : in seinem Bettuch das Brandloch von der vergessenen / Zigarette? ach ich weisz es gibt nichts zu greifen begreifen

Und ich schüttelte einen Liebling · 2005 : und es schnürt mir den Hals wenn ich das Foto betrachte und ich wische mir das Blut aus den Haaren und ich sinke nieder und ich vertippe mich pausenlos wie ich mich pausenlos verspreche, weil ich die Gedanken ich meine die Gedanken sind mir durcheinandergeraten, und ich kann sie nicht mehr in Ordnung bringen, weil ich kreise um dich, sage ich zu EJ, ich kreise unaufhörlich um dich und ich weine um dich schon so viele Jahre eine so lange Zeit, also ich entwische immer wieder in einen Stolperweg also ich stolpere pausenlos, auch meine Finger, so dass ich mich zurechtweisen muss, zurückführen muss auf den intensiven Pfad meiner Lektüre, nicht wahr, mich selbst an der Hand nehmen und zurückführen, ohne auch nur das kleinste Stückchen Buchstäblichkeit, so Jacques Derrida

Liebesgedichte · 2006 : unter Bäumen Tränenmorgen // für Ernst Jandl // unter Bäumen saszen wir und Waldes Brausen unter / Bäumen sprachen zu einander schwiegen blickten / in den Wald der schon die Blätter warf und fegte / Lindenblütenblätter auf den wegen unter Bäumen saszen / wir und schwiegen unter Bäumen ich allein und / schweigend ohne dich unter Bäumen du allein und / schweigend ohne mich / 13.8.03

Magische Blätter VI · 2007 : erster Gedanke am Morgen : werde ich schreiben können werde ich heute schreiben können werde ich in die Feuerlilien Verfassung geraten, schreiben zu können : Anmerkungsschreiben Anmerkungsstil. Das tagelange Schweigen das Herz flügelt und fliegt wie Karussell, das Nippen an süßer Lektüre, das Knien vor der Maschine, etwas irgend ein Erinnerungsbild treibt mich vom Lager und ich knattere zur Maschine beginne zu flennen und flennen und das ist erst der Anfang

Letzte Dinge · 2008 : Der Tod ist mein Feind. Ich kann die Tatsache des Todes überhaupt nicht akzeptieren. Wenn ich denke, was für eine Lebenszeit andere Lebewesen haben! Riesenschildkröten erreichen ein hohes Alter, manche Bäume werden über 500 Jahre alt, und gerade der Mensch, die sogenannte Krönung der Schöpfung, muß mir 80 oder 90 Jahren abtreten?

Paloma · 2008 : Gehe noch nicht am Stab, habe früher in einem Meer aus Sprache gelebt, habe früher kristalline Texte geschrieben, sitzt man einem schönen jungen Menschen gegenüber, kann es geschehen, dasz man sich mit ihm mit seiner Jugend so sehr identifiziert, dasz man sich selber jung und schön fühlt

Scardanelli · 2009 : Verzaubert ist mir die Welt / und fiebrig in meinem Schädel Nachtviolen Fuchsien Weiden Pinien / und Reseden lauschend im Garten (ich) Krokus und Haferkorn auch, / kirschenessend in tiefer Nacht, auch, ich auch den weich' Kräutern, / Hölderlin

Das zärtliche Sakrament der Sehnsucht · 2009 : Fasanenschreie und dunkle Rosen / oder mehrere Schaufeln Erde, darunter / im Aschengrab was i mal 1 Mensch war // in einem rohen Karren mehrere Schaufeln Erde in einem Kübel / 1 Loch wie 1 kl. ausgehobenes Grab darin der Aschenkrug massenhaft Erde über die Urne geschüttet dann / flachgestampft mit den Füszen

dieses Jäckchen (nämlich) des Vogel Greif · Gedichte 2004 – 2009 · 2009 : diese / welke Rose rote Rose im Glas über den Rand des Glases sich / neigend beugend im Trinkglas am Fenster alternde Rose im Glas / immer noch duftend, das schwalbende / Gewölk wie ich weine, deine Lagunen Herzen du hattest / zahlreiche Herzen und einmal schriebst du an den unteren / Rand eines Gedichtes das du mir gewidmet hattest, dein / ist mein ganzes Herz

ich bin in der Anstalt · Fusznoten zu einem ungeschriebenen Werk · 2010 : Ich verlerne den Code der mich durch dieses Buch begleitet hat, sage ich zu Ely, also musz ich es enden, wie ich die Wälder auf- und niedergerast, wie ich die Käferchen, den Weg zur Kapelle auf dem Berg, und mit dem Messerchen den Mond abgeschuppt dasz da nur noch 1 Schatten, und überhaupt alles abgeschuppt: die Sonne die Glut der Stürme die luzide ratio, usw. die Lyra im Sesselrücken, der Schatten des Vogels flog auf mich zu, sage ich zu IHM, die Stunden die Wochen die Jahre seien so rasch vergangen als säsze man im Zug und die Landschaft flöge vorbei und das Ende der Reise sei nahe

vom Umhalsen der Sperlingswand, 1 Schumannwahnsinn · 2011 : das Lorbeerbäumchen spricht zu mir sehr leise man hört es kaum es drückt sich grün in die Ecke des Zimmers oh sage ich wie schön du bist sein Blattwerk reglos 1 wenig wie Säge wie Schleier wie Sprache wie grüner Schnee ich halte ihm grüne Lettern vor seinen Leib dasz es erzittert weiszt du noch sage ich zu ihm damals in den Holundernächten den Liliennächten als der Mond in eine Wiege damals als es ächzte im Gezweig der beiden Birnbäume vor dem Tor

Von den Umarmungen · 2012 : wir tanzen auf kleinstem / Parkett nach Charles Aznavours La Bohème, ich meine die / Pantomime des Lebens weil ich spreche nicht mehr da ist kein / Wort das ich sagen kann, die Weiden des Stadtparks haben sich / gewölbt über meine Tränen und ich umarme die Birke am zu- / gefrorenen Teich des Stadtparks

ich sitze nur GRAUSAM da · 2012 : mein Schreiben ist mein Hochamt, sage ich, es wird mich auslöschen, aber ich kann davon nicht lassen … unser Bett ist unser Büro, sage ich, hier wird geschlafen, geschrieben

études · 2013 : das Zucken der Lider Liebster der Vögelchen offene / Schnäbel Schädel morgen wie's mundet, schnäbelnd um einen / blühenden Ast

Gleich möchte ich mich auf deinem Bild niederlassen
 · 2014 : HASE! HASE! suche Praktikerin nicht Wolkenfrau, weißt du, 1 / Hauch v. Rose, Flügel v.Sommer's Ende, flamme ich flehe ich dich / Allee v.Apfelbäumchen sausen mir. Aufschlägt Nachsommer's Auge / Am horizont, eine Kaskade v.Tränen, ich meine das Flügelpaar eines / Rapper's, die welken Blütenblätter der Bauernrosen im Glas, “Re- / Signation füllet mein Leben aus“ so Beethoven an seinen Bruder, / “nit zart' Gefieder, o denke mein, verschleiert diese Stunden, / nicht genug krieg' ich von dir, o fürchtegott der Wachtelschlag, / habe eben den Hirt auf den Felsen fertig komponiert, 2 ideale /Sätze übereinander am Morgen, weißt du, in meinem Stirnhimmel ..“

Landschaft mit Verstoßung · 2014 · Nein lassen Sie gut sein ich verliere jetzt den Verstand, meine Lebens­gebündelt­heit: ich meine Lebens­gebunden­heit hebt sich auf, wenn ich in meinen Lieblings­büchern lese, so daß ich dazwischen leicht (unbemerkt) sterben kann, die Hölle ist nur ein Abzeichen.

cahier · 2014 : Wir hören Eric Satie am Morgen am Abend : 3 Stücke in der Form einer Birne, biszchen drüberflammen, sage ich, so birnengelb in Cornwall, 1 Bristol-Ding in Gartenküche (Garküche) Schmerz in Kniekehle, schwärmender Phlox, freilich fuhren oft feierlich mit dem Automobil überland während der zarte Wind die Ästchen in unser Haar, usw. Ach dieses Zausen Zerzaustsein kl. Rute wippend ins Auge. Die glücklich Brust Gottes / als du kamst

*


Und wenn ich, wie so oft in Hochsommerzeiten nach 2000, monatelang nicht schreiben kann, schlagen mir, beispielsweise zu den Tönen der neun Trompeten aus Leoš Janáceks Sinfonietta, May­röckers Wörter in den Kopf: Wenn ich ein, zwei Tage nicht schreiben kann, bin ich verzweifelt und fürchte, es ist aus. Dann, durch irgendetwas, einen Brief, häufig durch Lektüre, komme ich wieder hinein. Jacques Derrida hat mich sehr angeregt mit seinen literarischen Texten. Beckett hat mich sehr geprägt. Roland Barthes hat es mir angetan. Claude Simon, Marguerite Duras und Georges Bataille, besonders sein Roman Das Blau des Himmels. Das schreibe ich mir alles heraus. Wo ich nichts exzerpieren kann, lese ich auch nichts. Wie eine Lumpensammlerin notiere ich Sätze und Wörter, die ich oft auch völlig überarbeite.

* * *


PS Nach Veröffentlichung des Essays Bettlerin des Wortes im Poetenladen Ende September 2010 erhalt ich, unverhofft, erstmals eine E-Mail von Christel Fallenstein:

Vor einigen Tagen machte mich Crauss, der aus Lettland schreibt, auf Ihren Essay aufmerk­sam. Todmüde las ich in der Nacht noch alle acht Seiten. Zu FM sagte ich am nächsten Abend am Telefon, als ich den Text, schon etwas wacher, erneut gelesen hatte: TB schreibt so begeis­tert über FM, wie ich es täte, wenn ich schreiben würde. Dann las ich ihr einige Stellen vor, sie zwi­schen­durch darauf aufmerksam machend, daß Breuers und FMs Sätze sich ohne Punkt und Komma und Anführungs­zeichen ei­nträchtig vermischen. FM nannte das: »Ver­mählung«. Gestern nun, als die Tochter der Prager Dichte­rin Bohumila Grögerova, die Über­setze­rin Michaela Jacob­senova, hier bei uns war, um FM zu treffen (in Wien, in der Zentagasse 1, wo auch Crauss FM schon mehr­mals traf), über­gab ich der Dichterin die aus­gedruck­ten acht Seiten. Das war um 18 Uhr. FM ging bald wieder, aber um 20 Uhr 30 hatte sie den ganzen Essay gelesen – und war sehr begeis­tert. Sie wolle Ihnen wenigstens ein paar Zeilen schreiben. Aber, ich habe keine Post­adresse, um die ich Sie sehr bitten würde, damit ich sie weiter­reiche.

Der Brief mit einer in Grün skizzierten Frau im langen Kleid, die die Hände sternen­himmel­hoch­jauch­zend hoch­reißt und mir zuflüstert: Danke, lieber Theo Breuer, ich freue mich sehr, kommt bald. Ein halbes Jahr danach erscheint der Essay, in »Matrix 24«, erstm­als in gedruckter Form, und wiederum einige Monate später fragt Traian Pop, ob ich nicht eine May­röcker-Matrix edieren wolle. Ich sage umgehend zu, und wir vereinbaren 60 bis 70 Seiten mit etwa einem Dutzend Bei­träger. Conditio sine qua non meinerseits sei aller­dings, daß Friederike May­röcker sich ebenfalls mit Gedichten zu beteiligen wünsche. Deren Zusage kommt schnell. Und so beginnt eine von Tag zu Tag ra­santer werdende Zusammen­arbeit mit Chris­tel Fallen­stein, die, nach meh­reren hundert E-Mails und etlichen Tele­fonaten, »ereignisreiche, schöne und aufregende Tage«, dazu führt, daß sich in »Matrix 28. Atmendes Alphabet für Friederike May­röcker« auf 245 Seiten Bilder und Texte von 77 Menschen um May­röckers Gedichte scharen. Während ich »Über­schwemmt, die Lust am Taumel · Die atmenden Alphabete der Friederike May­röcker« schreib und vor lauter Wörtern den Hasen nicht mehr im Pfeffer liegen seh, zieh ich zwischendurch Ernst Jandls 2001 bei Luchter­hand erschie­nene »Letzte Gedichte« aus dem Regal, steig, zum wiederholten Mal, in die so tief greifenden Verse, komm zur Seite 17 und les:

der hase hält den hut
vor das brett.
die demut des gedichtes
macht es wett.
du sollst nicht lügen
aber du sollst auch nicht
glauben daß du die wahrheit sagst.
du sollst dich verkleinern
bis du für keinen mehr
sichtbar bist.

Moment mal, denk ich, »greif erneut nach dem Buch, zu dem ich mich, vom ersten Moment an, so heftig hingezogen fühl«, nämlich dieses Jäckchen (nämlich) des Vogel Greif, und, jajaja, da ist es schon:

Tiergarten Berlin, ca. '71. Für Ernst Jandl lasz ihn er sagte lasz ihn, das liebe schwarze Ding am Wiesen- rand, es hoppelte nein hinkte nah zu mir, lasz ihn er sagte lasz ihn er könnte krank sein und wird bald sterben. Rühr ihn nicht an ich weinte sehr ich weinte schon es dauerte mich das hilf- lose Geschöpf, er sagte lasz ihn, ich hockte mich zu ihm. Er sagte lasz ihn, ich wollte ihn berühren, er sagte lasz ihn, er könnte krank sein, wird bald sterben. So schützte er mich jeder- zeit er liebte mich, das Tier es könnte krank sein in meinen Armen sterben, so schützte er mich jederzeit – ich tat das gleiche nicht für ihn jetzt weine ich es ist zu spät. Jetzt kann er nicht mehr schützend seine Hand, ich habe ihn geliebt jedoch nicht aussschlieszlich genug, jetzt weine ich es ist zu spät. Der dicke schwarze Hase mit verkohltem Mund 28.8.08

Es ist spät, die Kerz flackert wild, ich seh auf das Bild und schwitz und sitz bloß stillschweigend da, »wo nehm' ich, wenn / Es Winter ist, die Blumen« –

* * *


Friederike May­röcker · Werk nach 2000
 
Friederike May­röcker, cahier, 192 Seiten, Suhrkamp Verlag, Berlin 2014.

Friederike May­röcker · Linde Waber, Gleich möchte ich mich auf deinem Bild nie­der­lassen · Tages­zeich­nungen und Texte 1983 bis 2014, heraus­ge­geben von Christel und Matthias Fallen­stein, Nach­wort von Matthis Fallen­stein, 160 Seiten, Mehr­farb­druck, von Autorin und Künst­lerin sig­niertes Künst­ler­buch in limitierter Auflage von 199 Exem­plaren, Mandel­baum Verlag, Wien 2014. Siehe Beitrag: Da mein Herz immer höher schlägt  externer Link

Bodo Hell · Friederike May­röcker, Landschaft mit Verstoßung · Ein drei­faltiges Hör­stück · mit den Stimmen von Frie­derike May­röcker und Bodo Hell sowie psycho­akustischen Natur­tönen von Martin Leitner, CD, 32 Seiten, Mandelbaum Verlag, Wien 2014. Siehe Beitrag: Da mein Herz immer höher schlägt  externer Link

Friederike May­röcker, études, 193 Seiten, Suhrkamp Verlag, Berlin 2013. Siehe Beitrag: »Fetzchen« · It's Mayröcker Time externer Link

Friederike May­röcker, Von den Umarmungen, 48 Seiten, Insel Verlag, Berlin 2012.

Friederike May­röcker, ich sitze nur GRAUSAM da, 141 Seiten, Suhrkamp Verlag, Berlin 2012.

Friederike May­röcker, vom Umhalsen der Sperlingswand, oder 1 Schumann­wahn­sinn, 41 Seiten, Suhrkamp Verlag, Berlin 2011.

Friederike May­röcker, ich bin in der Anstalt. Fusznoten zu einem nicht­geschriebenen Werk, 190 Seiten, Suhr­kamp Verlag, Berlin 2010.

Friederike May­röcker, dieses Jäckchen (nämlich) des Vogel Greif, 356 Seiten, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009.

Friederike May­röcker · Vroni Schwegler, Das zärtliche Sakrament der Sehnsucht · Gedichte und Radierungen, 24 Seiten, handgesetztes und -gedrucktes Künstlerbuch in einer Auflage von 250 Exemplaren, Babel Verlag, Denklingen 2009.

Friederike May­röcker, Scardanelli, 57 Seiten, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009.

Friederike May­röcker, Paloma, 198 Seiten, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008.

Julia Kospach, Letzte Dinge · Ilse Aichinger und Friederike May­röcker · Zwei Gespräche über den Tod, mit Assemblagen von Daniel Spoerri, 56 Seiten, Blockbuch, Mandelbaum Verlag, Wien 2008.

Friederike May­röcker, Magische Blätter VI, 302 Seiten, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007.

Friederike May­röcker, Liebesgedichte, ausgewählt und mit einem Nachwort versehen von Ulla Berkéwicz, 141 Seiten, Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 2006.

Friederike May­röcker, Und ich schüttelte einen Liebling, Prosa, 238 Seiten, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005.

Friederike May­röcker, Gesammelte Gedichte · 1939 – 2003, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Marcel Beyer, 856 Seiten, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004.

Friederike May­röcker, Mein Arbeitstirol · Gedichte 1996 – 2001, 215 Seiten, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003.

Friederike May­röcker, Die kommunizierenden Gefäße, 90 Seiten, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003.

Friederike May­röcker, Magische Blätter I – V, 543 Seiten, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001.

Friederike May­röcker, Requiem für Ernst Jandl, 47 Seiten, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001.
 
Theo Breuer    20.12.2014    Druckansicht  Zur Druckansicht - Schwarzweiß-Ansicht

 

 
Theo Breuer
Lyrik
Gespräch
Porträt