Hadayatullah Hübsch
Berlin-Taxi (yesterday)
In diesem hellen Winter
Hingen schwarze Monde über der Stadt,
Wir setzten die Nacht unter Feuer,
Du tratst hinter mich wie eine
In fremde Länder gekleidete Frau,
Ich zerfurchte meine Stirn mit dem Saphir,
Den ich in einer Holzkiste neben dem
Kohleofen im Haus Waldfriede aufgestöbert
Hatte, dein Lächeln wurde hart,
Als ich versuchte, das Licht der
Gewaltsamen Liebe anfzudrehen,
Dann zersplitterte mein inneres Auge,
Sterne fielen in den Wann-See,
Ich parkte meine Haut in einem billigen
Milchmädchenkaffee, die Zeitungen
Von Morgen rochen wie Maggie-Würfel,
Ich sah aus dem Spiegel wie ein Vampir,
Traurige Lieder flossen über
Die Kreuzungen der Schneestraßen,
Ich plünderte die Blumengeschäfte und
Schenkte verletzten, entsetzten
Verkäuferinnen mit gehetztem Blick meinen Paß.
Hadayatullah Hübsch, geboren 1946 in Chemnitz, gestorben 2011 in Frankfurt a.M. Schriftsteller, Publizist, Aktivist der 68er-Bewegung und langjähriger Pressesprecher der Ahmadiyya Muslim Jamaat in der Bundesrepublik Deutschland e.V. Zuletzt erschien Monolith (Edition Schwarzdruck 2010).
Das Gedicht ist abgedruckt in der Anthologie: Es gibt eine andere Welt.
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Eine Lyrik-Anthologie aus Sachsen
Andreas Altmann / Axel Helbig (Hg.)
Nachwort: Peter Geist
poetenladen, Leipzig 2011
400 Seiten, 24.80 Euro
Weitere Details
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14.01.2011