Tom Pohlmann
Über den Mehrwert der in der Steppe versteckten Skulpturen
Nirgendwann wird die Rede sein
von diesem Bauwagen,
der im Gestrüpp steht –: ein Versprechen,
nicht mehr eingelöst, verhüllt schon
vom Brombeerlaub. Eher von der Verlassenheit
wird gesprochen werden,
mit der die Tür sich bewegt
im Wind, mit einem Kleiderbügel
und einem Arbeitsanzug –
oder von einer Anmerkung
über so vieles, was war. Leicht verdreht
und nach oben gerichtet
wandert über dem Kragen
am Bügel ein Luftballonherz –
das noch irgendwer angebracht hat,
der nach dem Argument
für so viel Wildnis suchte
und damit nicht verkehrt lag.
Nach einem Taschenmesser zu greifen
und den Luftballon vom Strick zu schneiden
mit der Begründung, das Ballonherz
sollte noch einmal frei sein
von alldem, wäre ein Leichtes
gewesen. Das Arrangement
so zu belassen, es komplett herauszuheben
und mit in die Sprache zu nehmen
garantiert diesem Zeitraum
jedoch fast die längere Flugzeit.
Tom Pohlmann, geboren 1962 in Altenburg/Thüringen, lebt in Leipzig. Gedichtbände: Solo bei Volxmond 1996; Die Geschwindigkeit der Formeln 2008
Das Gedicht ist abgedruckt in der Anthologie: Es gibt eine andere Welt
25.11.2011