Ulrike Almut Sandig
eben noch Radio gehört. du schaust geradeaus.
der Motor macht leise Geräusche. im Rücksitz
das Kind schläft mit offenen Augen. Empfang
ist gestört: aus den Boxen ein Rauschen, kein
Regen, ein aufgestiegener Nebel vor dir, eben
war alles noch da: Sicht und geräumte Wege
Schneewehen über den Gräben. zur Seite fällt
Hang, nicht sichtbar, wie tief. schwere Tiere
im Flug – über den Teer geht Nebel wie Wind
wie eben noch hörbar, wie Weiches, wie blind.
Ulrike Almut Sandig, geboren 1979 in Großenhain, lebt in Leipzig. Gedichtbände: Zunder 2005/2009; Streumen 2007; Dickicht 2011 (Schöffling & Co.)
Das Gedicht ist abgedruckt in Dickicht (Schöffling & Co. 2011) und in der Anthologie: Es gibt eine andere Welt.
21.05.2011