Renatus Deckert
Plötzensee
Senkst du die Lider, so siehst du noch immer
die Haken,
den schwarzen Balken unter dem Dach.
Blank
stehn die Wände, ihr Grau faßt die Leere,
die Stille ein, in die du behutsam
die Schritte
setzt.
Eine Stille, die Steine auf deine Zunge
legt, die dich einhüllt wie
Rauch.
Kein Fleck an der Mauer
erzählt von dem letzten Blick, der ihn
traf.
Nur das Papier, vom Farbband geschwärzt,
hielt fest,
was geschah: die Punkte wie Krater
ins Blatt geschlagen,
und hinter den Namen mit kratzender Feder
die Haken.
Renatus Deckert, geboren 1977 in Dresden, lebt in Berlin. Website des Autors Das Gedicht ist abgedruckt in der Anthologie: Es gibt eine andere Welt
22.07.2011